Neobooks - Die Zitadelle der Träume
um ihn nach erfüllter Aufgabe zu töten. Solange sie am Leben ist, gibt es für Rhonan, unser Kind und mich keine Sicherheit. Welche Gefühle ich ihr gegenüber auch immer hege, ich kann dir sagen, es sind keine freundlichen.«
Marga nickte verstehend. Die Frauen umarmten sich kurz, holten tief Luft und betraten langsam und vorsichtig den Höhlengang.
Modrige Luft schlug ihnen entgegen. Die Geräusche aus der Schlucht waren plötzlich nicht mehr zu hören, und als wäre ein Vorhang gefallen, umgab sie von einem Augenblick zum nächsten völlige Dunkelheit. Marga erschauerte unwillkürlich. Waffen waren eins, Magie etwas ganz anderes, etwas Unsichtbares, etwas Unfassbares, etwas Furchteinflößendes!
Caitlin ließ einen Lichtball schweben, der den Gang in schummriges Dämmerlicht tauchte. Eine riesige Spinnwebe versperrte ihnen den Weg. Marga hob schon ihr Schwert, um sie zu zerteilen, spürte jedoch die Hand der Prinzessin auf ihrer Schulter und verharrte mitten in der Bewegung. Sie sah sich um, und Caitlin schüttelte den Kopf. Dann warf sie die Hand nach vorn, und ein kleines Feuer traf das Spinnennetz, das aufzischte, grün glitzerte und schließlich in grünroten Flammen verglühte.
Die Hauptmännin starrte erschrocken auf das seltsame Schauspiel, und ihre Begleiterin flüsterte ihr zu. »Gift! Pass auf, dass du nicht mit den Resten in Berührung kommst. Es dringt durch die Haut.«
Marga fuhr sich mit der Hand über den Mund und nickte.
Noch langsamer gingen sie weiter, die Prinzessin wirkte bis zum äußersten angespannt. Nicht sehr weit vor ihnen war der Widerschein eines Feuers an den Wänden zu sehen. Sie näherten sich offensichtlich ihrem Ziel.
»Caitlin, meine Liebe, bist du das?«, hörten sie laut Ayalas fast fröhliche Stimme.
Ein tiefer, grauenhafter Schrei und furchtbares, schmerzerfülltes Stöhnen folgten der Frage. Marga gefror das Blut in den Adern. Sie blieb wie angewurzelt stehen und warf ihrer Freundin einen gehetzten Blick zu.
»Das war nicht Rhonan«, erklärte die sehr leise, aber mit großer Bestimmtheit. »Niemals würde er so schreien und stöhnen, schon gar nicht, wenn er mich in der Nähe wüsste. Eher würde er sich die Zunge abbeißen. Ayala will mich nur dazu bringen, etwas Unüberlegtes zu tun.«
Sie wies auf einen Felsvorsprung. »Bleib dort in Deckung. Sie wird Rhonan vermutlich in irgendeinem Zauberbann haben. Wenn ich ihn schützen muss, kann ich sie nicht gleichzeitig angreifen. Auf mein Zeichen komm und schieß sie ab, aber sei bloß vorsichtig.«
Die Hauptmännin nickte, und Caitlin ging vorsichtig weiter und betrat eine große, von mehreren Feuern erhellte Höhle. Ayala stand mitten im Raum und sah ihr in offensichtlich freudiger Erwartung entgegen. Caitlins Blick blieb an ihrem Mann hängen, der neben ihr auf einer Art steinernem Altar angekettet lag. Unzählige glitzernde Klingen schwebten über ihm in der Luft.
Ihre Blicke trafen sich, und in den Augen beider spiegelte sich nur Besorgnis.
Leise fragte sie: »Geht es dir gut, Liebster?«
»Ja! Caitlin, geh wieder! Du kannst hier nichts ausrichten. Bitte, bring dich in Sicherheit«, bat er mit heiserer Stimme.
Sie schenkte ihm ein verzerrtes Lächeln. »Ich bin in Sicherheit.«
Dann wanderte ihr Blick zu Ayala und verdüsterte sich sofort. »Noch ist Zeit aufzugeben, Nebelfrau. Die Priesterinnen werden ihren Kampf verlieren. Nicht einmal die Hälfte von ihnen ist noch am Leben. Du solltest ein Ende machen, bevor es endgültig zu spät ist.«
Die Königin lachte laut auf. »Ist das nicht etwas kühn gesprochen, meine Liebe? Willst du mich vielleicht angreifen? Weißt du, es ist nicht einfach, die vielen Klingen zu halten. Selbst mir fällt es sehr, sehr schwer. Du solltest mich also besser nicht ablenken, sonst könnte mir die eine oder andere entgleiten.«
Wie zur Bestärkung ihrer Worte sauste eine Schneide nach unten und klirrte unmittelbar neben Rhonans Gesicht auf den Stein.
»Da hat er ja noch einmal Glück gehabt«, erklärte Ayala vergnügt und musterte ihre bleiche Tochter. »Wenn du mich angreifst, ist er unweigerlich verloren. Du könntest natürlich auch versuchen, die Klingen zu entfernen, aber während du dich damit beschäftigst, würde ich dich töten. Zumindest einer von euch beiden wird hier sein Leben lassen müssen. Was wirst du tun? Eine schwierige Entscheidung, nicht wahr? Wenn du euch beiden einen Gefallen tun willst, gehst du jetzt, wie dein Mann es dir geraten hat. Gewinnen kannst
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