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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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wer gerade neben uns stand. Nur wenige Sekunden verstrichen, bis die Titelmusik, die Marc für die Serie geschrieben hatte, durch die riesige Halle tönte. Wie alle anderen auch, wandte ich mich um, blickte empor und sah, dass Pete hinter der Scheibe des Schnittraums zu uns herabblickte und beide Daumen emporstreckte. Die Geste hatte etwas so Rührendes, dass er damit sämtliche Dämme der Beherrschung durchbrach. Mit einem Mal flossen überall Tränen. Randy heulte wie ein Schlosshund, und auch Maggie ließ sich weinend in meine Arme fallen. Während ich sie hielt, ertappte ich mich dabei, nach Sarah zu suchen. Erfolglos. Sie war offenbar getürmt und bereits in ihrer Garderobe verschwunden. In der Hoffnung, sie noch einmal zu sehen, zögerte ich meinen Abschied lange heraus, aber sie zeigte sich nicht mehr. Irgendwann beschloss ich zu gehen. Wir hatten schließlich noch die Pressekonferenz vor uns.
    Die fand im selben Kino statt wie damals unsere erste, die ihrerseits gerade mal ein halbes Jahr zurücklag.
    Ich stand schon seit Minuten in dem schmalen Gang bereit, konzentrierte mich auf eine halbwegs regelmäßige Atmung und rieb meine schweißnassen Handinnenflächen immer wieder über die Seiten meiner Jeans. Die Symptome meiner Nervosität waren dieselben wie Monate zuvor, doch die Auslöser unterschieden sich deutlich.
    Damals hatte es mir vor dem öffentlichen Auftritt an sich gegraut, nun erwartete ich in höchster Anspannung, Sarah wieder zu begegnen.
    Als das Stöckeln ihrer Schuhe vom entgegengelegenen Ende des Gangs zu mir herüberhallte, hielt ich die Luft an.
    »Hallo«, sagte sie leise, als uns nur noch wenige Meter voneinander trennten.
    »Hallo Sarah«, erwiderte ich mit zittriger Stimme. Erwartete beinahe, dass sie Abstand halten würde, doch sie kam so dicht an mich heran, dass mich ihr Duft erreichte. Rosen und Vanille – so viel besser als der gummiartige Geruch des Gangs. Halb dankbar, halb gequält sog ich ihren Duft ein.
    »Also los«, flüsterte Sarah nur einen Augenblick später, als sich die Tür vor uns öffnete.
    Dieses Mal betraten wir den Saal gemeinsam. Wir verzichteten auf eine gestenreiche Begrüßung, obwohl neben den Reportern auch wieder etliche Fans anwesend waren.
    Auf unseren Plätzen angekommen, erläuterten wir sachlich, wie es zu dem jähen Ende der Produktion gekommen war. Natürlich versuchten wir, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, indem wir alle Fragen mit einem Lächeln beantworteten.
    »Wir werden euch so sehr vermissen!«, rief plötzlich ein Mädchen aus dem Publikum.
    »Ihr seid das süßeste Paar aller Zeiten!«, ein anderes.
    Schlagartig senkte Sarah ihren Blick. Ich lächelte tapfer, konnte sie aber gut verstehen, denn jede dieser beiläufigen Bemerkungen, jeder Zuruf, traf auch mein Herz wie eine Pfeilspitze. Vielleicht, so dachte ich dann wieder, war es ihr aber auch nur peinlich.
    Nachdem die Neugier der Reporter gestillt war, durften einige Fans an das Mikrofon vortreten und ihre Fragen loswerden. Sarah hatte sich schnell wieder gefasst und saß nun wieder gewohnt würdevoll neben mir. Umso erstaunter war ich, dass nur eine einzige simple Frage ihre Fassung zum Bröckeln brachte.
    Alles lief gut, bis ein junges Mädchen mit Zahnspange und traurigen Augen vor das Mikrofon trat. Sie stellte sich als
Annie
vor. Und sie schaffte es mit ihrer Frage, die sonst so schlagfertige Sarah aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    »Ihr beide habt euch doch von Anfang an so gut verstanden und eure Chemie ist wirklich der Wahnsinn. Wird es euch nicht sehr schwerfallen, dass ihr euch jetzt nicht mehr so oft seht?«
    Erwartungsvoll blickte das Mädchen zwischen Sarah und mir hin und her. Sekundenlang. Obwohl ich bereits die vorangegangene Frage beantwortet hatte und zwischen Sarah und mir die Vereinbarung stand, immer abwechselnd zu antworten, kam kein Mucks von ihr. Wie eingefroren saß sie neben mir und starrte das Mädchen an. Schließlich räusperte ich mich und übernahm für sie. »Weißt du, Annie, ich erinnere mich sehr gut daran, dass Sarah am Anfang mal zu mir sagte, wir würden uns ab jetzt häufiger sehen als unsere Familien. Und genauso war es. Du hast recht, wir hatten eine fantastische Zeit miteinander, und es wird sicherlich nicht leicht werden, das einfach so hinter uns zu lassen. Aber das ist nun mal unser Job. Und vergesst nicht, dass die Serie für die
›Your Choice Awards‹
nominiert ist. Also, vielleicht sehen wir uns ja alle am Roten Teppich

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