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Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz

Titel: Nehmt Herrin diesen Kranz - Schacht, A: Nehmt Herrin diesen Kranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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einschlägigen Initiative der Frauen …«
    Offensichtlich kein Sonderfall, denn die Kauffrauen verlangten Brautschatzfreiung. Was es damit auf sich hatte, erklärt Edith Ennen im selben Kapitel : »Die Brautschatzfreiung bedeutete, dass die Frau, wenn ihr Mann bei unbeerbter Ehe starb, ihr gesamtes Eingebrachtes aus dem Nachlass herauszog, bevor sie den Rest mit den übrigen Erben teilte … Die Herausgabe des Brautschatzes konnte die Frau nicht nur im Todesfall verlangen, sondern auch bei Schuldnerflucht des Mannes, ja auch bei einer Überschuldung des Mannes, ja sogar bei erwiesener Verschwendungssucht des Ehegatten, weil darin eine Gefährdung des Brautschatzes lag. Die Frau haftete also mit ihrem Brautschatz nicht für die Mannesschulden.«
    Meine Heldin, eine selbstständige Weinhändlerin, hat einen solch verschwenderischen Gatten. Und sie hat von ihren Eltern eine reiche Mitgift erhalten, zu der nicht nur Geld, sondern auch wertvoller Schmuck gehören. Darunter ist das Prunkstück die Brautkrone, gewöhnlich aus dünnem Golddraht und Flitter hergestellt. Doch Almut und Ivo vom Spiegel wollten ihre Tochter nicht mit solch einem Firlefanz auf dem Haupt in die Ehe geben, sondern hatten eine schwere Krone anfertigen lassen, ein Erbstück für zukünftige Generationen und im Wert von Haus und Hof.
    Um diese Brautkrone und ihr abenteuerliches Schicksal geht es in diesem Roman.

1. Kapitel
    M it sorgsam gespitzter Feder trug der Händler seine Verkäufe in den Registerband ein. Seine Bücher waren von ausgesuchter Akkuratesse, seine Handschrift konnte sich mit denen der hochgelehrten Mönche im Skriptorium von Groß Sankt Martin messen, seine Berechnungen stimmten selbstredend bis auf die letzte, noch so kleine Münze, welcher Währung sie auch immer angehören mochte.
    Und doch war er unzufrieden, denn es nagte beständig der grüne Wurm des Neides an seinen Gedärmen. Niemand wusste zu würdigen, wie sorgsam er seine Geschäfte führte, wie solide seine Einkäufe waren, wie ehrbar er zu handeln pflegte, wie getreulich er alle Vorgaben einhielt, die Gaffeln und Marktaufsicht aufgestellt hatten. Er war ein frommer Mann, der regelmäßig die Messe besuchte, morgens und abends seine Gebete mit klarer Stimme sprach und den Armen stets die ihnen zustehenden Almosen zukommen ließ.
    Und doch hatte alle Welt sich gegen ihn verschworen.
    Mit zusammengebissenen Zähnen legte er die Feder nieder und starrte aus dem kleinen Fenster in seinem Kontor, allerdings ohne das Treiben auf der Gasse zu sehen. Bitterkeit wallte in ihm auf.
    An diesem Morgen hatten sie ihm erneut eine schmähliche Niederlage beschert, trotz all seines aufopfernden Fleißes,
seines unermüdlichen Einsatzes für die Gemeinschaft, seiner Treue und Loyalität.
    Er drückte eine Hand auf seinen schmerzenden Magen. Die Galle, hatte der Medicus gesagt, die schwarze Galle überwältigte ihn wieder einmal.
    Und er begann zu zweifeln.
    War es das alles wirklich wert – diese Rechtschaffenheit, diese Pflichterfüllung, diese Unbestechlichkeit? Nichts erreichte man damit. Nichts, gar nichts.
    Und so keimte die Frage in dem verbitterten Mann auf, ob es wirklich eine so große Sünde sei, sich sein Recht auf andere Art zu ertrotzen.

2. Kapitel
    D er Tag begann mit dem üblichen Getöse. Es erklang aus der Kehle eines riesigen schwarzen Hahns, der die Morgendämmerung mit seinem Schlachtruf begrüßte, und nicht nur seine Hennen flatterten darob empört auf ihren Stangen auf.
    Alyss knurrte in ihren Federn unwillig: »Mistvieh!«, und strampelte sich aus den Betttüchern. Das blasse Morgenlicht kroch durch die Ritzen der Holzläden. Sie tappte auf bloßen Füßen zum Fenster und stieß es auf.
    Der Himmel war klar, blassblau, und von einigen von der aufgehenden Sonne geröteten Wölkchen betupft. Sie sog die
klare, kühle Luft ein. Ein Rotkehlchen landete auf dem mit leeren Weinfässern beladenen Wagen unter ihrem Fenster und schmetterte ebenfalls aus voller Kehle sein Morgenlied – weit schöner als der schwarze Kämpe, der mit stolz geschwellter Brust über den Hof marschierte und dem weißen Falken, seinem Erzfeind, in seinem Verschlag eine Beleidigung entgegenkrähte. Malefiz, ebenso teuflisch schwarz und ebenso ein erklärter Feind des Hahns, den Alyss’ Hauswesen auf den passenden Namen Herold getauft hatte, schlich sich auf leisen Pfoten an den Patriarchen des Hühnervolks heran, mit der bösen Absicht, ihm mindestens eine Feder aus dem üppigen Schwanz zu

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