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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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Ethel noch eine Weile durchhielt und Mr Nasim nicht vorhatte, das Pförtnerhaus in seinen Besitz zu bringen, sobald Ethels lebenslanges Wohnrecht erlosch. Ich musste mit Mr Nasim darüber sprechen; Ethel zu sagen, dass sie am Leben bleiben sollte, bis ich meine Papiere in Ordnung gebracht hatte, könnte taktlos und selbstsüchtig wirken.
    Weil es ein kühler Abend war und ich keinen Reißwolf besaß, brannte im Esszimmerkamin ein Feuer. Ab und zu schürte ich es mit einem Brief oder Foto, das meine Kinder nicht sehen sollten, falls ich plötzlich tot umfiel.
    Dazu zählten auch die Fotos von ihrer Mutter, deren Nacktheit mehr über ihren Kopf als über ihren Körper verriet. Susan war früher und - dessen war ich mir sicher - nach wie vor ein bisschen verrückt. Aber ehrlich gesagt störte mich das überhaupt nicht, und es war auch nicht der Grund für unsere ehelichen Probleme. Unser Problem war natürlich Susans Verhältnis mit dem Mafia-Don von nebenan. Und um die Sache noch komplizierter zu machen, hatte sie ihn erschossen. Drei Schüsse. Einer in den Unterleib. Autsch.
    Ich sammelte die Fotos ein und drehte meinen Sessel zum Kamin um. Es fällt sicher allen schwer, sich von solchen Sachen zu trennen, aber als Anwalt wie auch als Mann kann ich Ihnen sagen, dass nichts Gutes dabei herauskommt, wenn man irgendwas aufhebt, das weder unsere Angehörigen noch unsere Feinde sehen sollen. Beziehungsweise unsere bessere Hälfte.
    Ich starrte ins Feuer und sah zu, wie die Flammen um die rußgeschwärzten Ziegel tanzten, behielt die Fotos aber in der Hand.
    Sie hatte also ihren Geliebten erschossen, Frank »der Bischof« Bellarosa, Capo di tutti capi, und war aufgrund gewisser Umstände, die das Justizministerium als strafmildernd empfand, davongekommen - rein rechtlich zumindest.
    Tatsache ist, dass sich das Justizministerium auf den Fall stürzte, weil man einen Fehler begangen hatte, als man Mrs Sutter ungehinderten Zugang zu Don Bellarosa gewährte, der in seiner Villa ein Stück die Straße runter unter Hausarrest stand, sein schwarzes Herz ausschüttete und daher mit der Frau eines anderen Mannes bei Laune gehalten werden musste.
    Ich war immer noch ein bisschen sauer wegen der ganzen Sache, wie man sich vorstellen kann, aber grundsätzlich war ich drüber weg.
    Unterdessen musste ich mich entscheiden, ob ich diese Reise nur der Totenwache wegen unternommen hatte oder ob etwas Längerfristiges daraus werden sollte. Ich hatte auf meine JFB geachtet - die juristische Fortbildung - und war noch immer Mitglied der New Yorker Anwaltskammer, hatte also nicht alle Brücken abgebrochen und konnte theoretisch wieder beschäftigt werden. In meinem letzten Leben war ich Sozius in der alten Kanzlei meines Vaters gewesen, Perkins, Perkins, Sutter und Reynolds, die nach wie vor an der Wall Street Nummer 23 saß, in einem historischen Gebäude, auf das um die Wende zum letzten Jahrhundert Anarchisten einen Bombenanschlag verübt hatten, was einem angesichts des 11. September fast putzig vorkommt.
    In den letzten sieben Jahren hatte ich in London für die obenerwähnte britische Anwaltskanzlei als deren amerikanischer Steuerexperte gearbeitet, der den Leuten erklärte, dass den Internal Revenue Service, also die Steuerbehörde, zu bescheißen eine amerikanische Tradition sei. Für mich war das eine Art Rache, weil der iRs mir das Leben schwergemacht hatte, während meine Frau mit dem Mafia-Don vögelte. Diese beiden anscheinend grundverschiedenen Probleme hatten durchaus etwas miteinander zu tun, wie ich auf die harte Tour herausfand.
    Ich nehme an, ich war damals auf eine holprige Wegstrecke geraten, ein kleines Missgeschick in meinem ansonsten reizvollen und privilegierten Leben. Aber Missgeschicke stärken den Charakter, und ehrlich gesagt waren Susan, Frank Bellarosa, der iRs oder meine ehrpusseligen Anwaltskollegen nicht an allem schuld; ich war zumindest teilweise selbst verantwortlich, weil auch ich mich mit Frank Bellarosa eingelassen hatte. Ein bisschen juristische Arbeit. Ihm zum Beispiel bei einer Mordanklage beistehen. Nicht das Zeug, das ich als Wall-Street- Anwalt normalerweise machte, und sicherlich kein Fall, den man bei Perkins, Perkins, Sutter und Reynolds guthieß. Deshalb befasste ich mich in der Zweigstelle in Locust Valley, Long Island, damit, aber das nützte nicht viel, als die Zeitungen dahinterkamen.
    Im Nachhinein denke ich, ich hätte mir darüber im Klaren sein müssen, dass ich beruflich und

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