Neobooks - Das Leben in meinem Sinn
spreche sehr langsam. Untypisch für mich, der ich eigentlich ein nervöser Redner bin. Oft habe ich selbst das Gefühl, über meine Worte zu stolpern, aber diese Sätze spreche ich sehr bedacht aus.
Ist das wirklich die schonendste Methode?
»Du solltest die Bilder gar nicht erst mitnehmen«, befindet Marc.
»Nein, warte!« Randy greift nach der Hand seines Freundes und drückt sie zärtlich. »Erzähl weiter, Ben«, ermutigt er mich.
Ich atme tief durch und sehe Marc an. »Ich verstehe dich gut, glaub mir, aber an diesem Punkt wird sie die Fotos sehen wollen. Und sie
muss
sie ja auch sehen, denn das wird sie ohnehin. Früher oder später. Wenn es mir jedoch gelingt, Sarah abzufangen, noch bevor sie etwas aus der Presse mitbekommt, dann kann ich wenigstens sicherstellen, dass Josie nicht unmittelbar dabei ist, wenn Sarah es erfährt. Ich habe zwar nicht die leiseste Ahnung, wie ich das anstellen soll, aber … ich denke, Sarah würde es garantiert vorziehen, zuerst ein wenig zur Besinnung zu kommen. Alleine. Dann kann sie auch in Ruhe darüber nachdenken, was sie ihrer Tochter sagt.«
Die erwartungsvollen Blicke meiner Freunde bleiben weiterhin auf mir haften. Resignierend zucke ich mit den Schultern. Mein Plan ist weder außergewöhnlich noch genial, das ist mir durchaus bewusst. Aber immerhin – es ist ein Plan. Und etwas Besseres fällt mir nicht ein.
Eine Weile lang bleiben wir noch an unserem Tisch sitzen und schauen uns gegenseitig an. Stumm suchen wir – jeder für sich und doch irgendwie gemeinsam – nach einer anderen, einer besseren Lösung. Ergebnislos. Mein Vorschlag bleibt der einzige.
Endlich, langsam und bedächtig, nickt Randy. »Ja, du musst versuchen, sie aufzufangen. Ich werfe die Drehpläne um, ziehe andere Szenen vor und versuche, euch beiden ein paar Tage Auszeit zu verschaffen. Ohne Sarah brauche ich auch dich nicht.«
Das stimmt;
Ron
ist
Leas
Schatten.
»Okay«, sage ich … und gebe damit das Stichwort zum Aufbruch.
Ohne ein weiteres Wort winkt Randy Mario zu, der meine beinahe unangetastete Pizza abräumt und dabei besorgt nachfragt, ob es denn dieses Mal nicht geschmeckt habe. Wir versichern ihm gemeinsam, dass die Pizza wie immer fantastisch war, und Randy, der wie fast immer auch meine Rechnung begleicht, versöhnt Mario mit einem großzügig bemessenen Trinkgeld und dem Versprechen, am kommenden Wochenende wieder reinzuschauen.
Vor der Tür des kleinen Restaurants verabschiedet sich Marc per Handschlag von mir. Randy hingegen umarmt mich mit beiden Armen und klopft mir auf die Schultern. »Lass mich wissen, wie es gelaufen ist«, bittet er mit ernster Miene und entlässt mich damit in die Nacht, die ihre tiefste Schwärze bereits verloren hat.
***
Ich sitze still in meinem Wagen, nur mein Kiefer bewegt sich unentwegt. Als ich erneut nach der Packung mit den Kaugummis greife, gibt sie unter dem Druck meiner Finger nach. Leer.
Jetzt erst fällt mir auf, wie voll mein Mund ist. Mit einem Schlag schmerzen auch meine Kiefermuskeln. Ich spucke den dicken, zähen Klumpen in die leere Packung und werfe sie in den Aschenbecher.
Jack schläft zusammengerollt auf meinem Schoß und kratzt von Zeit zu Zeit im Traum mit den Pfoten über meine Oberschenkel.
Die Uhr im Armaturenbrett meines alten Wagens tickt unaufhaltsam weiter. Mein banger Blick ruht auf dem langen Zeiger. Nur noch vier Minuten bis sechs Uhr. Gegen halb sieben, das hat Sarah mir anfangs erzählt, steht sie für gewöhnlich auf. Sechs Uhr müsste also ausreichen, um ihr zuvorzukommen.
Nach dem Treffen mit Marc und Randy war ich noch einmal zu Hause, habe ausgiebig geduscht und mich rasiert. Dann bin ich in frische Klamotten geschlüpft und habe auf der Couch meinen Laptop aufgeklappt. Mit steifen Fingern rief ich die Homepage eines bekannten Klatsch-Magazins auf.
Und da war es bereits – eins von Christophers Fotos. Natürlich direkt als Titelbild. Mein Herz hämmerte mir wild gegen die Brust, als ich es betrachtete. Die Bearbeitung hatte Christopher gut hingekriegt, das musste man ihm lassen, denn Daniels Gesicht war eindeutig zu erkennen, wenn die Aufnahme auch ein wenig grobkörnig wirkte.
Sarahs Verlobter hielt diese Madelaine, deren Gesicht ich nicht so gut erkennen konnte, fest in seinen Armen und küsste sie. Es sah tatsächlich ziemlich leidenschaftlich aus.
Ich klickte den Link zu dem Artikel an. Weitere Bilder, auf denen Daniels Hände Madeleines Körper streichelten, öffneten sich. Über ihrer
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