Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
Vorfreude darauf, dass die Falle gleich zuschnappen würde? Devetaki war sich sicher, dass dem so war, Vormulac jedoch vernahm nichts.
Die Krieger drangen ins Innere vor, tief in die größeren Gänge, durch die sie ihre massigen Gestalten zu zwängen vermochten. Die Leutnante und Knechte erkundeten die kleineren Höhlen und Schächte, ebenfalls bis tief ins Herz des Labyrinths, trafen jedoch auf keinerlei Widerstand ... denn es gab niemanden, den sie hinaustreiben konnten! Nicht mehr! Oh, sie hatten sich hier befunden, keine Frage, und Devetaki begriff sehr wohl, zu welchem Zweck: als menschliche Lockvögel! Sie selbst hatte ja zu einer ganz ähnlichen List gegriffen! Aber sie waren nicht mehr da. Durch die Fluchttunnel, die Lardis hatte graben lassen, hasteten sie versteckten Ausgängen an der steilen Seite des Hügels zu und schlugen bereits aus Feuersteinen Funken, um die zahllosen zuvor gelegten Spuren von Dimi Petrescus Schießpulver in Brand zu setzen. Sie flammten auf und verschwanden zischend im Innern des Felsens, weißglühende, qualmende Rinnsale, die durch die drangvolle Enge der Gänge schossen. Unaufhaltsam fraßen die züngelnden Flammen sich durch die Finsternis vorwärts, ihrem jeweiligen Ziel entgegen.
Der gesamte Fuß des Zufluchtsfelsens war vermint, eine einzige gewaltige Bombe! Säckeweise hatten sie Dimis Schießpulver in Spalten in der Decke gestopft, ganze Fässer davon in die nach außen hin gelegenen Höhlen, oder es in abgemauerten Ecken und Nischen der engen Gänge angehäuft!
Jetzt!, vernahm Devetaki einen triumphierenden Ruf in ihrem Geist.
Und Jetzt! erscholl es von einer anderen Seite; und obwohl sie nicht vorhersehen konnte, was geschehen würde, geschweige denn es zu begreifen vermochte, zumindest nicht, wie es dazu kommen konnte, ließ sie sich von der Erregung, die dieses mentale Triumphgebrüll begleitete, doch so sehr mitreißen, dass sie laut vor sich hinmurmelte Jetzt! und gespannt abwartete.
Doch sie hatte nicht aufgepasst, und Vormulac bekam es mit.
»Eh?« Misstrauisch legte der Krieger-Lord die Stirn in Falten und musterte sie aus goldgesprenkelten, scharlachroten Augen. »Sagtest du eben jetzt? Was meinst du damit?« Doch noch ehe Devetaki etwas erwidern konnte ... gab der Felsen selbst die Antwort darauf. Erst wurde er von einer Reihe kleinerer, dann von mehreren ungeheuren Explosionen erschüttert!
Die Erde bebte. Ein heißer Gluthauch schlug ihnen aus dem Höhleneingang entgegen, überall regneten größere und kleinere Steine herab. Zischend entwich heiße Luft aus Spalten und Fensteröffnungen, die mit einem Mal hell erleuchtet waren; rötlichweiße Flammen schlugen daraus hervor. Das Grinsen des Totenschädels verzerrte sich zu einer gequälten Grimasse, als der poröse Kreidefelsen erst Risse zeigte und dann explodierte. Die brüchigen Trümmer wurden nach allen Seiten geschleudert.
»Was war das?« Vormulac erhob sich. Sein Unterkiefer klappte herab.
Devetaki stellte keinerlei Fragen, sondern bedeutete den sechs ihr noch verbleibenden Männern, zu folgen, und schlich sich einfach davon.
Und Turkur Tzonov ging mit ihnen und zog jedes Mal den Kopf ein, wenn der Zufluchtsfelsen von Eruptionen geschüttelt wurde und Rauch und Feuer aus seinem Innern quollen, während das Unterste zuoberst gekehrt wurde. Der aus weicher Kreide bestehende untere Teil des Felsens brannte völlig aus, noch eine allerletzte gewaltige Explosion, und es war vorüber.
Jenseits des äußeren Ringes aus Fallgruben blieb Devetaki stehen und blickte zurück. Vormulac kam, sich den Kopf haltend und aus einer Schnittwunde, wo ihn ein umherfliegender Gesteinsbrocken getroffen hatte, blutend, angestolpert. Er wirkte benommen, so als könne er gar nicht fassen, was hier vor sich ging. Hinter ihm sank der Felsen in sich zusammen, Zehntausende Tonnen Gestein, die erst in die eine, dann in die andere Richtung schwankten und schließlich einfach in die Erde sackten, als habe jemand ein riesiges Ei aufgeschlagen. Gleichzeitig stieg eine Signalrakete in den wolkenlosen Nachthimmel auf, wo sie zu einem ausladenden orangefarbenen Sternenregen zerbarst.
Was dies zu bedeuten hatte, vermochte die jungfräuliche Dame nicht zu sagen; wahrscheinlich kündete das Zeichen vom Untergang des Felsens. Eines jedoch war gewiss: Heute Nacht musste noch jemand sterben!
»Devetaki! Devetaki! « Der Krieger-Lord wankte näher. »Meine Männer, meine Bestien ... und du hast es gewusst! « Dafür würde sie
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