Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
hatten die
Ryan
geortet!«
Karokan, der die Meldung auf seinem Monitor mit verfolgte, schaltete sich sofort in den Sprechverkehr ein. »Was ist das für ein Schiff? Ein Sternenkreuzer?«
Davis rief sich die Warnung seines Kommandanten ins Gedächtnis zurück, ließ es sich nicht nehmen, einen kurzen Ortungsfächer zur
Ryan
auszusenden. »Ein Forschungsschiff der Solaren Union.«
Das Abbild der
Ryan
erschien fast augenblicklich auf dem Tasterschirm. Verschiedene Bereiche des Schiffes wurden verzerrt dargestellt oder ausgeblendet.
Sie stören meine Abtastversuche
, dachte Davis überrascht. Mit einer schnellen Schaltung sperrte er die eingehenden Daten für Karokan. Davis ließ den Bordcomputer die gewonnenen Daten auflisten. Das Schiff besaß eine Gesamtlänge von dreihundert Metern. Der Rumpf entsprach einem einseitig zusammengepressten Zylinder und durchmaß den Daten zufolge sechzig Meter. Davis erkannte zahlreiche Aufbauten und Antennen auf der Schiffshülle.
Ein Spezialschiff zum Auffangen von Signalen im elektromagnetischen Wellenspektrum
?
Davis widerstand der Versuchung, die
Ryan
anzufunken. Die Befehle des Kommandanten waren eindeutig gewesen. Das Schiff und sein Auftrag waren für ihn Tabu.
Vorerst
.
Die Hawk zog in respektablem Abstand an dem Forschungsschiff vorbei und schwenkte auf den endgültigen Kursvektor zu Quaoar ein.
»Was macht ein Forschungsschiff der Solaren Union in diesem Sektor?«, fragte Karokan sichtlich nervös.
»Forschen«, antwortete Davis scherzhaft, sah aber an Karokans Gesichtsausdruck, dass die Frage des Technikers ernst gemeint war.
»Ich weiß es nicht«, fügte Davis wahrheitsgemäß hinzu.
Karokan ließ die
Ryan
keinen Moment aus den Augen. Selbst als das Forschungsschiff noch als kleiner Lichtpunkt auf den optischen Systemen zu erkennen war, verfolgte er das Tasterbild. Davis blieb Karokans Nervosität nicht verborgen. »Was haben Sie, Karokan? Sind Sie beunruhigt?«
Davis hatte mit seiner Frage geradewegs ins Blaue gezielt und erhielt eine verblüffende Antwort. »Ich sagte schon, Quaoar ist für unsere Gesellschaft etwas Besonderes. Wir haben alle Finanzmittel für die Erschließung dieses abgelegenen Zwergplaneten aufgewendet.«
Davis nickte. »Und weiter?«
Karokan behielt den Bildschirm im Auge, obwohl die
Ryan
aus dem optischen Bereich verschwunden sein musste. »Wir haben auf Quaoar eine außergewöhnliche Entdeckung gemacht und uns die exklusiven Rechte an der Ausbeutung gesichert. Das war nicht billig, jetzt gehört der Zwergplanet faktisch der Gesellschaft.«
»Und was stört Sie an der Anwesenheit des Forschungsschiffes?«, fragte Davis und vermied es den Schiffsnamen zu nennen.
Karokan zog kurz die Schultern hoch und schüttelte den Kopf. »Nichts weiter. Ich war überrascht, dass im Außenring ein Kreuzer der Raumflotte operiert. Davon war uns nichts bekannt.«
Für den Techniker schien der Fall damit erledigt zu sein. Davis nahm sich vor, das Thema später nochmals anzusprechen. Jetzt musste sich der Group-Leader zuerst um den Zielanflug kümmern.
Geheime Besprechung
Die Zentrale der
Ryan
war in dunkelblaues Licht getaucht. Alle Augen richteten sich momentan auf den Ortungsschirm und das Scout-Schiff, welches in großem Abstand an der
Ryan
vorbeizog.
Karl Jörgmundson hatte eine verschlüsselte Sprechverbindung mit Donald Day geschaltet und die Videokonferenz war am laufen.
Der schwedische Wissenschaftler mit dem schneeweißen, spärlichen Haupthaar fluchte leise vor sich hin. »Er kann es einfach nicht lassen!«
Donald Day verzog das Gesicht zu einem Grinsen. »Dass er sich die
Ryan
kurz ansieht, war zu erwarten.«
Jörgmundson schüttelte den Kopf. »Er hat uns mit einem kompletten Radarfächer abgetastet. Wir konnten gerade noch die Spezialantennen durch Gegenmaßnahmen ausblenden. Und das ist Ihr bester Mann? Entwickeln alle Ihre Offiziere diese gewisse, nennen wir es, Eigeninitiative?«
Der Blick des Kommandanten wurde fester. »Davis ist kein einfacher Befehlsempfänger, Jörgmundson. Das Auftauchen der
Ryan
sorgt für Spekulationen. Er ist konsequent und will sich überzeugen, dass keine Gefahr für die Basis besteht. In diesem Punkt stehe ich voll hinter dem Verhalten meines Group-Leaders.«
Jörgmundson nickte sichtlich unwillig. »Warum erlauben Sie noch, dass sich die Schiffe der privaten Minengesellschaften frei im Neptunsystem bewegen dürfen?«
Donald Days Blick wurde hart. »Falls Sie es vergessen haben sollten, es gibt
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