Negative Glaubenssaetze
"Ich bin immer und überall willkommen". Jedes Mal kamen innere Stimmen hoch, die Sturm liefen gegen diese offensichtliche Unwahrheit. Die Anweisung dazu war: "Lass die Affirmationen wie klares Wasser sein, das den Bodensatz auf dem Grunde eines Glases aufwirbelt. Und du gießt so lange klares Wasser nach, bis kein Bodensatz mehr hochkommt." Bei mir kam jede Menge Bodensatz hoch.
Am Anfang war das noch sehr aufschlussreich, denn es kamen viele Erinnerungen, die bewiesen, dass ich schon zeitlebens unwillkommen war. In der Schule war ich Außenseiter, im Kindergarten und generell als Sohn einer peruanischen Mutter in Deutschland.
Es war klar, dass viele Situationen in meinem Leben durch dieses Unwillkommensein geprägt waren. Nein, mehr noch: Unwillkommensein war mein Grundgefühl. Und wenn es stimmte, dass ich es selbst durch meine Überzeugungen verursacht hatte, dann musste ich doch nur meine Überzeugung ändern! Aber so einfach war das nicht.
Auch nach vielen Monaten und Tausenden von positiven Affirmationen fühlte ich mich unter der Oberfläche immer noch unwillkommen. Es blieb die geheime Wahrheit über mich, die niemand wissen sollte, und meine standhaft wiederholten Affirmationen waren nur ein Schild, mit dem ich die traurige Wahrheit für ein paar Momente von mir weghalten konnte.
Inzwischen war ein Jahr vergangen. Ich hatte zwar eine wichtige Wahrheit über mich entdeckt, aber das änderte nichts. Oder fast nichts. Ich konnte immerhin etwas bewusster wahrnehmen, wenn ich mich verbog, um willkommen zu sein. Und siehe da, das betraf auch meine Gruppe. Um nicht aus der Reihe zu tanzen, hatte ich mich angepasst und die Übungen brav nach Anweisung durchgeführt.
Um dazugehören zu können, hatte ich meine eigene Wahrnehmung in den Hintergrund geschoben. Zumindest war ich soweit gekommen, das überhaupt zu bemerken, und an dieser Stelle machte ich einen entscheidenden Schritt.
Aufbruch in ein neues Leben
Was ich in den Hintergrund geschoben hatte, war meine kritische Haltung bezüglich des Positiven Denkens, das wir in der Gruppe praktizierten. Ich hatte durch Vivation (später die Grundlage für Samaya) viel über Gefühle und deren Integration gelernt. Vor diesem Hintergrund war das Positive Denken in vieler Hinsicht fragwürdig. Es versuchte einen beschränkenden Glaubenssatz durch einen positiven zu ersetzen. Das aber führte meist nur zu einer Verdrängung des negativen Glaubenssatzes in tiefere Schichten des Unbewussten. Mussten hier nicht erst die zu Grunde liegenden Gefühle integriert werden, bevor eine neue, wirklich freie Entscheidung im Verstand möglich war? Ich versuchte dies in der Gruppe zu diskutieren, stieß jedoch auf taube Ohren. Mir wurde bei all dem immer klarer:
Hier mehr zum Thema Positives Denken: www.persoenlichkeitsentwicklung4u.com/positives-denken/
Nachdem ich mich gedanklich ausreichend von der Gruppe und den dort üblichen Vorgehensweisen gelöst hatte, wollte ich vor allem eins: die Gefühle erlösen die mit dem Nicht-Willkommen-Sein zu tun hatten. Als erstes fand ich eine neue Affirmation für mich. Sie lautete: "Es ist okay für mich, mich nicht willkommen zu fühlen!"
Und in dem Moment, als ich diesen Satz in mir wirken ließ, fing eine Barriere an zu schmelzen, die ich die ganze Zeit vor mir hergeschoben hatte. Endlich konnte ich nicht nur sehen, dass ich mich schon im Kindergarten unwillkommen gefühlt hatte – jetzt konnte ich es auch fühlen. So tief wie nie zuvor.
Und ich musste nicht schnell meine positive Affirmation dagegen halten; nein: ich konnte lange genug mit dem einsamen inneren Kind verweilen, dass es sich ausweinen konnte – immer wieder, und immer wieder.
Innerhalb einer Woche bewegte sich mehr als in dem ganzen Jahr zuvor. Eine sofort spürbare Veränderung bezog sich auf die Art, wie ich mit dem Gefühl, nicht willkommen zu sein, umging: Ich konnte es jetzt als begrenztes Gefühl im Körper spüren, statt es als tiefste Wahrheit über mich zu empfinden – und ich konnte damit da sein und entspannen.
Bald darauf stand ich im Kreis von Freunden, doch niemand schaute mich an, und das Gespräch bezog mich nicht ein. Ich sagte etwas, aber meine Stimme klang für mich selbst dünn und fremd, und niemand nahm darauf Bezug. Da war es wieder: das Gefühl, nicht willkommen zu sein, nicht Teil der Gruppe – Außenseiter.
Ich entspannte mithilfe des Satzes: "Es ist okay für mich, mich nicht willkommen zu fühlen" , und zum ersten Mal konnte ich
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