Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
antwortete Khalil leise und zwinkerte erfreut.
»Ich denke, also bin ich!«, zitierte Nuri. »In diesem Fall trifft wohl besser die Feststellung zu: Ich singe, also ich bin.«
Hassan trat ganz nahe an die dicke Panzerglasscheibe heran, die den Kontrollraum vom Hangar trennte.
»Diese Wesen sind so fremdartig, dass wir sie nicht verstehen werden. Sie vermehren sich durch Teilung, und zwar immer dann, wenn sie auf eine Umgebung treffen, die genügend freien Sauerstoff bietet. Werden sie im All ausgesetzt, dann sterben sie nicht, sondern kapseln sich ein. In diesem Zustand überstehen sie Millionen, vielleicht sogar Milliarden von Jahren. Ihr hättet sie nicht extra retten und bergen müssen.«
»Aber was hat es mit diesem seltsamen Raumschiff auf sich, mit dem sie im Sonnensystem angekommen sind«, wollte Nuri wissen.
Hassan lächelte kurz und erklärte.
»Es handelt sich um eine biologische Einheit. Ein enorm groß gewachsener Mehrzeller, der einer Bakterie gleich durch Anpassung in der Lage ist, den Raum, das All und höhere Dimensionen zu durchqueren.«
»So etwas ist unmöglich!«, widersprach Nuri erstaunt, doch Hassan gab zu bedenken: »Wir züchten Bakterien, die Antibiotika produzieren. Wir nutzen die kleinen Zellfabriken für verschiedenste Aufgaben. Manche sind programmiert, um Medikamente und Enzyme zur Heilung von Krebs herzustellen, andere sorgen lediglich dafür, dass aus Milch Jogurt wird.«
Hassan Khalil wandte sich von den Froniten ab und sah Nuri direkt in die Augen.
»Dieses Riesenbakterium hat die Fähigkeit entwickelt, im All zu überleben, Energie zu sammeln und durch das tachyonische Kontinuum zu springen. Die Froniten sind einfach im Körper des Gigant-Mehrzellers mitgereist. Beide Lebensformen sind sehr fremdartig, trotzdem haben sie ihren Platz in diesem Universum gefunden und können das Recht beanspruchen, weiter zu existieren.«
Nuri senkte den Blick und dachte über Hassans Worte nach. Dieser Mann war nicht gefährlich oder gar aggressiv. Er bewies vielmehr ein tiefes kosmisches Verständnis. Die Astropsychologin war beeindruckt und ergriffen zugleich.
»Wer weiß, wie viele Lebensformen, außer ihnen, noch da draußen sind, die sich komplett unserer Vorstellung entziehen«, ergänzte sie Hassans Gedankengänge.
Ein leises Zischen war plötzlich von der Decke zu hören. Etwas wurde durch die Klimaanlage in den Raum geleitet. Sofort erinnerte sich Nuri wieder an die Drohung der Kommandantin.
»Hassan! Das Gas! Sie wollen dich außer Gefecht setzen!«, rief die Hybridin in aufkommender Panik. »Sie nehmen keine Rücksicht auf mich!«
Der Techno-Hybride lächelte ihr jedoch nur entgegen. »Vertraust Du mir, Nuri?«
Die Hybridin nickte schnell. »Ja, das tue ich. Es wird uns aber nicht viel nutzen. Dieser Kampfstoff wird uns töten.«
Die Säurewolke senkte sich langsam auf die beiden herab, feiner Nebel begann die Atemluft zu durchmischen und stach in den Lungen wie Feuer.
Nuri krümmte sich zusammen und wurde von einem Hustenanfall durchgeschüttelt, da ergriff Hassan blitzschnell ihre Hand und im selben Augenblick versank die Umgebung in einem Wirbel aus Licht. Die Hybridin fühlte sich übergangslos schwerelos, so als ob sie ins Unendliche stürzen würde. Dann formierte sich die Umgebung vor ihren Augen erneut und ein anderer Raum war zu sehen.
»Die Kommandozentrale!«, entfuhr es Nuri erstaunt. Dann blickte sie direkt in die entsicherten Strahlengewehre der Stationswache.
Nok hatte die beiden bereits erwartet.
»Wir wussten nicht genau, wohin Sie springen werden. Ich habe dennoch richtig vermutet.«
Hassan Khalil wirkte leicht reserviert. »Es ist nicht leicht Ihr Vertrauen zu gewinnen, Kommandantin. Selbst Nuri würden Sie in Lebensgefahr bringen, nur um mich herauszufordern. Sie wussten genau, dass ich nicht zulasse, dass ihr etwas geschieht.«
Hassan warf dem anwesenden Hangarmeister einen kurzen Blick zu und fuhr sarkastisch fort: »Es ist nur schade um den Kontrollraum. Ich denke, der Hangarmeister muss die Innenausstattung austauschen lassen.«
»Eine Belüftung wird vollkommen genügen, denn es war nur harmloses Reizgas«, erwiderte die Kommandantin. Sie lachte kurz auf.
»Zumindest weiß ich jetzt, dass Sie noch Sie selbst sind und nichts Böses im Schild führen. Das Wohlergehen von Nuri liegt Ihnen am Herzen.«
Hassan Khalil blickte kurz in die Runde der Soldaten, die überrascht feststellen mussten, dass die Ladung ihrer Waffen erlosch. Hassan zog auf
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