Neobooks - Die Zitadelle der Träume
Die erwiderte die herzliche Umarmung und nickte versonnen. »Ich mag dich auch, Kleine. Wir sollten uns jetzt aber überlegen, wie wir zwei uns davonstehlen können und was wir dann deiner Mutter auftischen, damit wir lange genug leben, um Antworten zu erhalten und um sie auch noch verwenden zu können. Fast wäre es mir lieber, wir müssten nur in Camoras Festung.«
»Ja, das wäre ganz sicher leichter. Schließlich ist er nur ein Mann.«
Erneut lachten beide auf, bevor sie wieder ihre Köpfe zusammensteckten.
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18. Kapitel
Junas Fuß war endlich abgeschwollen, und sie konnte ihn wieder halbwegs belasten. Als Stütze reichte ihr nunmehr meistens der Ast.
Seit drei Tagen streiften sie schon durch den Wald, ohne auf irgendeine Behausung gestoßen zu sein. Sie folgten dem Verlauf des Weststroms, dessen Rauschen ihnen den Weg wies. Tannen und Eichen schützten sie weitgehend vor der Sonne, ließen aber auch kaum einen Blick auf die Berge zu, die sie vom Fluss aus so gut hatten sehen können.
Das Laub der Bäume färbte sich und kündigte den baldigen Sonnenuntergang an.
Sie waren den ganzen Tag gewandert und hatten nur ein paar Beeren gefunden. Junas Magen knurrte unüberhörbar.
Derea warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. »Wenn es hier außer Eulen noch andere Tiere gibt, halten die sich gut versteckt, und Eulen treffe ich mit dem Dolch ganz sicher nicht. Vielleicht finden wir ja wieder ein paar Pilze wie gestern.«
»Oh, das wäre natürlich die reinste Völlerei. Sucht mir lieber ein paar Steine!«
»Steine? Wofür?«
Sie ließ sich vorsichtig auf dem Boden nieder und stöhnte ungehalten. »Fragt der, wofür. Damit ich sie Euch an den Kopf werfen kann, natürlich. Ich bin schließlich nicht in einem Schloss mit all den edlen Waffen aufgewachsen, konnte dafür als Kind aber gut mit der Schleuder umgehen. Damit treffe ich vielleicht sogar eine Eule. Jetzt sammelt schon!«
Er sah sich auf dem weichen Waldboden um und kratzte sich am Kopf. »Nicht gerade gebirgig hier.«
»Ich will auch keine Felsen stemmen oder ein Katapult bauen. Bei allen Göttern, Derea, stellt Euch doch nicht immer so dumm an! Kleine Steine, Nüsse, harte Zapfen … Ihr werdet doch irgendetwas Brauchbares finden können, wenn Ihr den einen Schritt nach links oder rechts geht.« Sie sah ihn ungeduldig an und rieb derweil ihren Fuß.
»Er ist schon fast abgeschwollen, oder?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Um das Abschwellen werde ich mir keine Gedanken mehr machen können, wenn ich nicht bald etwas Vernünftiges zu essen kriege«, keifte sie. »Bewegt endlich Euern Hintern!«
Umgehend machte er sich auf die Suche, während Ärger und Scham an ihm nagten. Er war ein guter Krieger, aber er war eben auch ein Prinz und als solcher aufgewachsen. Er war genügsam und aß alles, was man ihm vorsetzte, aber er hatte noch nie selbst für sein Essen sorgen müssen. Juna hatte ihn gestern gerade noch davon abgehalten, giftige Waldbeeren zu essen, und sie war es auch gewesen, die die essbaren Pilze gefunden hatte. Sie hatte auch aus Stofffetzen und dicken Blättern einen Beutel für Wasser gebastelt. Ohne ihre Kenntnisse hätte es düster ausgesehen für sie beide. Es war ihm mehr als unangenehm, dass sie jetzt auch noch für Fleisch sorgen wollte. Das war nun wirklich seine Aufgabe. Schließlich war er der Mann und sie die schwache Frau. Ein stummes Lachen ließ seinen Körper vibrieren. Schwache Frau? Juna war in keiner Hinsicht wie die Frauen, die er kannte. Sie klagte nicht, sie fluchte eher. Sie zierte sich nie, machte sich höchstens noch über seine Rücksichtnahme lustig. Nie machte sie irgendwelche Umstände, kämpfte sich mit zusammengebissenen Zähnen weiter und ließ sich nur dann helfen, wenn es nötig war.
Gedankenverloren stieß er gegen einen Ast und stöhnte auf. Sein verletzter Arm schmerzte immer mehr, brannte mittlerweile wie Feuer. Dass solch ein kleiner Kratzer ihm so viele Schwierigkeiten machen würde, konnte er kaum glauben, aber ändern konnte man zurzeit ohnehin nichts daran. Er konnte ihr spöttisches Lachen fast hören, wenn er jetzt Aufhebens um diese alberne Wunde machen würde.
Neben ihm raschelte etwas im Unterholz. Er verhielt sich ruhig, zückte seinen Dolch, ließ seine Blicke umherschweifen und glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Eine kleine Wildziege zog und zerrte am frischen Grün eines jungen Baums. Derea zielte, warf und traf genau. Mit einem Meckern sackte sein Opfer
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