Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
eine Unterredung nachsucht! Devetaki wartet ab, um herauszufinden, was für sie herausspringt, wenn sie dich und die deinen am Leben lässt.
Bah! , sagte Wratha, allerdings ohne jede Bosheit. Deine jungfräuliche Dame will, dass ich mich ergebe, dann schneidet sie mir den Kopf ab und lässt meinen Körper schmelzen! Sie will sich nur das mühevolle Ritual des Kampfes ersparen – und all die Verluste, die sie mit Gewissheit zu erleiden hätte. Ja, ihr Ziel ist, sich selbst zu schonen und nicht mich, denn meine Truppen sind den ihren überlegen, außerdem habe ich die vorteilhaftere Position inne! Wenn Devetaki Schädellarve also den Mut dazu hat, soll sie kommen. Denn hier in der Wrathspitze bin ich sicher.
Vorsichtig zuckte der Knecht die Achseln, seine Antwort war jedoch reichlich unbedacht: Du bist nur eine von mehreren Abtrünnigen, Lady, und jetzt muss ich noch die anderen sprechen. Indem er seinen Flugrochen zur Seite riss, glitt er abwärts, bis er sich auf der Höhe der Saugspitze befand. Wratha hatte Nestor mit Wran wegfliegen sehen und wusste, dass er nicht wiederkommen würde (und ihr war ebenfalls klar, dass sie auch auf Wran nicht mehr zu zählen brauchte, sollte er nicht innerhalb der nächsten Minuten zurückkehren); aber sie fragte sich, ob Lord Leichenscheu seine Stätte wenigstens gut verteidigt zurückgelassen hatte.
Das hatte er. Über den luftigen Abgrund hinweg rief Devetakis Bote Nestors rechter Hand, Zahar, der an einem breiten Fenster stand, zu: »He, du da, Leutnant! Im Namen von Devetaki Schädellarve, der Oberkommandierenden der Armee aus dem Osten, begehre ich deinen Lord und Gebieter zu sprechen. Ich bin sicher, du hast schon von ihr gehört!«
»Von einer Lady?«, entgegnete Zahar. »Die musst du sofort herbringen! Mein Lord Leichenscheu ist ein mächtiger Nekromant, und es gibt nur eines, was er lieber mag als Leichen – nämlich eine gute Nummer! Mehr noch, für weibliche Oberbefehlshaber hatte er schon immer eine besondere Vorliebe.«
»Dann dürfte ihm diesmal leider kein Glück beschieden sein«, gab der Knecht zurück. Bei einem Leutnant wirkte er weitaus unbefangener als vor einem Lord (respektive einer Lady). »Nicht umsonst nennt man Devetaki die ›jungfräuliche Dame‹. Aber angesichts von Lord Leichenscheus sonstigen Vorlieben findet sich mit Gewissheit eine gut geschmierte Lanze, auf die sie ihn setzen kann – aufrecht stehend, natürlich!«
»Verschwinde«, sagte Zahar geringschätzig. »Ich halte hier Ausschau nach Feinden, nicht nach Schmeißfliegen!«
»Übergib die Stätte und bleibe am Leben!«, bot der Knecht ihm an.
»Mach, dass du wegkommst!«, grollte Zahar.
Im Süden, kaum zweieinhalb Kilometer entfernt, ballten sich dunkle Gewitterwolken zusammen. Allerdings wusste Wratha, dass es sich keineswegs um Wolken handelte, sondern schlicht und einfach um eine ganze Armee, die den Himmel verdunkelte. Von ihrem Aussichtspunkt auf dem Wehrgang aus biegsamem Knorpel direkt neben ihrer Hauptlandebucht aus wirkte die gebogene Front nicht anders als eine Sense, die jemand so rasend schnell schwang, dass man sie nur noch verschwommen wahrnahm.
Unterdessen war der Unterhändler zur Irrenstatt hinabgeglitten und rief nun vor der gähnenden Öffnung einer Landebucht nach Spiro: »Mein Lord, die Lady Devetaki fordert dich auf, dich zu ergeben. Übereigne ihr deine Stätte und bewahre dein elendes Leben!« Bislang hatte er nur Erfolg gehabt, und dieser stieg ihm nun zu Kopf ...
Steht deine Lady in Verbindung mit dir?, fragte Spiro. Seine Stimme erscholl direkt im Vampirgeist des Knechtes. Vielleicht jetzt, in diesem Augenblick?
In der Tat, mein Lord, erwiderte der andere. Ebenjetzt erteilt sie mir ihre Anweisungen.
Dann sage ihr dies, knurrte Spiro, dass Spiro Todesblick den bösen Blick seines Vaters geerbt hat. Und sollte sie daran zweifeln – hier ist der Beweis!
Er kauerte sich in die Öffnung der Landebucht und funkelte den Knecht voller Hass, Mordgier und reinster Zerstörungswut an; dieser bekam kaum mit, was ihn und seinen Flieger traf!
Der Flugrochen brach zusammen und wurde in Stücke gerissen, und der Unterhändler platzte der Länge nach einfach auf, als würde ihn eine scharfe Klinge von der Leiste bis zum Mund spalten, sodass seine Eingeweide hervorquollen, noch bevor sein Leichnam den Boden berührte.
Das war das, seufzte Wratha hoch oben in der Wrathspitze. Und nun zum eigentlichen Anliegen dieser Nacht ...
ZWEITES KAPITEL
Devetaki hielt sich
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