Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
Nestor nur, indem er seine Gasbestie losschnitt, die sich neben Wrans Kreatur zur Erde hinabsenkte. Unter ihnen zerrte ein einsamer Flugrochen halbherzig an dem Strick, der ihn hielt. Unweit von ihm waren zwischen einigen Felsblöcken in der Mitte der Senke als Unterstand für den Posten Häute über ein Gerüst aus alten Knochen gebreitet. Allem Anschein nach verbargen sich darunter noch wenigstens zwei weitere Knechte.
Tja, die haben keines!, grunzte Wran, während er ein mit Haken und Feuersteinen beschwertes Seil abrollen ließ und damit so lange über die Gasbestien harkte, bis deren Innendruck überhandnahm und sie schreiend aufplatzten. Zwei Detonationen erschollen, und als der Rauch emporquoll, waren die Lords froh, dass sie sich in so großer Höhe befanden. Tief unter ihnen ... stieg aus dem Rund zweier frisch gerissener Krater Qualm auf; eine Handvoll schwelender Fleischfetzen wirbelte durch die Luft, und ein zerschmetterter, brennender Flugrochen brach in den Flammen zusammen. Nichts deutete darauf hin, dass jemand überlebt hatte.
Nestor und Wran trennten sich. Ich gehe nach Westen, sagte Wran. Aber ich werde dich nicht vergessen. Wer hätte damals, als ich dich von der Sonnseite hierherbrachte, geahnt, dass all dies geschehen würde?
Eigentlich hatte ich vor, dich umzubringen, erwiderte Nestor kalt. Für die Art und Weise, wie du mich aufgenommen hast.
Glaubst du, das wüsste ich nicht? Wran warf den Kopf in den Nacken. Nun, wer weiß? Es ist noch nicht aller Tage Abend!
Für mich schon, entgegnete Nestor.
Dann brauche ich dir ja kein Glück mehr zu wünschen!
Selbstverständlich nicht. Weshalb solltest du jetzt anfangen, zu lügen?
Wran lachte. Du hast dich gut gehalten, Nestor, für einen nacktarschigen Welpen von der Sonnseite! Damit machte er sich von dannen.
Nestor gab keine Antwort, sondern nahm Kurs auf das über Siedeldorf gelegene Hügelland ...
Wrans Bestie hatte bei dem Zusammenstoß mit dem Krieger etwas abbekommen, zwar keine ernsthaften Verletzungen, doch immerhin ernst genug, dass er lieber nachsah und vielleicht ein bisschen Speichel auf die zerfetzten Stellen der Hautschwingen auftrug und den Flieger ein, zwei Stunden rasten ließ, ehe er seinen Flug nach Westen fortsetzte.
Diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf, und da er wusste, dass der Blutkrieg (bald) hinter ihm lag und die gesamten Streitkräfte der einander bekämpfenden Wamphyri-Fraktionen sich um die Wrathhöhe konzentrierten, sah er keine Gefahr darin, im Grenzgebirge sechzehn Kilometer westlich von Siedeldorf niederzugehen. Doch dies erwies sich als Fehler.
Zugleich war es eine glückliche Fügung – allerdings nicht für Wran. Denn in einer Felshöhle in der Nähe hatte sich ein gewisser Jemand einstweilen häuslich eingerichtet. Ein grässlicher Jemand, der Wran abgrundtief hasste. Eigentlich waren sie zu zweit, denn er hatte eine Frau bei sich (sofern der Geschlechtsunterschied bei den Wamphyri eine Rolle spielte), doch er war die treibende Kraft. Und die Kraft, die ihn wiederum antrieb, war unstillbare Rachsucht!
Es war bloßer Zufall, eine Laune des Schicksals, dass Wran ausgerechnet hier landete; jedoch hatte es früher oder später auf die eine oder andere Art ohnehin dazu kommen müssen. Denn hätte Wran sich nicht ins Revier seines Feindes verirrt, hätte sich dieser mit ziemlicher Sicherheit auf die Suche nach ihm begeben. Wenig später, als Wran mit dem Rücken an einen Felsen gelehnt dasaß und seinen Gedanken nachhing, womöglich darüber nachsann, welche Probleme die Zukunft noch bringen mochte, schlich sich ein wesentlich näher liegendes Problem an ihn an.
Vasagi konnte sein Glück kaum fassen. Wenn es für Vampire so etwas wie Seligkeit gab, dann empfand er sie jetzt. Zweieinhalb Jahre lang hatte er von nichts anderem geträumt, es war die Erfüllung all der morbiden Wünsche, die ihn seit jenem schicksalhaften Duell mit Wran auf der Sonnseite umtrieben. Nun konnte er sie bis zum Äußersten auskosten. Nun, da all seine Kräfte, auch sein Mentalismus, völlig wiederhergestellt waren, schirmte er die lustvollen Gedanken ab, die ihn durchströmten, bis sie kaum mehr als ein Hauch, der Flügelschlag eines Schmetterlings, waren, und glitt in den Schatten dahin, wurde selbst zu einem Schatten, bis er, noch immer ungesehen, dicht neben dem nichts ahnenden Wran stand.
Dann ließ er seine geistige Abschirmung fallen:
Ah, wen haben wir denn da? Du hast nichts dazugelernt. Mit ein bisschen Geschick
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