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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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diskutierst, dann lässt du dich am Ende noch taufen«, mischte sich Andrej ein, wartete kurz und fügte mit einer Geste auf das faulige Wasser und einem schiefen Grinsen hinzu: »Die Gelegenheit ist günstig.«
    Abu Dun war einen Moment lang sichtbar unentschlossen, ob er über diesen wenig appetitlichen Scherz lachen oder jetzt erst recht wütend werden sollte, und Hasan nahm ihm die Entscheidung ab, indem er wieder einen Schritt von dem Toten zurückwich und sich demonstrativ umsah. Corleanis’ Männer hatten den Großteil der Fracht bereits ausgeladen, dennoch gab es noch ganze Stapel von Körben, Säcken, Fässern oder auch schlichtem Ballast, zwischen denen nur schmale Gänge frei blieben. Andrej war das erste Mal in diesem Teil des Schiffes, doch selbst ihm war aufgefallen, um wie vieles tiefer die
Pestmond
bei ihrer Abfahrt aus Sizilien im Wasser gelegen hatte. Don Corleanis war offensichtlich fest entschlossen gewesen, nicht nur ein gutes Werk zu tun, sondern auch einen guten Profit aus dieser Reise zu schlagen.
    »Vielleicht war es schlicht ein Unfall«, sagte Hasan. »Ein bedauerliches Missgeschick, das diesem armen Mann das Leben gekostet hat.«
    »Du meinst, er hat sich hier unten verlaufen und den Ausgang nicht wiedergefunden«, spöttelte Abu Dun. »Wie überaus ungeschickt von ihm.«
    Hasan blieb ernst. »Corleanis würde es niemals zugeben, doch ich weiß, dass es auch unter seinen Anhängern Unzufriedenheit gibt. Vielleicht hat er versucht, sich an Bord zu schleichen, um so Sizilien heimlich zu verlassen.«
    »Und dann hat er entschieden, sich für seinen Besuch in der Stadt ein wenig herauszuputzen und schnell noch ein Bad zu nehmen«, ergänzte Abu Dun.
    Diesmal schenkte ihm Hasan immerhin einen strafenden Blick und berührte mit seinem Stock sacht eines der Bretter, unter denen er den Toten hervorgezogen hatte. »Vielleicht hat er sich hier versteckt und ist dann nicht mehr herausgekommen, als sie den Raum beladen haben.«
    »Und ertrunken, als das Schiff immer schwerer geworden ist und Wasser genommen hat.« Abu Dun machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ja, das klingt logisch. Willst du uns auf den Arm nehmen?«
    »Du solltest beten, dass es so war«, sagte Hasan. »Jede andere Erklärung wäre noch viel schrecklicher, glaub mir.«
    »Wie könnte ich euer Wort anzweifeln, Eminenz?«, höhnte Abu Dun.
    »Ich gebe dir mein Wort, dass du alles erfahren wirst, was du wissen musst, noch bevor die Sonne das nächste Mal aufgeht«, sagte Hasan. »Es wird heute enden, so oder so.« Er deutete auf den toten Schmuggler. »Aber nun müssen wir uns um diese arme Seele kümmern. Das hier wird als Grab genügen müssen, fürchte ich.«
    »Bekommt er denn kein christliches Begräbnis?« Der Hohn in Abu Duns Worten verfing nicht; er war nicht mehr echt.
    »Es ist nur Fleisch, mein Freund«, antwortete Hasan sanft. »Gott sieht in unsere Herzen, es ist nicht unsere sterbliche Hülle, die er will. Ich werde Don Corleanis bitten, das Schiff aufs offene Meer hinauszufahren und es dort zu verbrennen.«
    Mit grimmiger Miene setzte Abu Dun zu einer Entgegnung an, hob dann jedoch nur die Schultern und stieß den Toten mit dem Fuß in die Bilge zurück. Andrej machte einen raschen Schritt zur Seite, um nicht von dem aufspritzenden Wasser getroffen zu werden.
    »Amen«, sagte Abu Dun.
    Hasan schüttelte resigniert seufzend den Kopf und wandte sich ab, um zu gehen. Andrej wartete, bis Hasan die Treppe hinaufgegangen war und seine Schritte oben auf dem Boden wieder schleppend wurden – und sich auch noch das Klopfen seines Stockes hinzugesellte.
    »War das nötig?«, fragte er dann.
    »Was?« Abu Dun ließ sich in die Hocke sinken und schob die Bretter wieder an ihren Platz. Als hätte er Angst, der Tote würde sich abermals aus seinem nassen Grab erheben, stampfte er noch einmal kräftig genug mit dem Fuß auf, um die morsche Bohle der Länge nach reißen zu lassen. Damit offensichtlich immer noch nicht zufrieden, ging er und kam mit einem Korb voller Ballaststeine zurück, der mindestens hundertfünfzig Pfund wiegen musste.
    »Das sollte reichen.«
    »Hast du Angst, dass er noch einmal zurückkommt?«
    »Du nicht?« Abu Dun begutachtete kritisch sein Werk und schob den Korb mit der Stiefelspitze noch ein wenig zur Seite. Wieder musste Andrej seine Fantasie zügeln, die aus dem Geräusch das Kratzen von Fingernägeln auf mürbem Holz machen wollte.
    »Du hast ihm das Genick gebrochen«, erinnerte Andrej, bekam aber nur

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