Neobooks - Erotische Frühlingsträume
Frage, die er die letzten Stunden tief in sein Unterbewusstsein verdrängt, aber nicht hatte vergessen können.
»Wo ist Mama?«, hatte Nick gefragt.
Frank schluckte hart. Zum ersten Mal überhaupt, hatte sich Kate an einem Freitag nicht von ihnen verabschiedet. Weder von Frank noch von ihrem Sohn. Sie war nicht zu Hause gewesen, hatte nicht angerufen und keine Nachricht hinterlassen. Dabei gab es doch ein fixes Abschiedsritual, das Kate vor vielen Jahren einführte. So theatralisch, dass es Frank am Anfang sogar ein wenig nervte. Aber mittlerweile war es längst zur Gewohnheit geworden. Zu einer so festen Routine, dass Kate sie nie grundlos brechen würde.
Niemals.
Ein riesiger Lkw mit fremdländischem Kennzeichen donnerte an Frank vorbei. Zahlreiche, bunte Lichterketten zierten seine Rückseite. Einen Augenblick lang verspürte Frank den irrationalen Wunsch, im Laderaum dieses Lastwagens zu liegen und weit weg zu fahren. Egal wohin, nur weit weg von hier.
Denn endlich verstand er, was er schon mehrere Stunden gefühlt hatte, aber nicht wahrhaben wollte … Routine … Ja, es musste einen Grund geben, dass sich Kate nicht verabschiedet hatte. Und der einzige Grund dafür konnte nur sein: Sie wusste von ihr.
Siedend heiß kam die Erkenntnis. Verdammt, er hatte es zu spät beendet. Hatte er nicht von Anfang an gewusst, dass es so enden würde? Niemals hätte er zu ihr gehen sollen. Aber nach dem peinlichen Besuch mit Kate bei diesem dämlichen Therapeuten und den daraus resultierenden Wochen ohne Sex hatte sich Frank geschworen, etwas zu ändern. Endgültig.
Und dann stieß er auf dieses Inserat. Mitten in der ach so seriösen Zeitung. Von Anfang an hatte es ihn angesprochen und nicht mehr losgelassen. Wahrscheinlich hatte es so etwas wie eine verzweifelte Hoffnung in ihm geweckt, vielleicht auch tief verdrängte Sehnsüchte.
Aber jetzt spielte das alles keine Rolle mehr. Denn sie wusste es. Fast mit Gewalt musste sich Frank dazu zwingen, seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße zu lenken.
Eine Stunde später parkte er den Mercedes auf dem Vorhof seiner noblen Villa. Bereits von draußen erkannte er, dass nirgendwo Lichter brannten. Weder im Flur noch im Wohn- oder Schlafzimmer. Das mächtige Haus wirkte verlassen und trostlos.
Franks Schritte hallten unnatürlich laut von den Wänden wider, als er die Küche betrat und nach der Flasche unter der Spüle griff. Seit Nick auf der Welt war, hatte er keinen Tropfen mehr getrunken. Aber nun hoffte er, dass ihm die brennende Flüssigkeit zu einem klaren Kopf verhelfen würde, während er auf seine Frau wartete. Denn er konnte nichts anderes tun als das. Warten und der Dinge harren, die noch kommen würden.
Aber wann würde Kate wiederkommen? Würde sie es überhaupt?
***
Ein kühler Luftzug streifte Kates Rücken, ließ ihr T-Shirt leicht flattern. Auf einmal fröstelte sie.
Es dauerte ein wenig, bis sie begriff, dass Vanessas Hände aufgehört hatten, sie zu massieren. Mit einem fast beleidigten Laut bog Kate ihre Wirbelsäule durch. Aber Vanessa reagierte nicht.
Sie saß nur still da. Etwas nach vorne gebeugt, die Hände auf die Schenkel gelegt, und starrte ins Leere. Noch einmal reckte Kate ihre Wirbelsäule, drehte ihren Oberkörper ein wenig zu Vanessa. Ihr Blick fiel dabei in deren Ausschnitt, erspähte die Spitze eines dunkelroten BHs. Zum ersten Mal in ihrem Leben verspürte Kate den starken Drang, eine weibliche Brust zu berühren. Zu streicheln. Zu küssen.
Doch dann wurde sie schlagartig wieder klar im Kopf. So, als wäre mit dem Ende der Massage die Vernunft zurückgekehrt. Als wäre der unerklärliche Zauber, den Vanessas Präsenz bewirkt hatte, mit einem Schlag erloschen. Als hätte der Bann, in den sich Kate nur zu gerne hatte ziehen lassen, seine Wirkung verloren.
Zurück blieben die harte Realität und unzählige Fragen. Genau jene, die Kate die letzten Wochen beinahe in den Wahnsinn getrieben hatten.
»Was hast du mit meinem Mann gemacht?«, murmelte sie.
»Nichts Besonderes«, wich Vanessa aus. »Weißt du, was mich interessieren würde?«
»Nein, was?«, erwiderte Kate, obwohl sie sich über die Gegenfrage ärgerte.
»Wie hast du mich gefunden? Frank war doch immer so verdammt vorsichtig.«
»Ha!«, machte Kate. »Kein Mann der Welt kann eine Frau belügen, wenn sie sich nicht belügen lassen will! Und Frank war ein besonders schlechter Lügner. Ich wusste von Anfang an, dass etwas nicht stimmte. Es dauerte nur ein wenig, bis
Weitere Kostenlose Bücher