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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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mitteilen, dass es keine dritte Staffel gibt, basta. Ich denke mir aus, wie wir die Serie auslaufen lassen. Mit einem schönen, befriedigenden Ende, das die Zuschauer verdient haben. Und dann widmen wir uns alle etwas Neuem.«
    Und so stand der Plan, wenn auch bisher nur zwischen uns beiden.
    Ich wunderte mich ein wenig, dass ich keine Erleichterung verspürte, denn wann immer ich mir Randys Worte ins Gedächtnis zurückrief, klangen sie absolut schlüssig und vernünftig. Sie stellten die Idee einer sanften Beendigung von etwas dar, das eigentlich nicht mal richtig begonnen hatte – in jederlei Hinsicht.
    Nur eine Woche später, an einem Mittwochmorgen Ende Januar, war der Streik endlich Geschichte, und Randy trommelte das komplette Team am Set zusammen.
    Als ich das Studio betrat und den ersten Blick auf ihn warf, wusste ich, dass es vorbei war. Das sanfte Ende, von dem er gesprochen hatte, würde es nicht geben. Wir wechselten kaum zwei private Sätze miteinander, bis er über sein Megaphon ausrief, dass alle zusammenkommen sollten.
    Sarah, die ich seit zwei Monaten nicht gesehen hatte, kam aus ihrer Garderobe – bildschön wie immer – und setzte sich ohne ein einziges Wort des Grußes auf ihren Stuhl.
    Überhaupt herrschte eine eigenartige Stimmung am Set. Wiedersehensfreude, Hoffnung und Enthusiasmus prallten mit der Enttäuschung über die schlechten Quoten der letzten Folgen und natürlich mit der Ungewissheit über die Zukunft der Serie zusammen.
    »Es ist so schön, euch alle wiederzusehen«, begann Randy ungewohnt sanft. »Das waren harte Wochen, die …« Er stockte. Dann, inmitten der kompletten Runde, sprang er auf, raufte sich die Haare und sah uns an. Von einem zum anderen. Sein Kinn zuckte, so angespannt war er. »Verdammt! Es gibt einfach keinen Weg, das schonend zu verpacken«, murmelte er schließlich. »
›Das Leben in meinem Sinn‹
… ist Geschichte, Leute. Der Sender hat die Serie gecancelt. Sie wollen die zweite Staffel nicht mehr. Der Streik hat uns den Hals gebrochen.
Ich
… habe uns den Hals gebrochen!«
    Ein erschrecktes Raunen ging durch die Gruppe der Crew. Nur Sarah, Maggie und ich blieben still. Wir kannten Randy zu gut und hatten schon vor seinem kleinen Monolog gespürt, was er sagen würde.
    »Werden sie die beiden fertigen Folgen noch zeigen?«, fragte Cathy, eine Stilistin, leise.
    Randy schüttelte den Kopf. »Nichts mehr. Keine einzige Folge mehr.«
    »Aber sie haben die zweite Staffel doch geordert«, gab John in seiner tiefen Bass-Stimme zu bedenken.
    »Ja, nur gab es dummerweise eine verdammte Klausel in diesem Vertrag, die Streiksituationen behandelte«, erklärte Randy.
    »Das heißt im Klartext?«, hakte John nüchtern nach.
    »Jeder von euch, der nicht unmittelbar vor den Kameras steht, bekommt sein Gehalt weiter, als würden wir drehen. So lange, bis ihr einen neuen Job findet, aber maximal für die fünf Monate, die wir zum Dreh der zweiten Staffel benötigt hätten. Findet ihr in der Zwischenzeit einen neuen Job und verdient dort weniger, bekommt ihr für die verbleibende Zeit – also auch für maximal fünf Monate – den Ausgleich. Alles klar?« Die Crew-Mitglieder nickten stumm vor sich hin. Was blieb ihnen auch anderes übrig?
    »Ihr …«, fuhr Randy fort und deutete dabei auf Sarah, John und mich, »… bekommt nur einen gewissen Prozentanteil eurer Gage – ich glaube, es waren fünfzig Prozent – als Abfindung. Aber natürlich seid ihr ab sofort für neue Projekte frei.«
    Frei!
, hallte es in meinem Kopf wider. Eigenartigerweise klang auch das keineswegs so verheißungsvoll, wie ich es mir ausgemalt hatte.
    »Ich werde eine Pressekonferenz für Freitag einberufen«, sagte Randy. »Ben und Sarah, wenn ihr mir noch einmal den Gefallen tun würdet …«
    Schon fühlte ich mich nicken. »Natürlich!«
    Nur an Randys Blick erkannte ich, dass sich auch Sarah dazu bereiterklärt hatte, den Reportern gemeinsam mit mir Rede und Antwort zu stehen. »Gut, vielen Dank!«, sagte er nüchtern. Und dann, nach einer sekundenlangen Pause. »So, meine Lieben, das war es dann wohl!«
    Niemand rührte sich. Wir blieben betreten in dem großen Stuhlkreis sitzen und starrten uns gegenseitig an. Mit diesem abrupten Ende der Serie hatte niemand von uns gerechnet.
    Erst als sich Pete aus der Runde erhob und wortlos in seinem Schnittraum verschwand, regten auch wir uns. Wir erhoben uns, drehten uns zu unseren Nachbarn um, schüttelten Hände und umarmten einander – gleich,

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