Nebra
Team hätte. Sie und John sind ein phantastisches Paar.«
Hannah sah zu John hinüber und ergriff seine Hand. Sie setzte zu einer Erwiderung an, doch dann verwarf sie den Gedanken und hielt lieber den Mund. Manchmal war es besser, zu schweigen.
Eine halbe Stunde später endete die Vorstellung. Die Presse verschwand, die Absperrungen wurden entfernt, und endlich durften die Museumsbesucher den Raum betreten und die neuen Funde selbst in Augenschein nehmen. Dr. Feldmann, der die Aufgabe, die geschichtlichen Hintergründe zu erklären, an seine Spezialisten delegiert hatte, kam zu ihnen herüber. Auf seiner Stirn glänzte der Schweiß, aber das Strahlen in seinen Augen zeugte davon, wie sehr er die Veranstaltung genoss. »Mister McClune«, sagte er, ergriff Strombergs Hand und schüttelte sie freudestrahlend. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, dass Sie und Ihr Assistent es einrichten konnten, unserer kleinen Veranstaltung beizuwohnen. Als Spender werden Sie am heutigen Tag natürlich mein Ehrengast sein. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie nachher ein wenig durchs Museum führen dürfte, ehe wir dann gemeinsam zu Mittag essen werden. Sie müssen mir alles erzählen. Ich bin so gespannt, die Geschichte des Steins zu erfahren. Am liebsten würde ich alle Termine absagen und direkt mit Ihnen nach Schottland fliegen. Doch leider ...«, er deutete auf die Menschenmenge. »Sie sehen ja selbst.« »Leider werde ich Ihr großzügiges Angebot nicht annehmen können«, antwortete Stromberg mit perfektem schottischen Akzent. Hannah war erstaunt, wie wandlungsfähig der Mann war. Vermutlich seine jahrelange Übung, ein Doppelleben zu führen.
»So leid es mir tut, aber ich werde mich in einer Stunde zu meinem Privatjet begeben und nach Hause zurückkehren«, sagte er. »Geschäfte, Sie verstehen.«
»Oh, wie schade.« Die Enttäuschung war Dr. Feldmann anzusehen.
»Aber betrachten Sie sich jederzeit als herzlich eingeladen«, fuhr Stromberg fort. »Der Fundort in John o'Groats steht Ihnen jederzeit zur Verfügung. Besichtigen und examinieren Sie ihn, sooft Sie wollen. Ich werde vermutlich nicht zugegen sein, weil meine Geschäfte in Südamerika mich gerade sehr in Anspruch nehmen. Meine Leute werden Ihnen in allen Dingen behilflich sein.«
»Das freut mich sehr, aber sind Sie sicher, dass Sie nicht vielleicht doch noch ein paar Minuten Zeit hätten ...?« »Ganz sicher nicht. I'm sorry.«
»Nun ja, das lässt sich nicht ändern. Aber Sie werden mich doch bestimmt begleiten, Dr. Peters, nicht wahr?« »Ich fürchte, ich muss ebenfalls passen«, sagte Hannah. »Meine Eltern und meine Schwester sind extra aus Hamburg angereist, und ich habe ihnen versprochen, mich um sie zu kümmern. Tut mir leid.«
Im Gegensatz zu vorhin hatte Hannah das Gefühl, dass Feldmann diesmal erleichtert war. Ihr Verhältnis zueinander hatte von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden. Nach Hannahs Weigerung, ihm etwas über die Herkunft des Dolches zu verraten, waren sie übereingekommen, ihr Vertragsverhältnis zu beenden. Feldmann hatte seine Sensation bekommen, und Hannah wollte weit weg sein, wenn herauskam, dass die Scheibe nur eine Reproduktion war - angefertigt in den eigenen Werkstätten. Ob es jedoch überhaupt dazu kommen würde, war fraglich. Alle Tests an der Scheibe waren abgeschlossen, und es gab keinen ersichtlichen Grund, warum irgendjemand sie jemals wieder unter ein Mikroskop legen sollte.
Mal abgesehen davon, dass alle Blicke sich in den nächsten Jahrzehnten auf den Dolch und den Stein konzentrieren würden. Zwei Objekte, die unzweifelhaft echt waren. Nein, die Akte Himmelsscheibe war für sie nun geschlossen. »Nun ja«, sagte Feldmann. »Was sich nicht ändern lässt, lässt sich nicht ändern. Ich habe unsere Zusammenarbeit immer genossen. Was werden Sie tun, jetzt, da Sie wieder frei sind.« »Ich weiß noch nicht«, sagte Hannah und fügte dann mit einem vielsagenden Blick zu Norman Stromberg hinzu: »Ich habe ein sehr interessantes Angebot erhalten, das ich mir in den nächsten Tagen gründlich durch den Kopf gehen lassen werde. Aber zuerst mal werde ich einige Tage mit meiner Familie verbringen. John und ich sind angewiesen worden, uns zur Verfügung zu halten. Kommissarin Benrath hat nach dem Rücktritt des amtierenden Polizeipräsidenten dessen Amtsgeschäfte übernommen. Sie versucht gerade herauszufinden, was genau in der Unglücksnacht am Brocken geschehen ist. Ein undurchdringliches
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