Neobooks - Highland-Frühling
hatte seinen Schlafanzug an. Craigs Berührung schickte auch in dieser Situation einen erregenden Schauer durch ihren Körper. Und diese Hitze, die er ausstrahlte!
Dicht an sich gezogen und ihr so von seiner Körperwärme abgebend, führte er sie zur Pension zurück. Der beißende Geruch von Rauch hing in der Luft, brannte in Jennas Augen und Atemwegen.
»Möchtest du hierbleiben, oder soll ich dich und deine Kollegen lieber ins nächste Hotel fahren?«, fragte Craig.
»Wird schon gehen.« Nun, da die Aufregung vorbei war, wurde sie von Erschöpfung überfallen. Schlafen, sich ausruhen, nicht mehr nachdenken.
Craig brachte sie bis zu ihrem Zimmer. Er musterte sie mit ernstem Blick. »Wenn etwas ist, komm zu uns. Der Brand muss für dich ebenso wie für die anderen ein Schock gewesen sein.«
»Für dich doch auch.«
»Mich kann nichts so leicht erschrecken«, sagte er ruhig. Es klang ehrlich, nicht so, als wolle er angeben. »Also geh schlafen. Und wenn du Angst bekommst, wir sind alle wach. Callum, Alasdair und ich passen auf.«
Er wirkte wie ein Clanführer aus historischen Filmen. Der starke Held, der seine Leute gegen alle Gefahren verteidigte. Jenna war davon überzeugt, dass er es mit jedem Gegner aufnehmen könnte. Sie musste sich dazu zwingen, in ihr Zimmer zu gehen.
An Schlaf war natürlich nicht mehr zu denken. Zu viel war geschehen, und nun, als alles vorbei war, wurde ihr bewusst, dass es auch weniger glimpflich hätte ausgehen können. Wenn sie nicht zufällig aufgewacht und den Widerschein der Flammen bemerkt hätte …
Jenna schauderte, zog die Bettdecke eng um sich. Nach etwa einer halben Stunde stand sie auf, zog sich an und schlich leise nach unten. Im Flur hing der Rauchgeruch. Auch wenn er nicht stärker als bei einem Lagerfeuer war, erinnerte er sie doch an die Ängste und den Schrecken, die das Feuer verursacht hatte. Bereits auf der Treppe hörte sie Stimmen und folgte dem Klang.
In der Küche saßen Caitriona, Craig, Alasdair, Hamish, Simon und Callum.
Craig stand sofort auf und zog ihr einen Stuhl zurecht. »Komm zu uns.«
»Danke.« Sie nahm neben ihm Platz und sah Simon an, der ihr gegenübersaß.
»Ich konnte auch nicht wieder einschlafen«, beantwortete er ihre unausgesprochene Frage.
Caitriona stellte eine dampfende Tasse vor Jenna.
Alkoholgeruch stach ihr in die Nase. Beim ersten vorsichtigen Schluck brannte es in ihrer Kehle, dann breitete sich Wärme in ihrem Magen aus. Kein Zweifel, diese Mischung enthielt echten schottischen Whisky.
»Ah, da seid ihr also alle.« Lydia betrat die Küche, ebenfalls angezogen. Sofort wurden ein weiterer Stuhl und eine Tasse des teuflischen Gebräus für sie gebracht.
»Wenn ihr abreisen wollt, kann ich das nur zu gut verstehen«, sagte Caitriona. »Es gibt etwa zwanzig Meilen von hier eine weitere Pension.«
»Wir bleiben«, erklärte Lydia sofort. »Natürlich war das Feuer ein ziemlicher Schock, aber uns ist ja nichts passiert, das Haus steht auch noch.«
»Es könnte wieder passieren«, gab Caitriona zu bedenken. »Oder etwas anderes.«
Lydia winkte ab. »Ach was, überall kann etwas passieren. In Köln ist es auch nicht ungefährlich. Verkehrsunfälle, Kriminalität, Einsturz des Stadtarchivs, Hochwasser – und wir leben trotzdem noch.«
»Die Einstellung gefällt mir«, meinte Alasdair und schlug Lydia kameradschaftlich auf den Rücken.
Sie lächelte ihn an. »Guter Tropfen, übrigens«, meinte sie und prostete ihm zu. Alasdairs Augen leuchteten noch mehr.
* * *
Das Wetter meinte es gut mit ihnen. Nachdem sie im Hellen die Schäden begutachtet und sich den Tag über ausgeruht hatten, fuhr Jenna am darauffolgenden nach Huntly Castle, um den besten Platz für die nächsten Aufnahmen zu finden. Die Ruine bot eine perfekte Kulisse, allerdings würden sie darauf achten müssen, dass sie wirklich im Hintergrund blieb.
Während sie über das kurze, von der Sonne beschienene Gras schritt, dachte Jenna an die Nacht des Brandes. Bis zum Morgengrauen hatten sie gemeinsam in der Küche gesessen. Die Männer hatten viel erzählt, Alasdair von seinen Einsätzen als Firefighter und Craig davon, dass der Clan der Gordons, seine Vorfahren, einst an der Seite von Robert the Bruce gekämpft hatten, dem schottischen König, der für die Unabhängigkeit des Landes eingetreten war.
Jenna dachte an jene Zeiten, stellte sich vor, wie die Schotten mit ihren gezogenen Schwertern die Hügel hinabstürmten, sich auf den Feind stürzten und mutig
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