Neobooks - Die Zitadelle der Träume
Kahandar, können wir die Priesterinnen nicht besiegen. Wenn wir den Frauen helfen wollen, müssen wir überlegt vorgehen. Handeln wir überstürzt, bringen wir ihnen nur den schnelleren Tod. Caitlin und Hylia sind stark. Wenn sie erst wissen, dass wir gesiegt haben, werden sie durchhalten, bis wir sie befreien.« Er lächelte dünn. »Du wirst dich im Übrigen wohl mit einem Sohn abfinden müssen. Hylia ist davon überzeugt, dass nur ein Knabe mit deiner Zähigkeit diese Zeit überstehen könnte.«
Rhonan nickte matt. Ein Lächeln brachte er nicht mehr zustande. »Danke, Canon! Tu mir den Gefallen und teile Hylia mit, dass wir sie beide so schnell wie möglich holen werden. Sie soll Caitlin sagen, dass es mir gutgeht und dass sie wirklich stärker ist als Kahandar.« Auf Canons verständnislosen Blick hin, fügte er an: »Sie wird wissen, was ich meine. Lass sie auch wissen, dass ich nichts ohne Gideons Zustimmung tun werde. Das wird sie beruhigen, weil sie mich für leichtsinnig hält. Sag ihr … nein, das musst du nicht sagen, das weiß sie auch so.«
Canon nickte verstehend. »Das denke ich auch, aber sie wird es trotzdem gern hören. Ich werde die Nachrichten sofort überbringen, und du solltest versuchen, ein wenig zu schlafen. Du siehst aus, als könntest du Ruhe vertragen.«
Die letzten Worte hatte er eigentlich mehr an die immer noch versammelten Besucher gerichtet, und umgehend verabschiedeten sich auch alle, bis auf Gideon.
Der wartete, bis alle gegangen waren. »Hast du große Schmerzen? Soll ich dir etwas dagegen mischen? Ich habe meinen Vorrat an Kräutern gut aufstocken können.«
Rhonan erwiderte nichts, legte nur den Arm über die Augen und atmete tief und schwer.
»Ich versteh schon. Dann misch ich dir jetzt nach eigenem Gutdünken einen Schlaftrunk.« Nur wenig später trat er wieder an das Lager. »Wir haben doch immer für alles eine Lösung gefunden. Du wirst Caitlin aber ganz sicher nicht helfen können, wenn du vor Erschöpfung zusammenbrichst. Komm, mein Junge, trink jetzt und schlaf! Du könntest heute Nacht nun wirklich nichts Sinnvolleres mehr tun. Morgen werden wir uns etwas überlegen.«
Widerstandslos und mit leerem Blick trank sein Begleiter die Brühe, die er ihm einflößte, und schloss die feuchten Augen.
Der Gelehrte blieb neben ihm sitzen, bis Rhonan endlich in einen unruhigen Schlaf fiel.
Immer noch drangen fröhliche und laute Gesänge in das Zelt, und die um Freudenfeuer tanzenden Männer warfen muntere Schattenspiele an seine Wände. Ausgelassen, glücklich und dankbar feierten die Menschen ihren Großkönig, und der König selbst zeigte noch im Schlaf ein von tiefem Kummer gezeichnetes Gesicht.
Gideon starrte mit Tränen in den Augen nach oben. »Wie weit wollt Ihr es noch gehen lassen? Bei allem, was mir heilig ist, Dala, Schwesternmörderin und Schutzheilige der Verianer, wenn du jetzt tatenlos zusiehst, wie auch noch Rhonan und Caitlin zugrunde gehen, werde ich den Turm der Winde und jedes Schriftstück, das ich in die Finger bekomme, verbrennen. Nichts wird von dir bleiben. Selbst deinen Namen werde ich auslöschen. Ich kann nicht kämpfen, aber du wirst erleben dürfen, dass ich gut zerstören kann.«
Rhonan warf sich unruhig hin und her und stöhnte tief, und der Gelehrte strich ihm sanft über die Stirn und begann mit leiser Stimme, eine Geschichte zu erzählen. Er erzählte immer weiter, auch als sein junger Freund endlich entspannt schien.
Die Zeltplane teilte sich, und Marga schlüpfte herein. »Ich hörte deine Stimme. Darf ich mich ein wenig zu dir setzen? Das erste Mal in meinem Leben kann ich den Anblick der feiernden Menschen nicht ertragen. Oh, Gideon, es ist alles so … so ungerecht.«
Er lächelte sie milde an und winkte sie heran. »Sie haben doch jedes Recht zu feiern, Marga. Wenn sie jetzt an ihr morgen denken, müssen sie endlich nicht mehr mit Tod, Angst und Schrecken rechnen, sondern können wieder von Familie, Heim und friedlicher Arbeit träumen. Dort draußen tanzen auch junge Männer, die heute zum ersten Mal in ihrem Leben mit dem Gedanken an Frieden und Freiheit in den Schlaf sinken. Gönn ihnen ihre berechtigte Freude!«
Er sah, dass seine Worte sie kaum erreicht hatten, und fuhr fort: »Komm, setz dich zu mir! Ich hätte gern Gesellschaft, möchte nur nicht fortgehen, weil Rhonan schon die letzten Nächte nur schlecht geschlafen hat. Er hat schon die ganze Zeit befürchtet, dass Caitlin in Gefahr sein könnte.«
»Was wird
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