Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
anderen Dimension. Ein blaues Leuchten umgab seinen Schädel. Tausende Nanofäden standen von seinem Kopf ab, wie statisch aufgeladenen Haare.
»Hassan, bitte!«, flehte Nuri mit zitternder Stimme.
Plötzlich ging ein Ruck durch den Körper des Mannes. Die starre Haltung fiel von ihm ab und der unheimliche Ausdruck in seinen Augen verschwand. Einen Augenblick lang zitterte sein Körper wie unter frostiger Kälte. Dann traf sein Blick die verängstigte Astropsychologin. Hassan wirkte einige Sekunden lang irritiert, doch schließlich verstand er und lächelte freundlich.
Wie zuvor zogen sich die Nanoleiter blitzschnell in seine Kopfhaut zurück. Der Anblick war schockierend und Nuri schluchzte.
»Ich weiß, es sieht nicht sehr appetitlich aus«, entschuldigte sich Hassan mit schwankender Stimme. Er bemühte sich, Nuri zu beruhigen. »Ich kann dir versichern, es fügt mir keine Schmerzen zu. Diese kurzzeitige Veränderung ist gewollt und bewusst herbeigeführt. Es besteht zu keinem Zeitpunkt Gefahr für dich.«
»Was ist das?«, stotterte Nuri nur und wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn.
Hassan wählte seine Worte sorgfältig, bevor er antwortete: »Es sind spezielle Sensoren und Rezeptoren, die durch Willenskraft ausgebildet werden können. Die Nanofäden funktionieren wie sensible Antennen und sind direkt mit meinem neuronalen Zentrum gekoppelt. Sie helfen mir, Reize und Impulse aufzunehmen, die so schwach sind, dass ich sie unter normalen Bedingungen nicht wahrnehmen würde. Ich wünschte ich könnte dir zeigen, was meine Sinne alles erfassen können. Es ist fantastisch!«
»Du hast also mit den Froniten kommuniziert?«, fragte Nuri mit belegter Stimme. Ihre Anspannung begann sich nur langsam zu lösen.
»Leider gibt es keinerlei Basis für einen Dialog«, erwiderte Hassan mit fester Stimme und zuckte bedauernd mit den Schultern. »Ich konnte aber ihren Gesängen lauschen, ohne zu verstehen, was diese Töne im Einzelnen bedeuten.«
Hassan überlegte ein paar Sekunden lang. Er suchte nach einem passenden Vergleich und sah zu den tanzenden Wesen im Hangar hinunter.
»Es klingt wie klirrendes oder zerspringendes Glas. Diese Gesänge sind äußerst befremdlich und erschallen auf einer Ebene, die nicht mit unserem Kontinuum übereinstimmt. Es sind tachyonische Gesänge.«
Nuri hielt den Atem an.
»Warum tun die Froniten das? Was bezwecken sie damit?«
Hassan blickte an Nuri vorbei, als er sagte: »Sie singen, um eine Verbindung zu Nebular herzustellen.«
Die Astropsychologin stutzte.
»Schon wieder dieser Begriff. Was ist dieses Nebular? Handelt es sich um ein Wesen oder vielleicht doch um einen Gott, den die Froniten verehren? Kann es nicht auch möglich sein, dass die Froniten eine abstrakte Mystik entwickelt haben?«
»Du meinst wie unsere Religionen?«, entgegnete Hassan mit ruhiger Stimme und schüttelte langsam den Kopf. »Nein, ich sagte bereits, Nebular ist kein Gott.«
Hassans Blick fixierte Nuri, als er eindringlich erklärte. »Nebular existiert und reflektiert die Gesänge dieser Wesen. Dies geschieht nicht durch Worte oder Botschaften, sondern durch energetische Bilder, die so abstrakt sind, dass ich sie nicht verstehen kann. Ich konnte es einen Augenblick lang mit meinen Sinnen erfassen, so wie man eine Gestalt im Dunkeln wahrnimmt, die durch den Blitz eines Gewitters für eine Sekunde lang erhellt wird.«
Die Astropsychologin sah Hassan mit großen Augen an.
»Ich verstehe nicht, worauf Du hinaus willst. Was genau hast Du gesehen?«
Hassan Khalils Stimme klang fast ehrfürchtig, als er erklärte: »Wenn die Gesänge der Froniten auf Nebular treffen, dann erzeugt dies ein Echo, welches die Extraterrestrier wieder auffangen und wahrnehmen können. Die Gegenwart von Nebular versetzt sie in Verzückung und macht sie geradezu euphorisch, was auch ihre Vermehrungsrate beflügelt.«
»Ein energetisches Echo, erzeugt durch tachyonische Gesänge …«, flüstere Nuri verblüfft. »Dann antwortet Nebular, was auch immer sich hinter dem Begriff verstecken mag, nicht direkt auf die Rufe der Froniten. Es gibt keinen Austausch von Informationen?«
»Keine bidirektionale Kommunikation«, bestätigte Hassan Khalil lächelnd. »Allein die Gewissheit, dass Nebular existiert, lässt die Froniten offenbar spüren, dass sie leben.«
Nuris Augen weiteten sich.
»Sie benutzen also diese Gesänge, um ihre eigene Existenz zu erfahren, weil sie es anders nicht können?«
»Du hast es verstanden«,
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