Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
wiederhole mich nur ungern. Wir können uns in etwa einer Stunde in eurer Kabine treffen, oder in der Aussichtskuppel, wenn dir das besser gefällt. Momentan bin ich zu beschäftigt und habe keine Zeit für dich.«
»Meine Angelegenheit kann nicht warten und ich möchte mit dir persönlich sprechen, jetzt!«
Als Antwort erlosch das Holofeld. Der Schwacke hatte kurzerhand die Kommunikation unterbrochen. Offenbar wollte Scorch Vasina demonstrieren, wer an Bord der
Yax K’uk’Mo’
das Sagen hatte.
Wütend trat Vasina gegen das massive Schott und verstauchte sich fast den Knöchel dabei.
»Dann sollen dich bei nächster Gelegenheit die Trox holen, Schwacke! Ich wollte dir einen Handel vorschlagen, aber offenbar hast du kein Interesse an Profiten!«
Vasina hatte die letzten Worte heraus geschrien und war sich sicher, dass Scorch sie noch immer beobachtete. Wütend wandte sie sich ab und wischte sich den Feuchtigkeitsfilm aus dem Gesicht. Die Hitze war fast unerträglich und überall in den Gängen und Räumlichkeiten lag ein feiner Sprühnebel in der Luft. Als sie sich bereits einige Schritte entfernt hatte, ließ sie ein Geräusch herumwirbeln.
Das Schott hatte sich einen Spalt weit geöffnet und soeben kroch Scorch in den Gang hinaus, diesmal persönlich.
»Was für ein Handel?«, fragte der Schwacke neugierig.
»Hast du in der Schiffsdatenbank irgendwelche Hinweise auf dein Volk gefunden?«
Vasina beherrschte sich mühevoll. »Nein, ich wünschte es wäre so. Aber ich möchte nicht noch mehr Zeit mit Suchen verschwenden und mir endlich selbst Gewissheit verschaffen. Wenn du mir hilfst, dann wirst du es nicht bereuen und mit prall gefüllten Laderäumen wieder abfliegen.«
Der Schwacke zitterte aufgeregt mit seinen Tentakeln. Es war unverkennbar, dass Vasinas Worte ihn überraschten. Allein der Gedanke und die Aussicht auf Reichtum und Profit konnten den Schlag seiner vier Herzen beschleunigen.
»Ich habe eine Abmachung mit Arkroid und Lai Pi. Ich schulde den Menschen meine Unterstützung. Wir Schwacken halten unsere Versprechen und brechen keine Verträge.«
»Ich verlange nicht von dir ein Versprechen zu brechen, aber vielleicht hast du Interesse die Abmachung etwas zu erweitern? Ich bin die rechtmäßige Herrscherin meines Volkes und ich möchte wissen, wie es meinen Leuten ergangen ist. Wenn du mich mit der
Yax K’uk’Mo’
nach Hause bringst, dann werde ich dafür sorgen, dass man dich mit Reichtümern überschüttet.«
»Folge mir«, antwortete der Schwacke knapp und berührte einige Kontaktpunkte, die das Zentralschott komplett auffahren ließen. Wie es schien, hatte Scorch soeben seine Prinzipien über Bord geworfen.
Schweigend folgte Vasina dem Schwacken und trat in die Zentrale ein.
Was sie erblickte, raubte ihr für einen Moment den Atem.
Scorch kroch flink in den Raum hinein, den Vasina auf eine Höhe von rund zwanzig Metern schätzte. Die Kommandozentrale bildete den oberen Abschluss der
Yax K’uk’Mo’
und war nahezu quadratisch in der Grundfläche. Der metallische Boden, der die gewohnte Riffelstruktur zeigte um der Kriechsole des Schwacken besseren Halt zu bieten, war an manchen Stellen unterbrochen und gab kreisrunde und mehrere Meter durchmessende Öffnungen frei. Aus diesen Durchlässen, die mit Muttererde gefüllt zu sein schienen, wanden und rankten sich haushohe Pilzstrukturen, deren Schirmdächer die gesamte Zentrale überspannten und sich hoch über Scorch, zu einem fast lückenlosen Dach schlossen. Durch die wenigen freien Spalten, drang beißend grelles Licht der Deckenbeleuchtung, vor dem Vasina geblendet die Augen schließen musste. Offenbar war es für das Gedeihen dieser Großpilze notwendig.
Ein Nebel aus mikrofeinen Wassertropfen hing in der Luft und die Progonautin empfand die Luftfeuchtigkeit und Temperatur in diesem Raum noch eine Spur höher, als in den anderen Bereichen des Schiffes. Möglicherweise sorgte das organische Interieur für dieses besondere Klima. Unter dem Schirmdach der überdimensionalen Pilze, befanden sich zahlreiche technisch und organisch anmutende Schaltelemente, Konsolen und Aggregate. In krassem Kontrast zu den organischen Komponenten, standen die meterhohen Holoprojektionen, die wahrscheinlich Bilder der Ortungsgeräte visualisierten und zwischen den Stielen der hohen Pilze aufgeblendet waren. Auf einem der Displays konnte Vasina deutlich einen Planeten erkennen, der zum System von Epsilon Indi gehören musste. Von der Decke, genau
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