Neobooks - Das Leben in meinem Sinn
Ich habe einen Chauffeur bestellt, der uns gleich abholt und zurück nach Hause bringt.«
Ich höre ihre Worte, doch ich verstehe sie nicht. Nichts ergibt mehr einen Sinn. Nur eine halbe Stunde später lehne ich stumm im Rahmen der Haustür und beobachte, wie Sarah, Josie und Alberta meine Wohnung verlassen und zu dem fremden Fahrer ins Auto steigen.
***
Wie betäubt trinke ich meinen Kaffee. Als mich Jacks Gewimmer erreicht, ist es schon fast Mittag. Ich fahre mit ihm zu der kleinen Bucht, zu der ich auch Sarah nur zwei Tage zuvor gebracht hatte. Im Nachhinein betrachtet – mit dem Ausgang, den Sarahs und meine Geschichte offenbar gefunden hat – komme ich mir so vor, als hätte ich Shirleys und meinen geheimen Platz entehrt. Diese Bucht war unser Rückzugsort; bis heute kann ich hier ihre Nähe spüren, wenn ich auf den Klippen sitze, die Augen schließe und meine Sinne auf das Rauschen des Ozeans fixiere. Doch an diesem Morgen kann nicht einmal der unendliche Rhythmus der heranrollenden Wellen die gewünschte Erleichterung meines Herzens bewirken.
Ich hole meine alte Gitarre aus dem Wagen, setze mich in den weichen Sand und spiele seit langer Zeit wieder.
Der Wind raschelt über meinem Kopf durch die Wedel der einsamen Palme. Er scheint mir etwas zuflüstern zu wollen. Etwas, das ich nicht verstehe. Dabei sehne ich mich so sehr nach einem Zeichen. Irgendetwas, das mir den richtigen Weg weist und mich wieder hoffen lässt.
Am Abend schlafe ich auf dem Bett in meinem Gästezimmer ein – auf Sarahs Bett –, nachdem ich bei dem Versuch, die Bettwäsche zu wechseln, kläglich gescheitert bin. Das Laken roch nach ihr, ebenso wie die Bettdecke, und so konnte ich mich einfach nicht dazu bringen, den Raum zu verlassen.
Es gibt keinen weiteren Kontakt, bis wir drei Tage später erneut am Set zusammenkommen.
Sarah begrüßt mich nüchtern, mit einem Lächeln, das so steif und aufgesetzt ausfällt, dass ich es einfach nicht erwidern kann. Ich murre nur eine kurze Begrüßung und verschwinde auf direktem Wege in meine Garderobe.
Maggie begrüßt mich, merkt aber sofort, dass es mir nicht gut geht. Ich übe mich weiterhin im Schweigen, und sie akzeptiert das so ergeben, dass ich mich frage, ob sie etwas weiß. Zumindest bin ich mir sicher, dass sie eine Ahnung hat. Sie hakt halt nur nicht nach. Was gut ist, denn auf Kommentare wie »Habe ich es dir denn nicht gesagt?« kann ich weiß Gott verzichten.
Wie an jedem Morgen liegt eine Zeitschrift auf der Ablage unter meinem Spiegel. Ich ergreife sie und lege sie erleichtert wieder weg, als mir weder Sarahs noch Daniels Gesicht von der Titelseite aus entgegenblickt.
Die Magazine haben inzwischen ausgiebig über den Treuebruch mit Madelaine und den anschließenden Unfall berichtet. Momentan vergeht keine Stunde, ohne dass sich neue Gerüchte zu all den bislang geschriebenen gesellen, aber schon bald wird man das Thema wieder leid sein. Es gibt kein anderes, vergleichbar schnelllebiges Geschäft wie das unsere.
Außerdem haben es Daniels und Sarahs Manager geschafft, den Unfall komplett herunterzuspielen. Dass Madelaine in L.A. ist, konnte durch Fotos bislang nicht bewiesen werden, und das ehemalige Traumpaar Hollywoods scheint sich sogar während seiner Trennung noch einig zu sein. Wie langweilig! Nein, es gibt Drogenexzesse und Sexskandale unter den Promis, die sich weitaus besser verkaufen lassen.
Randy ist über die Fakten aufgeklärt – natürlich nur über die, die Daniel, Sarah und Madelaine betreffen –, aber vermutlich hat Sarah im Vorfeld klargestellt, dass sie nicht über ihr Privatleben sprechen will. Zumindest ist Randy wieder der Alte. Zurück in seiner Rolle als Regisseur und weniger in der des guten Freundes, hastet er nun seinem eigenen Zeitplan hinterher. Irgendetwas scheint ihn momentan besonders zu drängen – und das hat nichts mit dem Versäumnis der vergangenen Tage zu tun.
Nein, Randy weiß nicht, was zwischen Sarah und mir geschehen ist, aber ich wäre verrückt zu glauben, dass er die Stimmungswandlung zwischen uns nicht bemerkt. Sarah und ich sehen einander kaum noch an und halten immer so viel Abstand zueinander, wie es der Raum und die jeweiligen Umstände gerade zulassen. Das war noch nie so!
Vom ersten Drehtag an waren wir Seite an Seite zu finden, egal ob vor oder hinter der Kamera. Der Gedanke, das nun verloren zu haben, schmerzt unglaublich.
Emotional völlig verwirrt, begeben Sarah und ich uns zurück an die gemeinsame
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