Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
bezahlen, auf der Stelle, wenn möglich.
»Mein Lord, du entwickelst dich allmählich zu einer Last«, entgegnete sie seufzend. »Und im Moment habe ich leider nicht die Zeit, mir endlose Reden oder Vorhaltungen anzuhören. Männer werden geboren und Männer sterben, und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Du brauchst nicht enttäuscht sein, denn selbst jetzt erweise ich dir noch einen Gefallen. Nach all den langen schlaflosen Jahren steht dir nun eine lange Zeit der Ruhe bevor. Darum leb wohl!«
Indem sie ihre lächelnde Maske aufsetzte, bedachte sie Tzonov mit einem vielsagenden Blick und warf ihm das Magazin seiner Waffe zu.
Vormulac streckte die Hände nach ihr aus, bereit, ihr die Kehle herauszureißen. Mit aus den Höhlen quellenden Augen stolperte er auf sie zu. Das Blut rann ihm über die Stirn und tropfte von seiner Hakennase. Von Blut getränkt, hingen seine Schnurrbartspitzen herab, und sein Mund sah aus wie eine klaffende Wunde. Fast hatte er sie erreicht, und noch immer stand Devetaki lediglich da und streckte ihm zur Abwehr den schlanken Arm entgegen – als ob dies etwas nützte.
Im letzten Augenblick wich sie zur Seite, und Tzonov trat vor, richtete seine Waffe auf Vormulac und spannte sie mit einem charakteristischen Klicken. Vormulac holte aus, um ihn verächtlich beiseitezuschieben, und Tzonov drückte ab. Ein ganzes Dutzend todbringender Geschosse ratterte mit ohrenbetäubendem Krachen los, zerfetzte die Rüstung des Vampir-Lords und drang ihm tief in die Brust. Vormulac wurde zurückgeschleudert und sank zu Boden!
Vormulac Ohneschlafs Herz wurde buchstäblich in Stücke gerissen. Er lag auf dem Rücken, blickte hoch zu den Sternen und fragte sich, was wohl geschehen sein mochte. Er war noch immer voller Verwunderung, als Devetakis Leutnante mit ihren mörderischen Kampfhandschuhen über ihn herfielen und seinen Schädel zu Brei zermalmten. Vormulac war womöglich der mächtigste Lord der Wamphyri, und dies war ihnen bekannt. Er mochte zwar tot sein, aber was hieß das schon?
Noch ehe das Wesen in seinem Innern neue Kraft schöpfen und sich in eine letzte verzweifelte Raserei steigern konnte, zerrten sie ihn zu einer Feuergrube und ließen ihn hineinfallen. Unten am Grund befand sich noch etwas Glut, und oben lag griffbereit ein kleiner Stapel gut geteerter Fackeln, die Lardis nach der Schlacht mit Wratha liegen gelassen hatte ...
Vormulac ging in Flammen auf, allerdings mit einem weitaus geringeren Spektakel, als Devetaki erwartet hatte. Dennoch wartete sie ab, bis alles vorüber war, nur um auf Nummer sicher zu gehen. Anschließend hielt sie nach Tzonov Ausschau ...
... und konnte ihn zunächst nirgends entdecken! Während ihre Leutnante sich an der Grube mit Vormulac beschäftigten, hatte der Fremdling die Gelegenheit genutzt und sich heimlich davongestohlen. Erst als ein Knecht ihn ihr zeigte, wie er einen steilen Hang zu einem Kliff oder vielmehr einer massiven Felsnase emporkletterte, in der dunkle Spalten auszumachen waren, sah sie ihn. Devetaki wusste sofort, was er vorhatte: Hatte er sich erst in einem Spalt oder einer flachen Höhlung verborgen, konnte er ihre Männer einen nach dem anderen, so wie sie sie hochschickte, außer Gefecht setzen! Mit seiner verheerenden Feuerkraft würde er mit ihnen ebenso leicht fertig werden wie mit Vormulac.
Einer ihrer wagemutigeren Knechte war ihm bereits dicht auf den Fersen. Mit der Kraft und Behändigkeit eines Vampirs kletterte er den Hang hinauf. Doch oben angekommen, wandte Tzonov sich um, zielte und pflanzte zwei Kugeln dicht nebeneinander ins Herz seines Verfolgers. Der Knecht schrie auf, warf die Arme in die Luft und stürzte kopfüber den Hang hinab.
Wutentbrannt blickte Devetaki sich um – und sah, was sie brauchte: einen Stapel teergetränkter Reisigbündel dicht neben einer der Gruben. Sie erteilte ihre Befehle, suchte sich eine einfache Route den Hang hinauf und folgte, sich stets in den Schatten haltend, Tzonov. Vor lauter Zorn vergaß sie sogar, ihre Maske zu wechseln ...
An einer Stelle am Südrand des Waldes, an der sich im Schutz der Bäume einst eine Aussätzigenkolonie befunden hatte, überwachte ein hagergesichtiger Lardis Lidesci den Aufbau des Lagers, bevor er im Sternenglanz einen Spaziergang an den Ort unternahm, an dem Uruk der Langlebige in eine Decke gehüllt lag. Lardis hatte vor, sein Versprechen einzulösen und Uruk eigenhändig zu beerdigen.
Doch nachdem er einen niedrigen grasbewachsenen Hügel gefunden
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