Neobooks - Erotische Frühlingsträume
Geschmack in mir.
Leere und Einsamkeit.
Mit einem Mal denke ich auch über die Frau dieses Mannes nach. Wer sie ist und wie sie wohl aussieht. Und warum wir Menschen immer irgendwelche Helden in der Ferne suchen und dabei viel zu oft vergessen, wie einzigartig manche Menschen in unserer nächsten Umgebung sind.
***
»Damit wären wir wohl quitt«, sagte Vanessa in die Stille.
Kate sah hoch und schluckte mehrmals schwer. Sie bemühte sich, das Gelesene zu verarbeiten, ohne noch einmal die Kontrolle zu verlieren.
»Warum quitt?«, fragte sie schließlich.
Vanessa lächelte ironisch: »Du bist in mein Haus eingebrochen, ich wollte deinen Mann vögeln. Beides sollte man nicht tun.« Ihr Lächeln erlosch, und ihre stahlblauen Augen fixierten einen Punkt weit in der Ferne.
»Es tut mir leid, wirklich«, sagte sie ernst. »Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich deinen Mann nicht rumkriegen konnte.«
Ihr melancholisches Seufzen übertönte das Ächzen des schwarzen Lederbettes, als sie sich umständlich erhob. Während ihr Blick immer noch in die Ferne gerichtet schien, streckte sie Kate ihre Hand entgegen: »Ihr beide habt es verdient, glücklich zu sein. Es wird Zeit, dass ihr das erkennt und endlich etwas dafür tut!«
Zögernd schüttelte Kate die ausgestreckte Hand.
Eine einfache Geste, die sie im Laufe ihres Lebens unzählige Male zum Abschied ausgeführt hatte, ohne auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden. Doch dieses Mal war es anders. Denn als sie Vanessas schlanke Hand drückte, wurde ihr schlagartig die unausgesprochene Endgültigkeit dieser Handlung bewusst. Und damit auch die Gewissheit, einem besonderen Menschen begegnet zu sein.
Einem Menschen, dem man viel zu selten begegnet und der sich meilenweit von den üblichen, oberflächlichen Bekanntschaften abhebt. Einem Menschen, der einen kleinen Teil der eigenen Persönlichkeit verändert und für immer feine Spuren in der Seele hinterlässt.
Aber auch einem Menschen, von dem man weiß, dass man ihn nie wiedersehen wird, weil dessen und die eigene Welt zu verschieden sind und beide nicht zusammengehören.
Epilog
I ch weiß«, sagte sie nur.
Mittlerweile rasten nicht nur seine Gedanken, sondern auch sein Atem und Herzschlag.
Er wusste nur zu gut, wozu betrogene Frauen in der Lage waren. Und er wusste, wozu
sie
in der Lage war. Nervös begann er, an den Ketten zu zerren, aber sie klirrten nur metallisch, ohne ihn freizugeben.
Ihre Hand griff nach hinten, holte etwas hervor.
Franks Augen weiteten sich vor Überraschung, als er die schwarze Reitpeitsche erkannte.
»Ich weiß«, wiederholte Kate, »ich weiß alles.«
Aber etwas in ihrem Tonfall ließ Frank aufhorchen. Und endlich bemerkte er, was er eigentlich von Anfang an hätte erkennen sollen.
Nämlich die kleine Falte zwischen Kates Augenbrauen, die sich immer dann bildete, wenn sie wirklich zornig war. Ein winziges Detail, das für einen Unbeteiligten selbst bei genauem Hinsehen kaum zu erkennen war. Ein winziges Detail, das Frank hingegen längst zu deuten gelernt hatte. Nach den vielen gemeinsamen Jahren verstand er es auch dann, wenn Kate schwieg. Ja, diese kleine Falte, der sichere Bote kommender Schwierigkeiten – war nicht da.
Frank atmete hörbar aus. Sie war nicht wütend auf ihn. Warum war ihm das nicht schon vor einigen Minuten aufgefallen? Lag es an dem schlechten Gewissen, das ihn seit mehreren Wochen plagte, an der bizarren Neuartigkeit der Situation, oder schlicht und einfach an dem schummrigen Kerzenlicht, das sein eigenes Schlafzimmer so fremd wirken ließ?
Jedenfalls spürte er, wie seine Angst etwas nachließ. Langsam entspannten sich seine Muskeln und gaben den aussichtslosen Kampf gegen die Fesseln an seinen Armen und Beinen auf.
Immer noch kreisten zahlreiche Fragen und wirre Gedanken in seinem Kopf. Fragen, wie er seiner Frau die Sache mit Vanessa erklären sollte. Gedanken über die Bedeutung des seltsamen Spieles, das sie hier mit ihm trieb. Darüber, weshalb er nackt und gefesselt vor ihr lag.
Doch allmählich reduzierte sich die Geschwindigkeit, mit der diese Gedanken durch seine Hirnwindungen gejagt wurden, und ein erstes, intuitives Begreifen der Situation setzte ein. Vorsichtig suchte Frank den Blick seiner Frau. Erleichtert registrierte er, dass sie ihn erwiderte.
»Du weißt wirklich alles?«, begann er zaghaft. Als Kate leicht mit dem Kopf nickte, fragte er leise: »Dann weißt du auch, dass
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