Neobooks - Die Zitadelle der Träume
vorher überlegen würdest, was du so sagst und tust, wäre das bestimmt nicht so.«
Sie schimpfte und fluchte noch eine Weile, ließ sich dann von ihm in den Arm nehmen und unterdrückte ein Lachen, als er endlich ging.
Rhonan war mit sich zufrieden und konnte dem Gelehrten mitteilen, dass er es geschafft hatte, Caitlin zur Einsicht zu bewegen.
Der Gelehrte, der kaum darauf zu hoffen gewagt hatte, war angemessen beeindruckt und klopfte dem Prinzen anerkennend auf die Schulter.
Marga indes fand die Neuigkeit nicht so erfreulich. Statt im Tross nach Mar’Elch zu reisen, wollte sie die Männer lieber begleiten. Schließlich war sie Kriegerin und kein Burgfräulein.
Rhonan lehnte ihr Angebot ab. »Mir ist es lieber, du bleibst für alle Fälle bei Caitlin und Hylia, obwohl ich eigentlich mit keiner Gefahr rechne. Camora zieht seine Truppen zusammen, und ich denke, in dieser Gegend werden sie uns ohnehin nicht vermuten. Wir werden daher alle sicher und ungehindert reisen können.«
Sie nickte und grinste ihn an. »Wie du meinst. Du bist sehr nett, Rhonan da’Kandar. Du hättest mir auch sagen können, dass du auf meine Begleitung und meinen Schutz nun wirklich nicht angewiesen bist.«
Er grinste zurück. »Ja, das hätte ich. Aber Caitlins Bemühungen, mir Benehmen beizubringen, waren eben doch nicht ganz vergebens.«
Sie lachten beide und umarmten sich herzlich.
Ihre gemeinsame Reise hatte alle einander nähergebracht.
Derea wurde von allen schmerzlich vermisst, und als auch noch Rhonan und Gideon den Hof verließen, kamen die drei Frauen sich plötzlich seltsam verloren vor.
Marga sah ihre neue Aufgabe darin, die Reise nach Mar’Elch zu planen und gemeinsam mit der Fürstin den Tross zusammenzustellen, der sie begleiten sollte. Fürstin Sarina bestand darauf, dass die wenigen ihr verbliebenen Krieger mit ihnen ziehen sollten, um die Freien Reiche zu unterstützen.
Hylia hatte es sich mit einem Becher Wein am Kamin des Frauengemachs gemütlich gemacht und dachte darüber nach, welch seltsame Wendungen das Schicksal doch manchmal nahm, als Caitlin ins Zimmer gerauscht kam und sorgsam die Tür hinter sich schloss. Mit Verschwörermiene zog die einen Stuhl nahe zur Priesterin und flüsterte, kaum dass sie saß: »Ich habe eine große Bitte an dich. Ich muss auf die Nebelinsel und möchte dich bitten, mich zu begleiten. Ich weiß, dass das viel verlangt ist, aber allein kann ich es kaum schaffen. Ich dachte erst, ich könnte es, aber dann fiel mir ein, dass ich nicht einmal weiß, wie ich von hier nach Kambala kommen soll, und ich weiß auch nicht, wo dort der Portalstein ist, um schnell zur Nebelinsel zu gelangen.«
Die Priesterin hatte Mühe, ihren Becher festzuhalten. »Auf die Nebelinsel? Hast du Fieber? Was glaubst du, was dich dort erwartet?«
»Nicht ›was‹ sondern w›er‹. Meister Cato ist dort, um die uralten Schriften zu übersetzen, die Mutter stets wie ihren Augapfel gehütet hat. Sie haben ganz sicher etwas mit der Quelle zu tun, und ich muss wissen, was drinsteht.«
»Aber …«
Caitlin legte ihr die Finger auf den Mund, um sie zum Schweigen zu bringen. »Hör mir erst zu! Ich träume schon seit Tagen, dass Rhonan in der Quelle stirbt. Das muss ich verhindern. Es gibt ein Geheimnis, und ich muss es lüften, wenn ich nicht als Witwe Mutter werden will. Bitte, du musst mir helfen.«
»Hast du das mit Rhonan besprochen?«
»Bist du von Sinnen? Er würde mich nie gehen lassen. Den ganzen Tag musste ich leidend gucken, nur damit er endlich auf den Gedanken kam, allein in die Sümpfe zu gehen. Dann hätte ich es fast vermasselt, weil ich gleich nachgegeben habe und er natürlich stutzig geworden ist, aber nachdem ich dann mit ihm rumgeschrien und ihn beleidigt habe, war er beruhigt. Jetzt ist er aus dem Weg!«
»Caitlin!«, protestierte die Priesterin lachend und schüttelte den Kopf. »Du bist unmöglich.«
Die winkte ungeduldig ab. »Das weiß ich. Wirst du mir jetzt helfen?«
»Du glaubst doch nicht, dass deine Mutter uns mit offenen Armen empfängt und zulässt, dass wir den Gelehrten befragen. Sie wird uns eher in den Kerker werfen lassen, oder …«
»Ach, was!«, widersprach ihre junge Freundin. »Du kannst wunderbar lügen und ich auch. Wir denken uns schon etwas aus.«
»Also bitte!« Hylia trank einen Schluck Wein und stellte den Becher auf das Tischchen neben der Bank.
»Ach, komm«, bat Caitlin. »Zieh nicht so ein beleidigtes Gesicht! Es gibt keine
Weitere Kostenlose Bücher