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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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denn?«
    »Genau genommen ist es ›Mademoiselle‹«, erwiderte Marianne Barrière. Sie setzte sich nicht auf den dargebotenen Stuhl, sondern begrüßte stattdessen die anderen Gäste um sie herum, was Hjelm natürlich auch längst hätte machen sollen. Schließlich konnte er nicht mehr die Unschuld vom Lande mimen, diese Zeiten waren vorbei. Er war ein Teil des Ganzen, ob er wollte oder nicht. Er sah, wie Kerstin Holm und Marianne Barrière sich die Hand gaben und ein paar Worte wechselten, die von einem Lachen und einem Blick zu ihm begleitet wurden. Er lächelte nur.
    Endlich, wie auf ein unsichtbares Zeichen hin, nahmen alle Platz, und das Essen begann. Irgendwann würde auch Hjelm diese geheimen Zeichen verstehen, das redete er sich zuversichtlich ein. Es müsste doch möglich sein, dieses Wissen vor seinem Lebensende zu erwerben.
    »Ich weiß im Übrigen so einiges über Sie und Kerstin Holm«, sagte Marianne Barrière. »Allem Anschein nach auch wesentlich mehr, als Sie über mich wissen.«
    »Ich weiß lediglich, dass Sie EU-Kommissarin sind«, gab Hjelm zu. »Für Frankreich, nehme ich an. Aber wie kann es sein, dass Sie überhaupt etwas von unserer unsteten Existenz wissen?«
    »Weil ich tatsächlich an diese Idee glaube, dass wir alle zusammenhalten und versuchen sollten, den Frieden in Europa zu bewahren. Daher bin ich der Ansicht, dass es zu meinen Aufgaben als Mitglied der EU-Kommission gehört, einen Überblick über die Aktivitäten in der EU zu haben, vor allem über die Bereiche, die wir strategisch sensibel nennen ...«
    »So können wir das gerne nennen, solange wir leise sprechen. Ehrlich gesagt, weiß ich aber gar nicht, was eine EU-Kommissarin macht.«
    »Nun, die Europäische Kommission vertritt bekanntlich die Interessen der Europäischen Union insgesamt. Ihre Aufgabe ist es, dem Europäischen Parlament und dem Rat der EU neue Rechtsvorschriften vorzuschlagen. Außerdem stellt die Kommission sicher, dass EU-Recht in den Mitgliedsstaaten umgesetzt wird. Jedes Mitgliedsland stellt einen der Kommissare, insgesamt sind wir also achtundzwanzig Abgesandte, einschließlich des Präsidenten und des Vizepräsidenten, und jeder hat einen bestimmten Aufgabenbereich.«
    »Das entspricht ungefähr meinen Kenntnissen«, sagte Hjelm und stach die Gabel in die Vorspeise, die er hinterher nicht mehr würde benennen können. »Ich betreibe ja auch so eine Art EU-Kommission im Mikroformat. Aber was machen Sie genau?«
    Marianne Barrière ließ ein perlendes Lachen hören und antwortete: »Ich bin die EU-Kommissarin für Umwelt. Was man auch von der etwas antiquierten Struktur der Kommissionen halten mag oder von dem beliebten Vorwurf, dass sich die meisten Kommissare nur bereichern wollen und die parteipolitische Zusammensetzung Schlagseite hat – eines steht fest: Wir sind nach wie vor der größte und wichtigste Machtfaktor in Europa, wenn es um europäische Rechtsprechung geht. Die EU-Kommission hat das alleinige Recht, gesamteuropäische Gesetzesvorschläge vorzulegen. Gesetze, die sich über die Rechtsprechung aller achtundzwanzig Staaten hinwegsetzen können. Die mächtigsten Gesetze der Welt.«
    Paul Hjelm hob sein Weinglas und prostete ihr zu. »Das klingt, als hätten Sie gerade einen sehr spannenden Gesetzesvorschlag auf dem Tisch liegen.«
    »Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, Detektiv zu werden?«, erwiderte Marianne Barrière lächelnd und hob ebenfalls ihr Glas.
    »Dann stimmt es also?«, fragte Hjelm und genoss den Weißwein, der wahrscheinlich ein Chablis war. Allerdings waren seine Geschmacksknospen jetzt schon überstrapaziert.
    Marianne Barrière leerte ihr Glas, beugte sich zu ihm, sah ihn mit ihren grünen Augen scharf an und flüsterte verschwörerisch: »Das ist wie bei der Opcop-Gruppe: Es ist noch viel zu früh, um darüber zu sprechen.«
    Hjelm lachte und lehnte sich zurück. Nach einer weiteren Vorspeise und einem neuen Glas Weißwein überkam ihn ein wohliges Gefühl, das er gar nicht richtig benennen konnte. Aber es hatte tatsächlich mit Politik zu tun. Er begegnete in seinem Beruf vielen Politikern und hütete sich in der Regel vor politischen Gesprächen. Ihn beschlich dabei immer das unbehagliche Gefühl, er stünde einem lediglich an Finanzen interessierten Beamten gegenüber, der einen langen einstudierten Monolog hielt. Aber Marianne Barrière war anders. Ihr sah man die Leidenschaft für Politik an, die Begeisterung für die Aussicht, das Leben vieler

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