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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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geführt hat?«
Ich empfinde mich als einen ungewöhnlich rationalen Menschen. Dennoch ist es mir unmöglich, die Kräfte zu erklären, die mich dazu gebracht haben, nach seiner Akkreditierung zu greifen, die ihm um den Hals hing. Ich wollte unbedingt sehen, wie er hieß, wer diese Person war. Seine Reaktion war, gelinde gesagt, ungehobelt. Hatte ich zwar mit großer Kraft, aber unüberlegt gehandelt, so reagierte er mit noch größerer Kraft und äußerst überlegt. Die Kraft, mit der er mir seine Plastikkarte aus der Hand riss, passte nicht zu einem normalen Wissenschaftsjournalisten, das kann ich versichern.
Ich hatte keine Gelegenheit, seinen Namen zu lesen. Aber wenn ich mir jetzt im Hotelzimmer den Schnitt in meiner Handfläche ansehe, sagt der mehr als jeder Name. Das Blut, das mir über den Handrücken heruntertropfte, hat mich dazu gebracht, dieses Tagebuch zu schreiben. Unter einem bestimmten Gesichtspunkt war das nicht mehr als ein unbedeutendes Ereignis während einer medial aufgeladenen Energiekonferenz. Vor einem anderen Hintergrund betrachtet, scheint es mir, dass es nicht länger ausschließlich um Energiedichte, Reichweite, Ladezeiten und Umwelteinfluss geht. Hier geht es um die Zukunft, und das setzt ganz andere Kräfte in Bewegung.
Es ist durchaus möglich, dass ich übertreibe. Es ist sogar äußerst wahrscheinlich, dass es sich bei diesem Mann nur um einen Wissenschaftsjournalisten handelte, der dachte, er hätte einen riesigen Fisch am Haken, und der deshalb übereifrig war. Aber ich weiß es eben nicht. Meine Gefühle sind gemischt. Einerseits freue ich mich darauf, unsere Arbeit zu Hause fortzusetzen; wir sind kurz vor dem Ziel.
Andererseits habe ich tatsächlich ein bisschen – Angst.

Das Bankett
Amsterdam, 28. Juni
    Die Sonnenflecken tanzten unentwegt über die Decke des Hotelzimmers. Kerstin Holm benötigte etwas mehr Zeit, um sich herzurichten. Paul Hjelm, der im Smoking auf dem Bett lag, konnte ungestört eineinhalb Fußballspiele im Fernsehen verfolgen. Drei Halbzeiten der holländischen Fußball-Liga. Obwohl die wahrscheinlich jetzt auch Sommerpause hatten, was bedeutete, dass Wiederholungen gesendet wurden. Das wiederum war jedoch egal, da Hjelm sich sowieso nicht mit den Vereinen auskannte.
    »Wie lange muss ich noch warten, bis dieses Handballspiel beendet ist?«, erklang eine Stimme in der Wohnzimmertür.
    Paul Hjelm sah auf, betrachtete die elegant gekleidete Kerstin Holm und musste an die vielen kleinen Ungerechtigkeiten des Lebens denken.
    Die kleinen waren ein Teil des Lebens, die großen sollten das nicht sein dürfen.
    Er nahm sie in den Arm und küsste sie. Dann ließ er seinen Blick an dem hellroten Abendkleid hinuntergleiten und sagte: »Es hat sich gelohnt, darauf drei Halbzeiten zu warten.«
    Sie lachte und rückte seine Fliege zurecht. Dann wagten sie sich hinaus in die noch immer heiße und bedrückend volle Stadt.
    In einem Taxi mit defekter Klimaanlage sitzend, fragte Paul Hjelm den nach Rauch riechenden Fahrer: »Wie weit ist es bis zum Muiderslot?«
    »Ungefähr fünfzehn Kilometer«, antwortete der Fahrer mit heiserer Stimme.
    »Ich finde das sehr sexy, wenn du holländisch sprichst«, sagte Kerstin.
    Hjelm lächelte und meinte: »Allerdings hätte die richtige Frage lauten müssen: Was ist Muiderslot?«
    »Willst du damit ernsthaft sagen, dass du dich nicht auf heute Abend vorbereitet hast? Muiderslot ist ein mittelalterliches Wasserschloss auf einer kleinen Insel, an der Südspitze des künstlichen Binnensees, des IJmeeres. Großes I, großes J. Früher lag das Schloss am Meer, jetzt an einem See.«
    »Ein Schloss aus dem Mittelalter?«
    »13. Jahrhundert.«
    »Apropos Vergangenheit«, sagte Hjelm. »Habe ich dir erzählt, dass Gunnar sich gemeldet hat?«
    »Welcher Gunnar?«
    »So schnell hast du deine alten Kollegen vergessen?
    »Mist, meinst du etwa Gunnar Nyberg?«, rief Kerstin Holm. »Ich habe seit einem halben Jahr nichts mehr von ihm gehört. Was wollte er denn?«
    »Ob du es glaubst oder nicht, aber er hat seinen Roman so gut wie fertig.«
    »Und deshalb hat er dich angerufen?«
    »Höre ich da einen Hauch von Ironie in Ihrer Stimme, Madame?«
    »Nun, es ist doch schon eine Weile her, dass du dich mit Romanen beschäftigt hast, oder?«
    »Ich lese zurzeit tatsächlich mehr als je zuvor. Allerdings vorwiegend Polizeiberichte und Aktennotizen. Gunnar hat mich aber nicht aus literarischen Beweggründen angerufen, leider, sondern aus finanziellen. Er

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