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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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Flüstern.
    »Aber … es gibt Paare wie uns, die das alles irgendwie hinkriegen«, starte ich einen letzten verzweifelten Versuch.
    »Zu wenige«, sagt sie, ohne zu mir aufzublicken.
    Ich weiche zurück, kralle die Finger in meine Bettdecke und blicke sekundenlang an die Zimmerdecke. Es ist wie damals, als ich noch ein Junge war: Plötzlich kommt mir mein Leben genauso unbeschrieben und leer vor wie der weiße Putz.
    Ich schließe die Augen unter dem Gedanken.
    Es ist hoffnungslos! …
Ich
bin hoffnungslos!
    Immer wieder geschieht dasselbe. Es scheint so, als würde irgendjemand – oder etwas – das Scheitern einer neuen Liebe in dem Moment festlegen, wenn sich mein zögerliches Herz gerade darauf eingelassen hat.
    »Es ist noch etwas anderes, oder?«, höre ich mich sagen, ohne mir der Frage zuvor bewusst gewesen zu sein.
    »Was meinst du?«
    »Es gibt noch etwas … irgendetwas ist im Krankenhaus geschehen, das dich verunsichert hat.«
    Erst als ich mich die Worte aussprechen höre, wird mir klar, dass es so gewesen sein muss.
    Sarah sieht mich lange an, bevor sie wieder ihren Blick senkt und ihre Finger miteinander verschränkt. Sie windet sich.
    Verdammt, ich liege richtig!
    »Ich bin so gekränkt«, sagt sie schließlich. »Daniel so wiederzusehen, nach all den Wochen … wie er dalag, mit diesen Verbänden und den Monitoren, die seine Körperfunktionen überwachten. Ich wollte mich einerseits an seine Seite setzen und ihn pflegen, andererseits war ich so wütend und verletzt. Und Madelaine dann zu sehen, wie sie sich seiner annahm, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. Sie hat einfach meinen Platz eingenommen, Ben. Und ich kann ihr nicht einmal böse sein, und Daniel auch nicht … denn ich habe ihn nie richtig ausgefüllt.«
    Minuten vergehen ohne ein weiteres Wort. Ich verstehe Sarahs Verwirrung, ich verstehe, dass sie gekränkt ist, aber ich verstehe nicht, warum alles, was sie sagt, so absolut endgültig klingt. Warum sie uns einfach keine Chance geben will.
    »Sag etwas!«, fordert sie irgendwann und beendet unser Schweigen damit.
    Ich fühle mich taub, leer, kraftlos … und sehr, sehr erschöpft. »Was soll ich sagen, deine Entscheidung ist offenbar gefallen.«
    »Und das ist alles?«, erwidert sie.
    Wut kocht in mir hoch. Schnell und unaufhaltsam. Impulsiv springe auf; meine Stimme überschlägt sich fast. »Was willst du von mir, Sarah? Verdammt, ich verstehe dich nicht. Du … du schläfst mit mir, wir verbringen diese … diese unglaubliche Nacht miteinander und dann – Gott, am nächsten Tag – beendest du alles wieder und ziehst dich zurück. Was glaubst du eigentlich, wie viel ich noch ertragen kann?«
    Als ich ihren erschrockenen Blick sehe, gehe ich instinktiv einen Schritt auf sie zu; meine Stimme wird wieder sanfter. Die Art, wie ich auf sie reagiere … spürt sie das denn nicht?
    »Seitdem wir uns kennen, liebe ich dich, Sarah. Jede Sekunde mehr und mehr. Ich habe es lange verdrängt, aber es stimmt. Warum habe ich dich wohl gebeten,
nicht
mit mir zu schlafen? Ich hätte geschwiegen, wie bisher, und dich weiterhin heimlich geliebt. Ohne diese Nacht wäre all das möglich gewesen. Aber jetzt …«
    Müde und erschöpft schmeiße ich mich zurück auf mein Bett. Erst nach einer kleinen Ewigkeit spreche ich weiter. »Und, wie soll es jetzt weitergehen? Mit uns, am Set … und überhaupt?« Wieder blicke ich an die Zimmerdecke.
    Sarah weint weiterhin leise vor sich hin. »Es tut mir leid!«, beteuert sie zwischendurch immer wieder, bleibt mir jedoch die Antworten auf meine Fragen schuldig.
    Tränen brennen hinter meinen Augen. So weit ich die Lider auch aufreiße, so hoch ich meinen Blick auch halte – ich kann sie nicht zurückblinzeln. Irgendwann, Minuten später, dreht sich Sarah um, bemerkt meine Tränen … und stürmt schluchzend aus dem Zimmer. Und mit dem
›Klack‹
der zufallenden Tür stürzt schlagartig alles in mir ein.
    Am nächsten Morgen, nach einer schrecklich langen Nacht, klopft sie schon früh an meine Tür. Hoffnung keimt in mir auf, als ich ihre verquollenen Augen sehe. Offensichtlich war ihre Nacht genauso hart wie meine. Vielleicht bereut sie ihren Entschluss, vielleicht gibt sie uns doch eine Chance. Vielleicht bittet sie mich, ihr die Zeit zu lassen, mit dem Erlebten fertigzuwerden.
Alles!
, denke ich. Alles wäre besser, als die bittere Endgültigkeit des vergangenen Abends. Alles, außer Sarahs folgende Worte: »Ich wollte mich nur verabschieden, Ben.

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