Neobooks - Die Zitadelle der Träume
durchzusetzen, und nicht bereit, Einwänden auch nur zuzuhören. Allerdings sagte Gideon sich auch, dass sie mittlerweile an einem Punkt angekommen waren, an dem man durchaus auch gefährliche Wege gehen konnte. Insofern zumindest hatte Morwena recht: Toter als tot ging nicht.
Eine verbissen dreinblickende Marga brachte kurze Zeit später die übers ganze Gesicht strahlende Juna herein. Die Fürstentochter hatte sich gewundert, dass ihre Bitte nicht rundweg abgeschlagen worden war, aber die Hexe hatte sich nur vor Lachen gebogen und war sofort aufgesprungen.
Jetzt knickste diese vor Morwena. »Es ist mir eine Ehre, dass die Herrscherin El’Marans ausgerechnet mich ans Krankenbett der neuen Großkönigin ruft.«
»Erhebe dich, Kind!« Die Königin lächelte huldvoll. »Ich habe dir noch gar nicht dafür gedankt, dass du meinem Sohn das Leben gerettet hast. Er hat mir so viel von dir berichtet, und es war alles nur Gutes.«
Marga und Hylia warfen sich wilde Blicke zu, während die Hexentochter mit leiser Stimme erklärte: »Euer Sohn spricht meist mehr mit dem Herzen als mit der Vernunft. Ohne ihn hätte ich weder Fluss noch Wald überlebt. Außerdem war er stets freundlich, fast könnte man sagen gütig zu mir. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie mich das überrascht hat. Dafür musste ich mich erkenntlich zeigen, und Euer Sohn hat bestimmt übertrieben, als er sich lobend über mich äußerte.«
Sie warf Morwena einen kläglichen Blick zu. »Ich bin kein guter Mensch, nur, neben Eurem Sohn gelingt es sicher niemandem, richtig schlecht zu sein.«
Marga gab Geräusche von sich, die man unschwer als Würgen erkennen konnte, und Hylia brummte ungehalten.
Die Königin selbst nickte voller Verständnis. »Das hast du gut erkannt, meine Liebe. Er verfügt über ein ansteckendes Wesen. Wir werden uns später einmal ausführlich darüber unterhalten, aber jetzt wäre es nett, wenn du versuchen könntest, auch für Caitlin etwas zu tun. Trotz aller Bemühungen erwacht sie nicht mehr.«
»Wenn ich zu Diensten sein kann? Herzlich gern«, erwiderte Juna, zwinkerte Marga im Vorbeigehen zu und beugte sich über die Prinzessin.
Unter den argwöhnischen Augen Gideons und der Frauen ließ sie ihre Hände immer wieder über den ausgemergelten Körper gleiten, dann wandte sie sich wieder Morwena zu. »Es steht sehr schlecht, wie Ihr sicher wisst. Ich müsste meine Kräuter holen, und ich kann Euch in Anbetracht der Umstände nichts versprechen, nur, dass ich mein Möglichstes tun werde, um die Königin am Leben zu erhalten.«
»Das genügt, meine Liebe. Eile dich!«
Mit einem erneuten Knicks verließ sie das Zelt.
»Oh, ich könnte mich übergeben«, schimpfte Marga und rannte, offensichtlich am Rande eines Nervenzusammenbruchs, durchs Zelt. »Dieses widerliche, verlogene Miststück! Sie kennt wirklich überhaupt kein Schamgefühl.«
»Sie wird Caitlin nichts einflößen«, erklärte auch Hylia mit Bestimmtheit. »Das lasse ich auf keinen Fall zu.«
Sie warf Marga und dem Gelehrten fassungslose Blicke zu. »Habt ihr euch das angehört? Ich dachte, ich werde verrückt. Spricht die von Güte. Die weiß doch nicht einmal ansatzweise, was das ist.«
»Ausgerechnet sie, die …«
»Genug! Und bleib stehen oder setz dich! Du machst mich ganz verrückt«, unterbrach Morwena die Hauptmännin und sah in die Runde.
»Ihr werdet dieser Hexentochter jede Unterstützung gewähren, die sie benötigt, und ihr werdet sie tun lassen, was immer sie will.«
»Aber …«, begann Hylia.
»Nichts aber«, unterbrach die Königin erneut und heftig.
»Ihr könnt Caitlin nicht mehr helfen, wenn ich euch richtig verstanden habe. Wir haben also nichts mehr zu verlieren. Selbst wenn Camora oder Maluch jetzt meine einzige Hoffnung wären, würde ich auf sie vertrauen. Ich will, dass diese Frau lebt. Ich habe es meinen Söhnen versprochen, und ich will es für meinen Neffen. Ich bin auch guter Hoffnung, denn Derea vertraut ihr und …«
»Ja!«, schrie Marga dazwischen. »Weil er sich in sie verliebt hat. Sie muss ihn verhext haben, sonst …«
Sie brach ab, weil alle sie entsetzt ansahen und ihr plötzlich wieder einfiel, dass sie darüber Stillschweigen hatte bewahren sollen.
»Was sagst du da?«, wollte die Königin auch schon mit versteinerter Miene wissen.
Darius’ Tochter wand sich verlegen und brachte mühsam hervor: »Entschuldigung! Vergesst, was ich eben gesagt habe! Das war nur meine Vermutung, weil ich mir nicht vorstellen
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