Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
für ihn in der Gegenwart und nicht in ferner Vergangenheit.
»Die Angreifer sind so zahlreich wie die Sterne am Himmel und wir können ihnen nur ein paar wenige Schiffe entgegen schicken! Bürger von India, flüchtet euch in die unterirdischen Schutzanlagen, wenn ihr noch könnt! Kämpft gegen die feigen Rexas, gleich, wo sie auf unserer Welt mit ihren Schiffen niedergehen, denn sie trachten nach unseren jungen Söhnen und Töchtern. Doch die Rexas sind es nicht, die unsere Welt angreifen. Sie kommen nur wie Fliegen im Schatten eines viel mächtigeren Gegners, dessen Waffen so zerstörerisch sind, dass wir ihnen nichts entgegensetzen können.«
Der junge Chot unterbrach die Aufzeichnung und sah Herimos nachdenklich an. Seine Stimme klang unsicher und schwankend, als er fragte: »Wer ist deine Quelle? Du gibst vor Wissen zu besitzen, das sich zum Teil mit diesen gefälschten Daten deckt. Vielleicht hast Du selbst die Speicherblöcke manipuliert!«
Herimos fixierte den jungen Chot eindringlich. »Ja, ich kenne die traurige Geschichte der Progonauten. Ich habe sie aus erster Hand erfahren. Sie ist eine Progonautin von Atlantika. Ihr Name wird dir vielleicht nichts sagen: Vasina von Atlantika.«
Ramir atmete heftig und fuhr auf. »Das soll deine Quelle sein? Die Herrscherin der hellhäutigen Atlantiker? Natürlich kenne ich Prinzessin Vasina! Jeder Progonaut von India kennt sie. Die Prinzessin war oft auf unserer Welt zu Gast, um ihren kranken Vater bei den Ratssitzungen zu vertreten.« Ramir schüttelte ungläubig den Kopf. »Du hast dich selbst überführt. Vasina würde niemals, nicht in tausend Sonnenzyklen, mit jemandem wie dir sprechen.«
Herimos hatte von der Aufsässigkeit des jungen Progonauten nun genug. Er zeigte seine Zähne und brüllte laut: »Und doch ist es so! Setze die Aufzeichnung jetzt fort! Unsere Zeit ist sehr knapp bemessen! Diese Diskussionen führen zu nichts.«
Ramir reagierte erschrocken auf die Drohgebärde des Neo-Sapiens und gehorchte. Er spürte, dass es Herimos bitterernst war.
Im Verlauf der Aufzeichnung war zu erkennen, dass Schanthiers Schiff mehrmals getroffen wurde. Schwere Erschütterungen durchliefen die Kommandozentrale. Das Flaggschiff war in Kampfhandlungen verwickelt. Schanthiers Stimme klang nicht mehr so kraftvoll und selbstbewusst. Der Herrscher musste bereits ahnen oder wissen, dass es kein Entkommen für ihn und seine Mannschaft mehr gab.
»Der letzte Abwehrring auf den Monden von Taigier wurde soeben zerschlagen. Ich ziehe mich mit den letzten Schiffen auf eine Verteidigungslinie vor India zurück. Hier werden wir die Trägerschiffe der Angreifer erwarten und sie entweder stoppen oder alle zusammen untergehen! Ich bete zu unseren Göttern, dass sie niemals unser höchstes Gut in die Hände bekommen, den Schatz, den unsere Vorfahren so lange Zeiten sicher bewahrt haben! Finde er Frieden im Schoß von Synthia, der Göttin der Vorsehung und der Schutzpatronin des Glücks!«
Ein schwerer Schlag traf das Flaggschiff Schanthiers und die Aufzeichnung brach abrupt ab. Ein holografisches Symbol zeigte an, dass die Verbindung nicht mehr hergestellt werden konnte, dann wurde die Aufzeichnung gestoppt.
»Weitere Aufzeichnungen sind nicht vorhanden«, kommentierte der Bibliotheksrechner.
Ramirs Lippen zuckten. »Soll das bedeuten, Schanthiers Flaggschiff wurde von der angreifenden Flotte vernichtet?«
Die Gesichtsfarbe des Progonauten wurde blass.
»Ich fürchte leider, genau dies ist geschehen, aber euer Herrscher konnte noch in den letzten Sekunden eine wichtige Nachricht senden. Ich glaube, seine Worte sind wichtig für unsere Mission.«
Ramir nickte heftig und stieß dabei ein irres Lachen aus. »Verzeih mir bitte! Beim Anblick dieser Bilder vergaß ich einen Augenblick lang, dass Du meine Hilfe benötigst, um die Galaxis zu retten. Ich weiß allerdings nicht, welche Geschichte mir abstruser erscheint. Deine Version oder diese hier.«
Ramir deutete auf das holografische Display und seine Hände zitterten.
»Ich habe dir Aufklärung zugesagt, sobald wir die Jamal-Spange gefunden haben«, erneuerte Herimos sein Versprechen. »Du wirst alles verstehen, allerdings bin ich nicht sicher, ob Du diese Wahrheit auch hören und akzeptieren willst.«
Der Blick des jungen Chot wurde ernst, die goldenen Augen des Mannes leuchteten, als er sagte: »Die einzige sinnvolle Erklärung lautet: Ich muss den Verstand verloren haben!«
Herimos schlug sich kraftvoll gegen die Brust.
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