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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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gesellschaftlich Selbstmord beging, wenn ich einen Mafia-Don als Mandanten annahm. Aber es war eine Herausforderung, und ich langweilte mich, und Susan, die meine Bekanntschaft mit Frank Bellarosa billigte und förderte, sagte, ich brauchte eine Herausforderung. Ich nehme an, Susan langweilte sich ebenfalls; tatsächlich hatte sie ihre eigenen Absichten gehabt, was Frank Bellarosa anging.
    Apropos Susan. Von meinem Sohn Edward hatte ich es erfahren, Zitat: »Mom hat's zurückgekauft - unser Haus.«
    Wenn man von der schlechten Grammatik einmal absah - ich hatte diesen Jungen auf großartige Schulen geschickt -, meinte Edward damit, dass Susan das große Gästehaus auf dem Stanhope'schen Anwesen wiedererworben hatte. Dieses sogenannte Cottage - es hatte sechs Schlafzimmer - war fast zwanzig Jahre lang unser eheliches Heim gewesen und lag rund vierhundert Meter hinter dem Pförtnerhaus am Hauptweg des Anwesens. Mit anderen Worten: Susan und ich waren jetzt Nachbarn.
    Das Gästehaus sowie vier Hektar Land waren von Susans Vater William, der ein unerträgliches Arschloch ist, von dem hundertfünf Hektar großen Stanhope'schen Grundstück abgetrennt und Susan als Hochzeitsgeschenk überschrieben worden. Da ich der Bräutigam war, fragte ich mich, warum mein Name nicht ebenfalls auf der Urkunde stand. Aber um das beantworten zu können, muss man verstehen, was es mit altem Geld auf sich hat. Außerdem muss man Arschlöcher wie William verstehen. Von seiner dussligen Frau Charlotte, Susans Mutter, gar nicht zu sprechen. Diese beiden Gestalten sind leider immer noch gesund und munter und leben und golfen auf Hilton Head, South Carolina, wo auch Susan seit dem unseligen Schusswaffenunglück wohnte.
    Bevor Susan nach South Carolina zog, hatte sie das Gästehaus an ein mit Firmenübertragungen befasstes Yuppiepaar verkauft, das von irgendwo westlich des Hudson stammte. Man weiß spätestens, dass es in der eigenen Ehe kriselt, wenn die Frau das Haus verkauft und in einen anderen Staat zieht. In unserem Fall war ich es, der die Ehe beendete. Susan wollte, dass wir zusammenblieben, wies darauf hin, dass ihr Geliebter tot war und wir uns daher keine Sorgen machen müssten, bei einer Party auf ihn zu stoßen. Sie behauptete sogar, sie hätte ihn genau deswegen umgebracht, damit wir weiter zusammenleben könnten.
    Das stimmte zwar nicht ganz, aber es klang nett. Im Nachhinein meine ich, dass wir es vermutlich hätten versuchen können, aber ich war zu wütend darüber, dass man mir Hörner aufgesetzt hatte. Mein männliches Ego hatte einen schweren Treffer abbekommen. Ich meine, nicht nur unsere Freunde, Verwandten und Kinder wussten, dass Susan mit einem Mafia- Don gefickt hatte, sondern das ganze Land wusste es, nachdem es in allen Klatschblättern stand. »Toter Don trieb es mit Anwaltsfrau und Großerbin«. Oder so was Ähnliches.
    Es hätte mit uns beiden klappen können, wenn ich, wie Susan damals durchblicken ließ, ihren Geliebten eigenhändig umgebracht hätte. Aber ich wäre nicht so leicht davongekommen wie sie. Selbst wenn ich mich irgendwie aus der Mordanklage hätte rauswinden können - Verbrechen aus Leidenschaft -, hätte ich Don Bellarosas Freunden und Verwandten einiges erklären müssen.
    Folglich verkaufte sie das Haus und machte mich damit obdachlos, wenn man vom Yale Club in Manhattan einmal absieht, wo ich natürlich stets willkommen war. Aber Susan, die sich ausnahmsweise einmal umsichtig zeigte, wies mich darauf hin, dass die unlängst verwitwete Ethel Allard in ihrem Pförtnerhaus ein bisschen Gesellschaft brauchen könnte. Das war eigentlich gar keine schlechte Idee, und da Ethel auch ein paar Dollar Miete und einen Heimwerker gebrauchen konnte, der ihren kürzlich verstorbenen Gatten ersetzte, zog ich in das Gästeschlafzimmer und verstaute meine Habseligkeiten im Keller, wo sie in den letzten zehn Jahren lagerten.
    Im darauffolgenden Frühjahr einigte ich mich mit meinen Soziussen auf eine Abfindung und kaufte mir von dem Geld die vierzehn Meter lange Morgan, die ich Paumanok II taufte. Zu dem Zeitpunkt war meine Mitgliedschaft im Seawanhaka Corinthian Yacht Club im beiderseitigen Einvernehmen gekündigt worden, daher setzte ich die Segel in der öffentlichen Marina, in der ich das Boot gekauft hatte, und trat meine dreijährige Odyssee an.
    Odysseus wollte heimkommen; ich wollte von daheim wegkommen. Odysseus wollte seine Frau wiedersehen; ich vielleicht auch, aber dazu kam es nicht. Ich hatte Susan

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