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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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sich geworfen hatten. Sie rülpsten und legten ihre vor Fett triefenden Hammelkeulen nur aus den Händen, um eines der beiden Mädchen zu begrapschen, die einem Fingerschnippen folgten und mit nassen Augen über sich ergehen ließen, dass schmierige Hände sie in den Hintern kniffen und noch kauende Münder sich auf ihre Lippen pressten. Beide schienen ihre Umgebung kaum noch wahrzunehmen und stolperten von Krieger zu Krieger.
    Derea entging auch nicht, dass die Hauptleute ihm nach flüchtiger Musterung nur noch ein Grinsen schenkten: Sie waren Jäger, die mit ihrer Beute spielten wie satte Hofkatzen mit Mäusen.
    »Was gibt’s denn wieder?«, brummte der Hordenkommandant, betrachtete die zutage geförderten Popel und lutschte sie vom Finger.  
    »Wir haben einen Barden eingefangen, Hauptmann Listrus. Der Vorreiter meinte, Ihr solltet entscheiden, ob wir ihn ins Gebetshaus sperren sollen oder ob Ihr zuvor seine Unterhaltung wünscht.« Die Belustigung, die in der Stimme mitschwang, war nicht zu überhören, Prusten ging in Räuspern über.
    Der Anführer war noch mit der Körperpflege beschäftigt und pulte jetzt mit den Fingernägeln in den Zähnen herum. Mit der anderen Hand winkte er sie aber näher. Sein Blick wanderte über den neuen Gefangenen, der weiter vorwärtsgestoßen wurde, und seine Augen weiteten sich: Schulterlanges, kastanienbraunes Haar umrahmte in sanften Wellen ein bartloses, ebenmäßiges Gesicht mit hohen Wangenknochen und Augen, die blau waren wie die junge Nacht.
    Die Zahnpflege war vergessen, unwillkürlich rutschte er im Stuhl nach vorn. Auf sein Zeichen hin rissen die Reiter dem Barden Laute und Mantel herunter und ließen beides fallen. Es polterte dumpf, und mit einem »Pling« riss eine Saite. Der Hordenhauptmann musterte unterdessen ausgiebig die schlanke Gestalt in der braunen Lederkleidung und schüttelte immer wieder den Kopf.
    »Bei Haidar! So ein Gesicht, solche Haare – und es ist tatsächlich ein Kerl. Zeig mir deine Hände, Bursche!«
    »Herr, lasst mich gehen«, flehte der. »Ich kam nur her, weil mein Pferd lahmte, und kenne diese Menschen gar nicht!«
    »Ich ja auch nicht«, erwiderte Listrus und zwinkerte ihm zu. »Das muss uns also nicht stören. Streck deine Hände aus!«
    Er tat, wie ihm geheißen, kam sich vor wie ein Kind, das beweisen muss, dass es sich vor dem Essen gewaschen hat, und schluckte, als der Hauptmann seine rechte Hand Finger für Finger rieb und betastete.
    »Schlanke Finger wie ein Spielmann, aber Schwielen in der Handfläche wie ein Schwertkämpfer! Wie kommt ein Barde zu Schwielen?«
    »Der Krieg ist schlecht für Unterhaltung, Herr. Um zu überleben, habe ich seit der Schneeschmelze Fischnetze einholen müssen. Nicht einmal meine Laute kann ich so zupfen, dass es Euch Genuss bereiten könnte. Außerdem ...« Er warf einen Blick über die Schulter, bevor er vollendete: »... ist sie kaputt. Lasst mich daher gehen! Die Götter werden’s Euch vergelten.«
    Listrus hielt seine rechte Hand weiter umfangen und ergriff auch noch die linke.
    »Ja, wirklich! Du hast in beiden Händen Schwielen!« Seine Hände wanderten höher und kneteten schließlich die Oberarme. »Muskeln hast du bei den Fischern auch bekommen. Sehr nett! Auf Geklimper furz ich, aber ich genehmige mir gern festes Männerfleisch.«
    Etwas ging zu Bruch, Scherben klirrten, und eine Mädchenstimme bat zittrig um Vergebung. Die Hausherrin schlug ob der Berührung und der Worte eine Hand vor den Mund und erflehte leise göttliche Hilfe. Ihr Sohn ließ den Teller sinken und kicherte dümmlich. Dass es einem anderen zurzeit noch schlechter ging als ihm, schien ihn vorübergehend von seiner eigenen Lage abzulenken.
    Derea konnte gar nicht anders. Er wand sich aus dem Griff und schüttelte sich. Dafür bekam er prompt eine Faust in den Magen, keuchte auf und klappte vornüber.
    Listrus trat jetzt so nahe an ihn heran, dass der Gestank nach Ziegenkäse und die Ausdünstung des ungewaschenen Körpers ihm fast den Atem raubten. Der Riese überragte ihn um mehr als Haupteslänge und grinste auf ihn herunter.
    »Mein kleiner Fiedler, du bist das schönste Geschöpf, das mir jemals unter die Augen gekommen ist.« Die Stimme klang heiser, die Finger spielten erst mit den Haaren des Spielmanns und liebkosten dann dessen Wangen und Kinn. »Nicht mal Stoppeln«, murmelte er, leckte sich die Lippen und zog einen Dolch aus dem Gürtel.
    »Bitte nicht!« Derea wollte zurückweichen, wurde aber von den

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