Neobooks - Die Zitadelle der Träume
würde sie nicht kümmern. Sie hätte keinen Finger für Caitlin gerührt. Höchstwahrscheinlich hätte sie sogar ihre Freude am schlechten Zustand ihrer ungehorsamen Tochter gehabt.«
Mit Tränen in den Augen blickte sie zum Bett. »Sie hat sich solche Mühe gegeben, sie hat gekämpft und getan, was sie konnte. Während das Fieber stieg und stieg, hat sie nur noch von Rhonan gesprochen und davon, dass er endlich eine richtige Familie haben müsste, damit er sich nicht so ungeliebt fühlte. Sie wanderte in unserem Verlies herum und redete pausenlos von ihrem Mann. Jetzt sind ihre Kräfte restlos erschöpft. Die Kalla haben uns unterwegs etwas zu essen gegeben, aber Caitlin konnte es nicht bei sich behalten, wie schon seit zwei Tagen nichts mehr. Sie hat es immer wieder versucht, hat nur langsam und wenig gegessen, aber es ging einfach nicht mehr. Sie … Bei allen Göttern, wenn ich wüsste, es könnte ihr helfen, würde ich freiwillig zurück ins Verlies gehen, aber ich kann nichts mehr für sie tun. Sie wird sterben, und ich denke, sie wird noch in dieser Nacht sterben.«
Ihre Stimme versagte völlig, und sie schlug unglücklich die Hand vor den Mund, um aufkeimendes Schluchzen zu unterdrücken.
»Das geht nicht, das darf ich nicht zulassen«, erklärte Morwena mit Bestimmtheit. »Meine Söhne und mein Neffe vertrauen auf mich.«
Gideon, der wie ein Häufchen Elend auf einem Stuhl kauerte, sah sie traurig an. »Ihr seid die Herrscherin über El’Maran, meine Königin, aber der Tod wohnt offensichtlich woanders. Ihr könnt nichts mehr tun.«
»Das muss sich erst noch herausstellen«, erwiderte sie und ging mit gerunzelter Stirn im kleinen Zelt hin und her.
Marga stand derweil an Caitlins Lager und betrachtete ihre bleiche Freundin mit schwerem Herzen und nassen Augen. »Wie können die Götter so etwas zulassen? Warum muss sie sterben, obwohl sie nichts Böses getan hat, und diese Hexe mit all ihren Lügen und Morden darf weiterleben? Ich verstehe es nicht und könnte schreien vor Wut.«
Morwena stellte plötzlich ihre Wanderung ein, stand eine Weile wie angewurzelt, griff sich schließlich die verwirrte Marga und umarmte sie wild. »Du hast ja so recht, meine Kleine! Warum habe ich nicht früher daran gedacht? Die Hexentochter wird ihr helfen können. Genau das ist es!«
Alle Anwesenden starrten sie entgeistert an.
»Das ist nicht Euer Ernst?«, würgte Hylia schließlich hervor. »Die wird Caitlin nichts anderes als den Tod bringen.«
»Unsinn! Toter als tot geht ja wohl nicht. Sie hat Derea das Leben und den Arm gerettet, sie wird vielleicht auch der Prinzessin helfen können. Marga, hol sie her!«
»Aber …« begann die, wurde jedoch sofort unterbrochen.
»Ich dulde keinen Widerspruch. Sie ist nur ein junges Ding, das an die falschen Menschen geraten ist. Sie kann nicht von Grund auf schlecht sein, wenn sie Derea gerettet hat, was ihr, nach seinen Angaben, sehr schwergefallen sein dürfte. Rasch, Marga, bitte sie her!«
Die eilte unwillig aus dem Zelt, aber Hylia ergriff an ihrer Stelle das Wort. »Ihr irrt Euch in Bezug auf Juna, Ihr irrt Euch gewaltig. Ich kenne sie besser, und ich sage Euch: Sie ist die Bösartigkeit in Person. Sie hat Meister Fergus getötet und davor ein Talermädchen nur so zum Spaß zu Tode gefoltert. Fast hätte sie Rhonan umgebracht, und dann hat sie mit Lust und Vergnügen zugesehen, wie Ligurius ihn gefoltert hat. Ihr hättet ihre strahlenden Augen hinterher sehen müssen. Es war ekelhaft. Sie ist völlig widernatürlich. Wenn sie Derea geholfen hat, dann hatte das seinen Grund. Glaubt bloß nicht, sie hätte es aus Menschlichkeit getan. Sie weiß gar nicht, was das ist, und tut nur, was ihren eigenen Plänen dienlich ist. Zu meinem Bedauern kenne ich ihre Ziele nicht, aber sie dürften kaum mit den unseren übereinstimmen.«
»Menschen können sich ändern«, gab die Königin zumindest äußerlich unbeeindruckt zurück. »Das Erste, was ich von Rhonan gehört habe, war, dass er ein nichtsnutziger, hinkender Säufer wäre. Offensichtlich hat er sich auch geändert.«
»Oh, ich bitte Euch! Das war nun wirklich etwas anderes«, gab Gideon sofort zu bedenken, und Morwena nickte ihm freundlich lächelnd zu.
»Ja, etwas anders ist es immer. Schließlich hinkt diese Juna nicht, und ob sie dem Trunk ergeben ist, weiß ich nicht. Wir können sie ja fragen.«
Der Gelehrte und Hylia sahen sich verzweifelt an. Morwena war anscheinend wild entschlossen, ihre Wünsche
Weitere Kostenlose Bücher