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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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Seiten, ich bitte Sie. Wenn … wenn es Ihnen nicht zusagt, dann ist das in Ordnung, aber …«
    »Oh, bitte!«, brummte der genervte Sicherheitsmann und drehte den kleinen Mann dabei so mühelos dem Ausgang zu, dass der wie eine übergroße Marionette in seinem Griff wirkte. »Glaubst du ernsthaft, Hollywood funktioniert so, Junge?«
    Sarahs Blick wurde nachgiebig. »Na schön«, murmelte sie. »Es wäre nicht das erste Mal, dass Hollywood genau
so
funktioniert.«
    Damit bedeutete sie dem Sicherheitsmann zu warten und winkte den schmächtigen Mann heran. »Geben Sie her, ich lese es direkt in der Garderobe. Ein gutes Skript erkenne ich auf maximal zwanzig Seiten.«
    Die Augen des Fremden weiteten sich. »Misses Pace, ich danke Ihnen. Vielen, vielen Dank!«
    Der Sicherheitsmann verdrehte die Augen und ließ von ihm ab. Das Skript in der ausgestreckten Hand, ging der Mann auf Sarah zu und reichte es ihr. »Sie sind die Einzige, die ich mir in der weiblichen Rolle vorstellen kann«, ließ er sie noch wissen.
    Sarah schüttelte lächelnd den Kopf. Sie war bezaubernd, wenn sie so lachte. »Sind Sie Produzent?«
    »Nein, ich … ähm, ich bin der Autor«, erklärte der Mann. Damit hatte er Sarahs Aufmerksamkeit. Sie entrollte das Papier in ihren Händen und las den Titel. Ihre Lippen bewegten sich lautlos, dann weiteten sich ihre Augen. »Sie sind Jeff Noon?«, fragte sie ungläubig.
    Er rückte seine Brille zurecht, straffte seine schmalen Schultern, nickte … und hörte gar nicht mehr damit auf, als Sarah weitersprach.
    »Sie haben
›Beginnen wir mit gestern‹
geschrieben.«
    Dieser Name des Autors, dieser Buchtitel … irgendwie kam mir das alles sehr bekannt vor. Sarah geriet neben mir in Euphorie. »Oh Gott, ich liebe dieses Buch! Ich habe es erst vor wenigen Monaten gelesen. Eigentlich eher per Zufall, ehrlich gesagt.« Dabei drehte sie sich zu mir um. »In deinem Garten, Ben.«
    Sie war so begeistert, dass sie nicht einmal merkte, wie natürlich sie sich mir zuwandte und an meinen Ärmel zupfte. Nun wusste ich zumindest, warum mir der Name des Buches so bekannt vorkam. Ich hatte es am Abend vor dem ersten Drehtag für
›Das Leben in meinem Sinn‹
gekauft, weil mich das Cover und der Titel irgendwie angesprochen hatten. Eigenartigerweise – was mir sonst nie mit Büchern passierte – hatte ich es jedoch bis zu diesem Tag nicht gelesen. Sarah hingegen hatte es an dem Morgen nach unserer Liebesnacht zwischen meinen anderen Büchern entdeckt und mit in den Garten genommen. Sie hatte das Buch dieses Mannes gelesen – das ich am Tag vor unserem ersten gemeinsamen Drehtag gekauft hatte – als sie erfuhr, dass Daniel auf seinem Weg zu ihr einen Unfall gehabt hatte.
    …
Mein Gott, diese Welt ist wirklich ein Dorf!
    Sarah sah mich nach wie vor offen, in ungebremster Euphorie an und zupfte weiter an meinem Hemdärmel. Erst einige Sekunden später – und vermutlich erst, als die Erinnerungen an den schicksalsträchtigen Tag auch sie voll erreicht hatten –, flackerten ihre Lider, sie ließ abrupt von mir ab und wandte sich stattdessen wieder Jeff zu, dem ich kurz zunickte.
    Er kratzte sich verlegen im Nacken. »Nun ja, nun soll das Buch jedenfalls verfilmt werden, und … eigentlich ist es überhaupt nicht meine Sache, aber … ich würde Sie so gerne in der Hauptrolle sehen und irgendwie … war ich nicht bereit, es bei der Absage Ihrer Agentur zu belassen.«
    »Zu Recht!«, rief Sarah aus. Sie redete noch eine Weile mit Jeff, aber in meinen Ohren verschwammen ihre Worte zu einem undefinierbaren Brummen. Mit einem Mal fragte ich mich, warum ich überhaupt noch hier, neben ihr, stand. War das mein Platz? Wohl nicht, das hatte Sarah durch ihr Verhalten in den vergangenen drei Minuten erneut klargestellt. Zweimal sogar, wenn ich es recht bedachte.
    Sie machte es jedes Mal wieder deutlich, wenn ich ihr nur die Möglichkeit dazu ließ – und daran würde sich auch in Zukunft nichts ändern, dessen war ich mir plötzlich sicher.
    Egal, ob es nun Scham war, Angst oder was auch immer … Sarah war nicht bereit dazu, zu mir zu stehen. Sie wies mich von sich, schob mich zur Seite und brach mir damit jedes Mal wieder das Herz. Mit dieser bitteren Erkenntnis, ohne ein einziges Wort des Abschieds, wandte ich mich ab und ließ sie mit dem fremden Mann im Halbdunkel des schmalen Gangs stehen, ohne mich noch einmal umzudrehen.
    Vielleicht hoffte ich, dass sie mir nachlaufen würde, aber natürlich geschah nichts

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