Neobooks - Das Leben in meinem Sinn
abgestreift und mich zum Schlafen fertiggemacht, während er am Frühstückstisch in seinem Wohnwagen sitzt und sein Müsli löffelt.
»Wie geht es dir? War der Dreh gut?«, erkundigt er sich.
»Ja, alles läuft sehr gut an. Es macht Spaß. Und bei dir?« Ich höre, wie er schluckt, und weiß, dass er auch in Frankreich nicht auf seinen heißgeliebten Orangensaft verzichtet.
»Bei uns stocken die Dreharbeiten momentan etwas. Das Wetter spielt leider nicht so mit, wie wir es gerne hätten. Hier regnet es seit Tagen Bindfäden, dabei verlangt das Skript nach einem ungetrübten Himmel und gleißendem Sonnenschein.« Er lacht. »Ich habe Jacques geraten, er solle alles einpacken und mit mir nach L.A. kommen, aber das fand er nicht so lustig. Überhaupt haben diese Franzosen einen eigenen Humor. Da muss man echt aufpassen, was man sagt. Dabei war es gut gemeint. Ich wette, ihr habt unseren perfekten Sonnenschein, nicht wahr?«
»Ja, das ist wahr«, entgegne ich. »Hier ist es unerträglich heiß. Wie läuft es denn mit Madelaine?« Daniel dreht derzeit an der Seite einer meiner guten Freundinnen.
Er räuspert sich. »Sie ist nett. Also privat, nicht im Film … aber das weißt du ja. Alles läuft sehr gut. Sarah, ich …«
»Du musst los!«, beende ich seinen Satz.
»Ja, die Maske ruft«, fügt er entschuldigend hinzu.
»Schon gut! Ich wünsche euch einen schönen Tag. Und viel Sonne.«
»Vielen Dank!«
»Daniel!«, rufe ich noch, bevor er auflegen kann.
»Hm?«, brummt er von der anderen Seite der Welt.
»Wir müssen bald einmal über die Hochzeit sprechen. Der Planer war da und hat die ersten Rahmenpunkte mit mir besprochen. Er hat uns Muster für die Einladungen …«
»Schick sie mir per E-Mail, wenn es geht, ja? Ich muss wirklich los, es tut mir leid, Schatz.«
»Natürlich, kein Problem. Wir hören morgen früh voneinander … also, für dich heute Abend.«
»Alles klar! Bis dann, Sarah. Ich liebe dich!« Bevor ich seine Bekundung erwidern kann, hat er schon aufgelegt.
Mit einem Seufzen lege ich das Telefon zur Seite und nehme den Laptop vom Nachttisch, um mein Postfach zu checken. Heute ist es nicht allzu viel. Ohne Ende Werbung, einige Mails von Rick, meinem Agenten, und eine von meinem Dad. Ich liebe ihn für seine kleinen Nachrichten, die er mir von Zeit zu Zeit schreibt.
Wie immer ist auch die heutige überaus höflich und korrekt verfasst. Dennoch strotzt sie nur so von Liebe und Anteilnahme. Ebenfalls wie immer beantworte ich seine wenigen Zeilen mit einem halben Roman und sende die Nachricht zufrieden ab. Gerade will ich den Laptop zur Seite legen, da fällt mir noch etwas ein. Also klappe ich ihn erneut auf und rufe meine Lieblingssuchmaschine auf. »Ben Todd« und »Schicksalsschlag« lauten die Suchbegriffe, die ich eingebe.
Mal sehen, ob ich seinem Geheimnis auf die Spur komme.
[home]
Ben erzählt.
(Zwei Monate und sechzehn Tage später, an einem sonnigen Abend Ende August)
S eid ihr bereit?« Randy grinst uns an – seine
Fantastischen Drei,
wie er uns nur noch nennt – und erhält ein einstimmiges Nicken. Man merkt ihm an, wie stolz er ist, wie sehr er Events wie dieses hier genießt.
»Das wird ein großer Abend«, sagt er feierlich. »Ihr werdet sehen.«
Sarah steht unmittelbar hinter mir. Sie kichert. Auch sie ist aufgeregt, allerdings freudig. Ich hingegen …
»Also los!«, ruft Randy, unmittelbar bevor sich die zweiflügelige Tür vor ihm öffnet. Der Klang von tosendem Applaus und Jubelrufen dringt für einen Moment zu uns durch. Randy verlässt das Halbdunkel des Gangs und betritt mit hochgerissenen Armen den Saal. Dann verschwindet er aus unserem Sichtfeld, und der Jubel – als hätte jemand an einem Lautstärkeregler gezogen – schrumpft wieder, bis die Tür mit einem metallenen
›Klack‹
zurück ins Schloss fällt. Stille!
Wir stehen hintereinander: Ich, Sarah, John.
In dieser Reihenfolge sollen wir Randy in wenigen Minuten folgen.
Diese Tür, so hat er uns kurz zuvor noch erklärt, wird uns alle zu einem immensen Erfolg führen.
Ich reibe meine feuchten Hände und räuspere mich, da ich befürchte meine Stimme, könne kläglich versagen. Dumm ist auch die Tatsache, dass ich mir kurz zuvor noch ein Kaugummi in den Mund geschoben habe. Nun spiele ich mit dem Gedanken, es herunterzuschlucken, weil ich nicht weiß, wohin damit.
Sarah bemerkt meine Aufregung. Sie selbst scheint kein Lampenfieber zu kennen. Im Halbdunkel des Gangs sucht sie meinen Blick,
Weitere Kostenlose Bücher