Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
die Spange ist nicht im Palast! Euer Herrscher, Schanthier der Zweite, hat sie vor dem Angriff irgendwo auf dieser Welt versteckt und in Sicherheit gebracht. Diesen Ort müssen wir finden.«
»Es gab keinen Angriff auf unsere Welt!«, beharrte Ramir ernst.
»Stellen wir das Thema vorerst zurück und begreifen es als Lohn der Wahrheitsfindung«, schlug Herimos vor.
Ramir nickte mürrisch. »So soll es sein! Aber wie können wir so etwas Kleines, wie die Jamal-Spange, auf einem so großen Planeten wie India finden? Sie könnte überall und nirgends sein.«
»Versuche, wie ein Herrscher zu denken und hilf mir dabei, die Gedankengänge von Schanthier nachzuvollziehen!«, forderte Herimos. »Er wurde von dem Angriff auf eure Welt überrascht, ist mit seinem Schiff gestartet, um der progonautischen Flotte mit seinen Einheiten beizustehen und hatte wenig Zeit, ein passendes Versteck zu finden. Die Spangen, den fünf Stämmen zur Verwahrung anvertraut, wurden als äußerst wertvoll angesehen. Schanthier würde sie nicht einfach in seinem Palast zurücklassen, während ein schwerer Angriff auf India läuft. Der Palast war ein Primärziel der Angreifer, genau wie die Hauptstadt.«
»Der Palast steht noch immer …« Ramir stockte. »In Ordnung, der Palast wäre ein Primärziel hypothetischer Angreifer, weil dort nicht nur die Herrscherfamilie residiert, sondern auch der progonautische Rat tagt. Würden Bomben auf India fallen, dann treffen sie den Palast zuerst. Doch niemand kommt an den Schlachtschiffen unserer Heimatflotte vorbei.«
Herimos knurrte zustimmend. »Du besitzt eine strategisch-taktische Ausbildung?«
»Ich werde eines Tages ein Schlachtschiff führen! Alle Chots sind Offiziersanwärter für den Kommandoposten eines Kampfschiffes!«
Herimos nickte bewundernd. »Deine Kenntnisse werden uns sicherlich weiterhelfen.«
Ramir sah unsicher zu ein paar Progonauten, die gerade die Bibliothek betraten und wortlos vorbei gingen.
»Warum beachten sie uns nicht? Sind wir für sie unsichtbar? Wie funktioniert das?«
Herimos legte seinen Finger auf den Mund, eine Geste für Ramir, keine weiteren Fragen zu stellen. »Wir sollten doch den Bibliotheksraum aufsuchen und in den Altspeichern recherchieren.«
Ramir räusperte sich: »Vielleicht gibt es in Schanthiers sogenannten letzten Aufzeichnungen einen versteckten Hinweis, der dir weiterhilft.«
Herimos musterte den Chot prüfend. »Bist Du in Ordnung? Ich hoffe, der Schlag hat keine Folgeschäden hinterlassen?«
»Nein«, antwortete Ramir wahrheitsgetreu. »Es ist nur so, dass ich die Aufzeichnungen der Altspeicher für Fälschungen halte. Was ich dort sah, kann nicht wahr sein. Es sollen angeblich die letzten Worte Schanthiers sein.«
Herimos sah den Progonauten ernst an. »Zeige mir die Daten. Vielleicht finden wir tatsächlich einen versteckten Hinweis.«
Tachyonische Gesänge
Hassan Khalil verfiel ohne vorherige Anzeichen in einen bedrohlich aussehenden Zustand. Seine Augenlider flackerten nervös und seine Augäpfel verdrehten sich so stark, dass die Pupillen nicht mehr zu sehen waren.
Feine Nanofäden wuchsen aus jeder Pore seiner Kopfhaut, schoben sich durch das dichte Haupthaar des Arabers und zitterten dabei nervös in der Luft.
Nuri wich mit einem entsetzten Schrei zurück. Diese unheimlichen Verwandlungen entstellten Hassan auf das Äußerste. Zuerst hunderte, dann tausende feinster Sensordrähte, ließen Hassan wie die Gestalt aus einem Horrorfilm erscheinen.
Die Astropsychologin bemühte sich mit allen Kräften, die menschliche Seite Hassans ins Gedächtnis zurück zu rufen. Doch angesichts dieser obskuren Spontanmutationen konnte auch Nuri nicht mehr ruhig bleiben.
»Was ist da im Hangar los?«, schallte Noks laute Stimme durch den Raum. Die Kommandantin nutzte die fest installierte Basiskommunikation und nicht die direkte Sprechverbindung über Nuri Jawas Kommunikationsgerät. Die Frage dröhnte aus zahlreichen Lautsprechern in den Deckenverkleidungen und war vermutlich überall in der Basis zu hören.
Nuri dachte sofort an den Hangarmeister. Selbstverständlich hatte er bei der Kommandantin Meldung über Hassans Zustand erstattet.
Die Hybridin trat an das Sprechgerät heran und wagte es nicht, ihren Blick von Hassan abzuwenden. Sie musste den Techno-Hybriden unter Kontrolle halten, seine Aura beobachten und notfalls eingreifen, sollte die Situation eskalieren.
»Hassan ... ist hier ... bei mir. Er hat ... die Krankenstation verlassen«,
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