Neobooks - Die Zitadelle der Träume
wahr? Bei allen Göttern, war das ein Kampf. Ich glaubte schon nicht mehr an unseren Sieg. Was war nur mit dir los? Derea sagt, es müsse ein Zauber im Spiel gewesen sein. War es das? Aber das ist jetzt ja auch gleichgültig, denn es ist doch noch geschehen, worum wir alle gebetet hatten. Rhonan, der Krieg ist beendet. Die Schreckensherrschaft ist vorüber, nach fünfundzwanzig langen Jahren ist sie endlich vorbei. Hörst du die Menschen draußen? Sie feiern ihre Freiheit, sie feiern ihre Zukunft, und sie feiern vor allem ihren König, der ihnen den Sieg gebracht hat, und unglaublich viele Hordenkrieger feiern mit.«
Tränen der Freude liefen ihm übers Gesicht. »Du hast ihre Hoffnungen erfüllt, du hast ihren Schmerz beendet und ihnen neues Leben geschenkt. Ihre Dankbarkeit kennt keine Grenzen. Du kannst dir ihren Jubel nicht vorstellen. Oh, hör doch nur! So geht es schon die ganze Zeit. Es gibt bereits Lieder über dich. Ehemalige Feinde liegen sich in den Armen. Überall brennen Freudenfeuer. Es ist so … so … ich finde gar keine Worte. Oh, mein Freund, mein König, was sagst du?«
»Du tust mir weh!«
Gideon nahm sofort die Hände von Rhonans Schultern und sah ihn verwirrt an.
Doch dessen Augen suchten bereits Canon. »Jetzt sag mir endlich, was du über Caitlin weißt!«
»Das kann doch wohl bis morgen warten, mein König«, erklärte Darius sofort voller Inbrunst. »Ich denke …«
»Götterhimmel!« Rhonan fuhr ungestüm hoch, verzog schmerzlich das Gesicht, fiel wieder in die Kissen, atmete kurz durch und presste seine Hand in die Seite. Mit vor Zorn bebender Stimme stieß er aus: »Jetzt reicht’s mir! Ich habe getan, was von mir erwartet wurde. Camora ist tot und die Schlacht vorbei. Feiert, was immer ihr glaubt, feiern zu müssen, aber ich will jetzt endlich wissen, was mit Caitlin und mit unserem Kind ist. Ich will keine Lieder über mich, ich will keinen Dank, ich will den verdammten Thron nicht, ich will nur meine Familie zurück.«
Gideon nickte voller Verständnis, Derea und Marga fanden die Aussage ihres Freundes nicht weiter überraschend, aber Darius widersprach sichtlich verstört, eher noch entsetzt: »Ihr wollt den Thron nicht? Ihr könnt nicht meinen, was Ihr sagt. Wir haben unendlich lange für Euch gekämpft. Ihr seid unser Großkönig, Ihr seid …«
»Ich meine ganz genau, was ich sage!«, brüllte der aufgebracht dazwischen. »Ihr habt für mich gekämpft? Das wüsste ich aber. Meine Kämpfe habe ich stets allein ausgetragen. Eure Ziele waren nie die meinen. Ihr habt diesen Krieg geführt, nicht ich. Euch ging es die ganze Zeit um die Krone des Großkönigs, mir nicht. Dieser Krieg hat begonnen, da war ich noch nicht einmal geboren. Es reicht doch, dass mir dauernd alle sagen, welche großen Verpflichtungen ich allein wegen meines Namens habe und was ich deshalb alles zu tun habe. Ich tue ja, was ich tun muss, aber was ich denke, bestimme immer noch ich. Ich …«
Er atmete immer schneller und gepresster, und Canon legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Es ist gut, Rhonan. Beruhige dich! Ich verstehe dich ja und erzähle dir alles, was ich von Hylia weiß.«
Er wartete dessen Nicken ab und berichtete alles, was er erfahren hatte, über die Schwestern, die Siegel und die Quelle und über Ayala und das Wasserverlies. Schließlich erklärte er: »Es geht ihnen nicht gut, es geht ihnen sogar sehr schlecht. Sie sind zu Tode erschöpft, durchgefroren und halb verhungert. Aber sie geben nicht auf, halten sich mit Geschichten und Liedern aufrecht und kämpfen sich von einem Tag zum nächsten. Irgendjemand lässt ihnen jetzt heimlich Obst und Fleisch hinunter. Deine Frau trägt immer noch euer Kind und ist in ständiger Sorge um dich.«
Rhonan war ohnehin bleich wie die Wand, aber seine Miene war während des Berichts immer gequälter geworden. Die Erzählung, wie es zur Versiegelung der Quelle gekommen war, war dabei ganz offensichtlich ohne jeden Belang für ihn. »Wie komme ich zur Nebelinsel?«, fragte er lediglich, sobald Canon schwieg.
»Durch den Nebel? Gar nicht ohne Ayalas Billigung! Sie will die Siegel, sie will die Quelle und – das wird dich nicht mehr weiter wundern –, wenn sie alles andere hat, will sie nur noch deinen Kopf.«
Erneut legte Canon ihm die Hand auf den Arm. »Seit Jahren ist Hylia in meinem Herzen. Ich würde alles dafür geben, sie endlich auch einmal in meinen Armen halten zu können, aber mit Schwertern, selbst mit
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