Neptuns Tochter 1
Mika begab sich ohne Einschränkung in ihre Hände. Sie wimmerte zwar, wenn Timea stoppte, aber die Fahrt war die aufregendste, die Mika je erlebt hatte. Der Blick, den sie von ganz oben hatte, war atemberaubend. In diesem Moment fühlte sich Mika angekommen. »Timea«, hauchte sie unter Tränen.
»Um Gotteswillen, Mika«, stammelte Timea. »Hab ich dir wehgetan? Bitte sag was. Was ist los?«
»Ich liebe dich«, flüsterte Mika. Zuerst lächelte sie leicht, dann blinzelte sie Timea schelmisch an. »Und . . . nein, du hast mir nicht wehgetan. Im Gegenteil. Ich finde es toll, wenn die kühle Timea Illay so leidenschaftlich ist.«
Timea verdrehte die Augen. »Kannst du nie ernst bleiben?«, fragte sie. Dabei warf sie sich theatralisch auf den Rücken.
»Doch«, erwiderte Mika heiser. Sie ließ ihren Blick über Timeas Körper wandern. Wie er so nackt vor ihr ausgebreitet lag.
Timea erbebte. »Ja?«
»Ja«, bestätigte Mika und begann Timea an den Stellen zu streicheln, die sie vorher mit den Augen entdeckt hatte. Mika fühlte sich wie in einem Rausch, als sie Timea mit allen Sinnen erforschte. Die Gewissheit, dass sie es war, die Timea diese einzigartigen Geräusche entlockte, machte Mika glücklich.
In dieser Nacht bekam Mika wieder nicht viel Schlaf. Dafür bekam sie die Erfüllung ihrer Träume. In Timeas Armen zu liegen, ihrem gleichmäßigen Herzschlag zu lauschen – Mika dachte an all die Dinge, die sie in den letzten Stunden mit Timea geteilt hatte.
»Wieso lächelst du?«, fragte Timea.
Mika schaute erstaunt zu Timea hoch. »Du bist ja wach.«
»Ich sehe dir schon einige Zeit zu, wie du selig lächelnd auf die Tür starrst.«
»Was glaubst du, warum ich das mache?« Mika schob sich hoch, um Timea besser in die Augen schauen zu können.
»Vielleicht suchst du nach einem Fluchtweg«, schlug Timea zwinkernd vor.
»Genau. Ich habe mir überlegt, wie schnell ich zur Tür rauskomme, nachdem ich über dich hergefallen bin.«
Eine Drehung, und Mika lag unter Timea. »Damit dir das gelingt, musst du schon früher aufstehen, Mikaela«, erwiderte Timea drohend.
»Aber Frau Illay«, sagte Mika entrüstet. »Sie werden sich doch nicht an einer Ihrer Angestellten vergreifen?«
»Das hättest du wohl gern.« Timea zog eine Augenbraue hoch. »Aber daraus wird nichts. Verstanden?«
Mika gab sich lachend geschlagen. Auf einmal fiel ihr der gestrige Tag ein. »Warum bist du nicht immer so selbstbewusst?«, fragte sie ernst.
Ein Schatten fiel auf Timeas Gesicht. Sie seufzte hörbar auf und legte sich neben Mika. »Müssen wir jetzt darüber reden?«, flüsterte sie.
War jetzt der richtige Zeitpunkt? Mika kaute auf der Unterlippe. Vielleicht würde ihr Timea die Gründe für ihr Dilemma erzählen. Und sie, Mika, könnte ihr womöglich wie die Ritterin in der goldenen Rüstung zu Hilfe eilen. »Ja«, sagte Mika bestimmt. »Ich würde nämlich gern wissen, warum du dieses Haus hier aufgeben sollst.« Gespannt wartete Mika auf die Erklärung.
Es dauerte jedoch etwas, bis Timea so weit war. Am heftigen Pulsieren der Halsschlagader konnte Mika sehen, wie nervös Timea war. Sonst war keine Reaktion erkennbar.
»Okay, Mika«, begann Timea bedächtig. »Um es auf den Punkt zu bringen, ich habe Schulden. Hohe Schulden. Und Gernot Hampf hat es irgendwie geschafft, zu meinem Hauptgläubiger zu werden.«
Timea hatte Schulden? Und das war alles? Mika schüttelte ungläubig den Kopf.
Sie war gerade dabei das zu verarbeiten, da schlüpfte Timea aus dem Bett. Aus einer Schublade holte sie sich einen Slip, ein T-Shirt und zog sich an. Anschießend setzte sie sich in einen Sessel, der ein paar Meter vom Bett entfernt stand – die Beine hochgezogen. »Du siehst also, ich bin nicht nur arm wie eine Kirchenmaus, sondern stehe obendrein vorm totalen Untergang.«
Das heißt dann wohl, dass ich Papa anrufen muss , schlussfolgerte Mika. Sie stand ebenfalls auf und griff nach ihren Klamotten. »Ich muss mal schnell was erledigen«, sagte sie und eilte an Timea vorbei.
~*~*~*~
W ie könnte sie ihren Vater am besten davon überzeugen, Timeas Schulden zu begleichen? Wie ein gefangenes Tier lief Mika vor dem Schreibtisch auf und ab, das Telefon dabei ständig im Auge behaltend. Sie kaute an den Fingernägeln. Etwas, was sie seit drei Jahren nicht mehr gemacht hatte.
Mit zitternden Fingern wählte sie die Nummer. Das gleichmäßige Tut . . . Tut ließ ihren Puls kontinuierlich schneller werden.
»David.«
Die forsche
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