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Nebenwirkungen

Nebenwirkungen

Titel: Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Allen
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Glühen brachte. Eigentlich war ich überhaupt nicht vorbereitet auf so eine plötzliche Einwilligung. Meine vom Wein befeuerte Dreistigkeit war ein Versuch gewesen, das Fundament für die Zukunft zu legen, so daß es, wenn ich wirklich auf ihr Boudoir anspielen würde, sagen wir, zu irgendeinem diskreten späteren Zeitpunkt, nicht ganz aus heiterem Himmel käme und irgendwelche leidvoll geknüpften platonischen Bande verletzte. Doch zaghaft, schuldgeplagt, Schwarzmaler, der ich bin, diese Nacht mußte mir gehören. Connie Chasen und ich fühlten uns in einer Weise zueinander hingezogen, die nicht zu verleugnen war, und eine kleine Stunde später wanden wir uns in Ballettfiguren durch die Laken und vollführten mit totalem Gefühlsengagement die absurde Choreographie menschlicher Leidenschaft. Für mich war es die erotischste und befriedigendste Liebesnacht, die ich je erlebt hatte, und als sie hinterher entspannt und zufrieden in meinen Armen lag, dachte ich gründlich darüber nach, wie wohl das Schicksal mir seine unvermeidlichen Gegenforderungen abverlangen werde. Würde ich bald blind werden? Oder querschnittsgelähmt? Welchen gräßlichen Preis würde Harold Cohen zu blechen gezwungen sein, damit das Universum weiter seine harmonischen Runden zöge? Aber das sollte alles später kommen.
    In den folgenden vier Wochen platzten keine Seifenblasen. Connie und ich erkundeten uns gegenseitig und freuten uns an jeder neuen Entdeckung. Ich fand sie temperamentvoll, aufregend und aufgeschlossen; ihre Phantasie war erfinderisch und ihre Bemerkungen gebildet und abwechslungsreich. Sie konnte über Novalis diskutieren und aus dem Rigweda zitieren. Den Text jedes Liedes von Cole Porter wußte sie auswendig. Im Bett war sie unverkrampft und versuchsfreudig, ein echtes Kind der Zukunft. Auf der Minusseite mußte man schon kleinlich sein, um Fehler zu finden. Klar, sie konnte launenhaft sein wie eine kleine Göre. Im Restaurant änderte sie unweigerlich ihre Bestellung, und zwar immer viel später, als es sich gehörte. Stets wurde sie wütend, wenn ich sie darauf hinwies, daß das dem Kellner oder Koch gegenüber nicht ausgesprochen nett sei. Ebenso wechselte sie jeden zweiten Tag ihre Diät; sie hing mit ganzem Herzen an einer und verwarf sie dann zugunsten irgendeiner neuen, neumodischen Theorie über das Abnehmen. Nicht, daß sie auch nur im entferntesten zuviel gewogen hätte. Ganz im Gegenteil. Um ihre Figur hätte sie ein Vogue-Mannequin beneidet, und doch trieb sie ein Minderwertigkeitskomplex, der es mit dem Franz Kafkas aufnehmen konnte, in Ausbrüche quälender Selbstkritik. Wenn man sie so reden hörte, war sie ein pummeliges kleines Nichts, das kein Recht darauf hatte zu versuchen, eine Schauspielerin zu sein, und noch viel weniger, sich an Tschechow zu vergreifen. Meine Beteuerungen waren vorsichtig ermutigend, und ich ließ sie weiterplätschern, obgleich ich das Gefühl hatte, wenn Connies berückende Wirkung nicht aus meiner verzückten Freude über ihr Gehirn und ihren Körper ersichtlich würde, dann wäre alles Reden der Welt nicht überzeugend.
    Im Laufe von etwa sechs Wochen einer herrlichen Romanze kam ihre Unsicherheit eines Tages in voller Größe zum Vorschein. Ihre Eltern wollten in Connecticut eine Grillparty veranstalten, und ich sollte endlich ihre Familie kennenlernen.
    "Dad ist phantastisch", sagte sie voll Verehrung, "und sieht phantastisch aus. Und Mom ist hübsch. Deine Eltern auch?"
    "Hübsch würde ich nicht sagen", gestand ich. Eigentlich hatte ich eine ziemlich vage Vorstellung vom körperlichen Äußeren meiner Familie, wobei mir die Verwandten von der Seite meiner Mutter wie etwas vorkamen, was normalerweise in Petrischalen gezogen wird. Ich war sehr streng gegen meine Familie, und wir neckten uns alle auch ständig gegenseitig und stritten uns, aber hingen aneinander. Wirklich, eine Nettigkeit war mein ganzes Leben lang nicht von den Lippen irgendeines Familienmitglieds gefallen, und ich nehme an, das geschah auch nicht, seit Gott seinen Bund mit Abraham geschlossen hatte.
    "Meine Angehörigen streiten sich nie", sagte sie. "Sie trinken, sind aber wirklich höflich. Und Danny ist nett." Ihr Bruder. "Ich meine, er ist komisch, aber lieb. Er schreibt Musik."
    "Ich freue mich, daß ich sie alle kennenlerne."
    "Ich hoffe, du verguckst dich nicht in meine kleine Schwester Lindsay."
    "Na klar."
    "Sie ist zwei Jahre jünger als ich und so gescheit und sexy. Jeder ist ganz verrückt nach

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