Neobooks - Erotische Frühlingsträume
dem subtropischen Klima Floridas gab es nicht allzu viele Menschen, die ernsthaft über diese Jahreszeit nachdachten. Wo es das Jahr über nie wirklich kalt war, wurde Wärme selbstverständlich.
Aber für Frank war es anders. Es hatte bei einem Skiurlaub in Europa angefangen. Dort hatte er zum ersten Mal Schnee, Eis und richtige Kälte erlebt. Kälte, die nicht nur frieren ließ und unangenehm war, sondern die verletzen, ja sogar töten konnte. Als Frank dann wieder zurück nach Florida kam, hatte er die Wärme genossen wie niemals zuvor.
Seit damals hatte er sich immer wieder gefragt, ob erst der Winter dem Frühling seine wahre Bedeutung verleiht. Ob man den Wert der Wärme erst erkennt, wenn man zuvor frieren und leiden musste. Allerdings hatte er nie jemanden gefunden, um diese melancholischen, philosophisch angehauchten Gedanken zu teilen. Für die Menschen war Frühling nur Frühling und Winter nun mal Winter.
Ganz simpel.
Die linke Hand am Lenkrad, strich sich Frank mit der anderen eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann schaltete er das Licht ein. Die Scheinwerfer der entgegenkommenden Autos spiegelten sich bereits auf dem Asphalt. Er musste mehrmals blinzeln. Es blendete ein wenig, bis sich die Augen daran gewöhnt hatten. Noch einmal atmete er tief ein. Genoss, wie die warme Luft seine Lungen füllte und schöne Erinnerungen weckte.
Es gab noch einen anderen Grund, warum Frank den Frühling so mochte. Es war nämlich ein warmer Frühlingsabend wie dieser gewesen, als er Kate kennengelernt hatte. Damals, als sie noch jung und wild gewesen waren.
Und unkompliziert.
Später hatte sich Frank oft gefragt, warum damals alles so schnell gegangen war. Hatte es an ihrem jugendlichen Übermut gelegen, oder war da von Anfang an mehr zwischen ihnen gewesen?
Nämlich die intuitive Gewissheit, füreinander bestimmt zu sein.
Das wortlose, fast magische Verstehen. Das Verstehen zweier Menschen, deren Herzen im selben Takt geschlagen hatten. Ein Verstehen zweier Seelen, die ähnliches Leid in der Vergangenheit erfahren hatten, aber dieselben Träume für die Zukunft hegten.
Auf jeden Fall hatten sich die Ereignisse an jenem Abend regelrecht überschlagen.
Sie waren sich am Strand begegnet, hatten sich ein paar Minuten später geküsst und in derselben Nacht noch Sex gehabt. In einem kleinen Freibad am Strand. Sie waren über einen Stacheldrahtzaun hineingeklettert. Dabei hatten sie sich ihre Hosen zerrissen, aber nur herzhaft darüber gelacht. Dann waren sie splitternackt baden gegangen, hatten im weichen Sand gelegen und sich immer wieder gestreichelt, berührt und liebkost.
In dieser Nacht hatten sich ihre Seelen für immer verbunden.
Zwei junge Menschen, die denselben Traum hatten. Zwei mittellose Menschen, die sich in dieser Nacht wie Könige fühlten. Wie Herrscher über das Schwimmbad, das ihnen allein gehörte. Herrscher über die Welt, die ihnen zu Füßen lag.
Aber dieses unglaubliche Gefühl war schnell verflogen. Viel zu schnell.
Karriere, Erfolg und jede Menge Verpflichtungen hatten sich in den Vordergrund gedrängt. Manchmal fühlte sich Frank in seinem eigenen Leben wie der Hauptdarsteller in einem Low-Budget-Film. Ein Film, der eigentlich fünf Stunden dauern sollte, aber aufgrund mangelnder Mittel in eine gute Stunde gedrängt werden musste.
Mit einem Seufzen beschleunigte Frank, um einen buntbemalten Bus zu überholen. Der Motor des Mercedes heulte auf und verdrängte die Bilder aus der Vergangenheit. Zurück blieben die Gegenwart, der Gedanke an seine Frau – und die Gewissheit, sie noch immer zu lieben.
Vielleicht mehr als je zuvor. Mehr als alles andere auf der Welt. Noch immer wäre er für Kate barfuß durch die Hölle gegangen. Noch immer verzehrte er sich jeden Tag, an dem sie nicht bei ihm war, vor Sehnsucht. Außerdem wusste er nur zu gut, was er ihr alles zu verdanken hatte. In jeder Hinsicht.
Und doch fragte sich Frank in den letzten Tagen immer wieder, ob sich nicht etwas zwischen ihnen verändert hatte. Ob sie sich nicht schon zu weit von dem entfernt hatten, was sie einmal so sehr verbunden hatte. Fast unmerklich, aber mit eiserner Konsequenz, hatte sich der Alltag in ihre Beziehung geschlichen. Längst war alles zur Gewohnheit geworden.
Zur Routine, seit …
… Routine.
Frank trat so abrupt auf die Bremse, dass sein Hintermann beinahe auf ihn aufgefahren wäre. Aber Frank reagierte nicht.
Denn die Frage, die ihm sein Sohn gestellt hatte, fiel ihm wieder ein. Die
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