Neobooks - Highland-Frühling
sich ebenso wie Simon und Jenna um.
»Sieht ziemlich einsam aus. Bist du sicher, dass wir richtig sind?«, fragte Simon.
Lydia warf ihm einen kurzen Blick zu. »Wer keine Karten lesen kann, sollte lieber still sein.«
»Was kann ich denn dafür, wenn dieser Wagen hier kein Navi hat?«, verteidigte er sich.
»Die Straße führt ja nur in diese eine Richtung«, warf Jenna ein. »Jedenfalls habe ich keine Abzweigung gesehen.«
»Es kann durchaus sein, dass sie nicht gekennzeichnet ist.« Lydia seufzte. »Mal schauen, ob wir hinter dem Hügel etwas sehen.«
Das Glück war auf ihrer Seite. Kaum hatten sie die Anhöhe passiert, rief Simon: »Da! Das muss die Pension sein!«
Von ihrem Platz auf der Rückbank aus schaute Jenna nach links und entdeckte das Gebäude ebenfalls. Zwei Autos standen auf dem Parkplatz des großen Hofs.
Lydia brachte den Mietwagen dort zum Stehen, stieg aus und strich ihren kniekurzen Rock glatt. Zielstrebig steuerte sie die Eingangstür an.
Jenna folgte mit Simon. In dem dunkelblauen Hosenanzug fröstelte sie leicht und bereute, den dazu passenden Blazer im Koffer gelassen zu haben. Wind bewegte die Kronen der wenigen Bäume neben dem Haus und zog an Jennas zu einem langen Zopf geflochtenen Haaren.
Simon ließ seinen Blick über das Gebäude wandern. »Nicht schlecht, aber besonders groß schaut es nicht aus. Was meinst du, wird es nötig sein, zu zweit in ein Zimmer zu gehen, wenn wir erst die Models hier haben?«
»Erst mal abwarten, wie es drinnen aussieht. Und wie viele Models wir überhaupt auftreiben werden.« Auch wenn sie Simon und Lydia sehr mochte, wäre es Jenna doch lieber, ein Einzelzimmer zu beziehen. Lydia hatte die Pension für zwei Wochen komplett gemietet, so dass keine anderen Gäste sie bei der Arbeit stören würden und sie zudem die Models direkt hier unterbringen konnten.
Die Tür wurde geöffnet, und ein Mann trat heraus. Das Sonnenlicht ließ sein Haar wie Kupfer erstrahlen. »Guten Morgen«, begrüßte er sie mit der typischen schottischen Aussprache.
Lydia stellte sich und ihre Begleiter vor.
Sofort glitt ein Lächeln über sein junges Gesicht. »Ah, die drei Deutschen, Caitriona hat mir von Ihnen erzählt. Kommen Sie. Ich bin Hamish Lennox, Hamish genügt aber.«
»Freut mich sehr.« Lydia erwiderte sein Lächeln und schritt voran ins Haus.
Bevor sich Jenna umschauen konnte, trat eine Frau zu ihnen. Dunkles Haar umwogte in sanften Wellen ihr schönes Gesicht. »Wir haben ja schon telefoniert«, begrüßte sie Lydia.
Das also war Caitriona Gordon. Jenna hatte sich die Pensionswirtin viel älter vorgestellt. Caitriona aber konnte höchstens ein oder zwei Jahre älter als sie selbst sein.
»Ich finde die Idee Ihrer Werbekampagne sehr interessant«, sagte die junge Frau, während sie ihnen deutete, ihr nach oben zu folgen. Hamish bekam die Anweisung, sich um das Gepäck zu kümmern.
Zehn Minuten später hatte jeder sein Zimmer.
Jenna hätte sich gerne erst ein wenig eingerichtet, doch Caitriona bat sie nach unten, wo es Tee und Shortbread zur Stärkung gab. Das typische schottische Gebäck bestand aus gezuckerten Mürbeteigstreifen und schmeckte köstlich.
»Guten Tag«, erklang eine rau und gleichzeitig samtig klingende Stimme. Ein Mann trat ein und blickte in die Runde.
Jenna verschluckte sich an einem Kekskrümel, hustete und wehrte Simons Hand ab, als er ihr hilfreich auf den Rücken klopfen wollte. Rasch nahm sie einen Schluck Tee und versuchte, nicht zu dem Fremden hinzusehen.
Der eine Blick jedoch hatte genügt. Noch immer stand ihr das Bild deutlich vor Augen. Ein markantes Gesicht, braune Augen und längeres dunkles Haar ließen in Verbindung mit dem zur Hälfte offenstehenden Hemd eher an einen Krieger aus vergangenen Zeiten denken. Dunkler Bartschatten verlieh ihm ein leicht verwegenes Aussehen.
»Craig, setz dich doch.« Caitriona schenkte ihm Tee ein und lächelte. »Das ist mein älterer Bruder, Craig Gordon.«
»Ich möchte nicht stören«, sagte er.
Jenna wusste nicht, wohin mit ihren Blicken und Fingern. Letztere verkrampfte sie unter der Tischplatte. Dieser Mann sah besser aus als jedes Model. Und sie hatte als Werbegrafikerin bereits eine Menge perfekter Körper und Gesichter gesehen. Oder am Computer selbst dafür gesorgt, dass sie perfekt erschienen. Aber Craig war anders. Er war … real. Ja, durch und durch ein realer Mann. Und was für einer!
Auch Lydia starrte ihn an. »Haben Sie heute schon etwas vor?«, fragte sie und
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