Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
Besiedlung gestoßen. Und selbst wenn die Stadt längst nicht mehr bewohnt war, so müsste es doch zumindest noch einige Ruinen davon geben.
»Die mit den Schiffen und dem Meer!«, rief Jaden plötzlich und riss Philip aus seinen Tagträumen.
»Dem Meer? Ach so, dem Meer. Ihr wollt also die Geschichte hören, wie die Elben ihre Schiffe bauten und mit ihnen über das Meer fuhren, um sich die ganze Welt zu unterwerfen?«
Die Zwillinge nickten eifrig.
Philip grübelte gerade über die Geschichte des östlichen Meeres, als ihm sein Vater vor dem Haus entgegentrat.
»Wo ist Phine…, äh … eure Mutter?« Feodor Gordinian war kein Mann vieler Worte. Er tat, was er tun musste, ohne jemals hektisch oder wütend zu werden, und konnte selbst, wenn einer seiner Söhne sich an einem Werkstück versuchte, gelassen danebenstehen.
Heute war er jedoch alles andere als ein ruhender Fels. Philip hatte ihn noch nie so aufgeregt gesehen.
»Die Elvira bekommt ein Kind«, rief Jaris und lief seinem Vater in die Arme. Jaden stürzte sofort hinterher. Feodor fing seine kleinen Söhne auf und nahm jeden auf einen Arm. Er sah Philip erwartungsvoll an.
»Sie ist erst vor einer Stunde gegangen. Kann ich dir helfen?«
»Ich könnte nachfragen, ob sie dort kurz entbehrlich ist«, schlug er vor.
»Nein, noch nicht«, entgegnete sein Vater. Bring die Kleinen zu Gertraud und komm dann in die Schmiede, ich brauche deinen Rat«, antwortete der Vater. Er setzte die Zwillinge auf den Boden, strubbelte ihnen noch einmal durch die Haare und ging Richtung Schmiede davon. Philip sah ihm ratlos nach.
Jaris und Jaden brüllten um die Wette.
»Ich geh nicht zur Nachbarin.«
»Ich will meinen Vati wiederhaben.«
»Du hast uns eine Geschichte versprochen.«
»Hört gut zu, ihr zwei«, Philip ging zwischen seinen Brüdern in die Hocke. »Ihr seid doch schon richtig große Jungs. Ich muss jetzt gehen und Vater helfen. Ihr geht solange zu Gertraud.«
Kurz vor der Tür drehte sich Jaden noch einmal zu seinem Bruder um.
»Aber unsere Geschichte …?«
»Die werde ich nicht vergessen«, versprach Philip.
Der Weg zur Schmiede führte Philip an dem alten Turm vorbei, dann ging es rechts die Straße hinunter. Nach etwa dreißig Schritten auf der schmalen, abschüssigen Gasse überquerte er die neue Hauptstraße, die vom Waldtor in die Stadt führte. Im Schatten der südlichen Stadtmauer stand die Schmiede.
Philip folgte dem leicht gewundenen Weg, der von der Hauptstraße zur Schmiede hinunterführte. Der Vater war nirgendwo zu sehen. Auch Ruben, sein Gehilfe, der am Samstagvormittag die Schmiede am Laufen hielt, war nicht zu sehen.
»Vater?«
Er zögerte und ging dann schnurstracks auf die Tür zu. Sie war abgesperrt.
»Vater«, rief Philip nun etwas lauter. Drinnen bewegte sich etwas, dann wurde am Schloss gerüttelt, und schließlich erschien Feodors Gesicht im Türspalt. Seine Hand packte Philips Arm, zog ihn zur Tür hinein und sperrte rasch hinter ihm zu. Philips Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Nach dem warmen und hellen Licht draußen war es in der Schmiede düster. Der Schmiedeofen, der sonst immer ein angenehmes Licht verbreitete, war kalt. Aus dem Dunkel hörte Philip ein leises Geräusch, das entfernt an das Maunzen eines Kätzchens erinnerte.
»Komm mit.« Feodor führte seinen Sohn in den hintersten Winkel der Schmiede. Langsam hatten sich seine Augen an das Dunkel gewöhnt, und Philip konnte erkennen, dass auf dem Handwagen, den Vater immer benutzte, um sein Werkzeug zu transportieren oder eben um ab und zu Wild aus dem Wald ohne größeres Aufsehen in die Stadt zu bringen, etwas lag, das seltsame Töne von sich gab.
Vater war nicht zimperlich, ein verletztes Tier hätte er ohne weiteres von seinen Qualen erlöst. Was also war das da auf dem Wagen? Er machte einen Schritt darauf zu.
»Sei vorsichtig«, mahnte Feodor. »Sie kratzt und beißt.«
Philip sah eine Frau, nur von einer Decke bedeckt. Ihr goldenes Haar lag wie ein Strahlenkranz um ihren Kopf. Sie regte sich nicht. Vermutlich war sie bewusstlos. Philip fand sie wunderschön. Sprachlos und andächtig stand er da.
»Sie hat stark geblutet«, sagte Feodor. »Phine könnte ihr und dem Kind helfen.«
Erst jetzt bemerkte Philip aus dem Augenwinkel das winzige Geschöpf auf dem Bauch der Frau.
»Wir bringen sie nach Hause, und ich hole schnell Mutter. Elvira bekommt bestimmt ihr erstes Kind, es kann also noch eine ganze Weile dauern, bis es wirklich da
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