Neptuns Tochter 3
dauernden Spitzen . . . die tun weh«, gestand sie leise. »Sehr weh«, fügte sie nur für sich selbst hinzu.
»Timea, Liebes«, sagte die Großmutter betroffen, »es war doch nie meine Absicht, dich zu verletzen.«
»Mir ist schon klar, was deine Absicht ist.« Timea verzog das Gesicht. »Lass es sein. Bitte.«
»Das kann ich leider nicht versprechen«, entgegnete die Gräfin mit einem Schulterzucken. »Ich kann eben nicht aus meiner Haut.«
Seufzend drückte sich Timea hoch. »Das habe ich befürchtet.« Noch ehe sie sich ganz erhoben hatte, hielt sie inne und setzte sich wieder. »Wenn du aber übertreibst, stecke ich dich vielleicht doch noch in ein Altersheim«, drohte Timea. »Oder ich miete dir eine winzig kleine Wohnung, und du bekommst dann Essen auf Rädern«, fügte sie grinsend hinzu.
»Da du mich liebst, Kleines, muss ich mir deswegen keine Sorgen machen.«
»Ich gehe duschen und dann ins Bett«, gab Timea auf. Sie hatte für heute keine Kraft mehr für diese Diskussionen. Gegen ihre Nagyimama war einfach kein Kraut gewachsen.
~*~*~*~
» D u willst jetzt aber nicht in diesen Klamotten auf deinem Polterabend erscheinen?«, fragte Patrizia David schockiert.
»Wieso nicht?«, stellte Mika die Gegenfrage. Das heute war so quasi die Henkersmahlzeit. Da hatte sie doch das Recht so aufzulaufen, wie sie wollte.
»Zieh wenigstens eine andere Jeans an«, flehte die Mutter. »Eine, die nicht nach Altkleidersammlung aussieht.«
Mika verschränkte die Arme vor der Brust. Das war die Jeans, die sie bei ihrem Vorstellungsgespräch bei Adrienn Illay getragen hatte. Für Mika fühlte sich das Kleidungsstück wie ein Rettungsring an, der sie über Wasser hielt.
Patrizia David deutete die Reaktion ihrer Tochter richtig. »Wie du meinst«, resignierte sie. »Aber jammere nicht, wenn dieser Abend am Ende nicht perfekt ist.«
»Keine Sorge, Mama«, konterte Mika. »An diesen Abend erhebe ich keinen Anspruch auf Perfektion.« Sie legte noch ein paar ihrer Lederarmbänder an.
Woraufhin ihre Mutter das Gesicht verzog.
»Das Einzige, was ich mir davon erwarte«, erklärte Mika weiter, »ist, dass er vorübergeht.«
»Wir können das Ganze noch abblasen«, schlug Patrizia David vor.
»Das dürfte etwas schwierig sein«, meinte Mika. »Wenn mich nicht alles täuscht, trudeln nämlich die ersten Gäste ein.«
»Darum geht es jetzt nicht«, tadelte Patrizia David ihre Tochter. »Du musst nur ein Wort sagen, und ich schicke die Gäste wieder nach Hause. Das weißt du ganz genau.«
»Mama«, fuhr Mika auf. »Das haben wir schon bis zum Umfallen diskutiert.«
»Nicht diskutiert«, ereiferte sich Patrizia David. »Du hast für dich beschlossen, dass du an der fragwürdigen Vereinbarung mit deinem Vater und dem Versprechen, das du Frank gegeben hast, festhalten willst.«
»Genau«, sagte Mika schnippisch. »Auch wenn du Papa die Meinung gegeigt hast, ändert das nichts.« Sie verzog das Gesicht. »Und hör auf, mich ständig so vorwurfsvoll anzuschauen. Ich weiß, was ich tue.«
»Das bezweifle ich.« Patrizia David drehte Mika zum Spiegel und deutete auf das Bild darin. »Deine Aufmachung. Dein Gesichtsausdruck. Für mich macht das den Eindruck, dass du viel lieber davonrennen möchtest.«
Mika betrachtete ihr bleiches Gesicht. Die dunklen Ränder unter den Augen kamen dadurch noch stärker zur Geltung. »Das hab’ ich nie bestritten«, erklärte sie den Frauen im Spiegel. »Aber ich will einmal in meinem Leben etwas zu Ende bringen.«
»Ist das der Grund, warum du das alles machst?«, fragte Patrizia David.
Mika nickte.
»Hast du schon einmal daran gedacht, dass das vielleicht gar nicht mehr nötig ist?«
Fragend drehte sich Mika zu ihrer Mutter. Seit gestern war die irgendwie seltsam. Lächelte manchmal wissend vor sich hin. Führte geheime Telefonate. Machte Andeutungen. Auch jetzt. Patrizia David benahm sich wie Mika, wenn sie etwas ausheckte. Das war ein beunruhigender Gedanke. Andererseits – Mika grinste. »Willst du einen Tipp von einem Profi?«, fragte sie ihre Mutter.
Die antwortete mit einem Stirnrunzeln.
»Wenn man Pläne schmiedet, weil man zum Beispiel gegen etwas protestieren will«, Mika sah sich vorsichtig im Zimmer um, »muss man sich vorher über alle Eventualitäten informieren.«
»So, wie du das gemacht hast.«
»Ich?« Mika schaute wieder in den Spiegel. »Ich mach’ das prinzipiell nie«, gab sie zu. »Damit ich nicht in letzter Sekunde die Flucht ergreife.«
»Hast du
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