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Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Titel: Neptuns Tochter (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Waiden
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leisen Husten machte sich Mika bemerkbar.
    Sofort wurde Timeas Gesicht wieder zu einer undurchdringbaren Maske.
    Aber Mika hatte gesehen, was sie gesehen hatte. Wut. Verletzlichkeit. Angst. Und sie war sich sicher, dass Timeas Begegnung mit Gernot Hampf etwas damit zu tun hatte.
    »Wollen Sie auch etwas aus der Küche?«, fragte Mika leise.
    Es hatte den Anschein, als wollte Timea wieder harsch ablehnen. Aber plötzlich überzog ein sanftes Lächeln ihr Gesicht, das Mikas Puls in die Höhe trieb.
    »Ein Tee wäre ganz gut«, stimmte Timea zu.
    Dieser Satz war wie Musik in Mikas Ohren. Weil keine Missbilligung daraus klang. Kein Spott. Keine Kälte. Niemals hätte Mika gedacht, dass ein leichtes Lächeln und ein einfacher Satz glücklich machen könnten.
    Beschwingt machte sie sich auf den Weg zur Küche, summte vor sich, tänzelte.
    Bei einer Drehung prallte sie plötzlich mit Timea zusammen.
    Mikas Herz setzte einen Schlag aus.
    Timea schreckte zurück. Kurz blitzte etwas in ihren Augen auf, das Mika nicht einordnen konnte. Für einen Sekundenbruchteil stieg die Hitze in ihr an wie in einem Hochofen. Das musste Einbildung sein. Bestimmt. Aber es sah trotzdem aus, als würde Timea sie begehren. Schließlich atmete auch Timea schneller, und nicht nur Mika. Auskosten konnte sie diesen Augenblick jedoch nicht, denn er war so schnell vorbei, wie er begonnen hatte.
    »Ich kann meinen Tee auch hier trinken«, murmelte Timea und setzte sich rasch an den Küchentisch.
    Es wurde eine sehr schweigsame und auch sehr kurze Pause. Eigentlich müsste sich Timea die Zunge verbrannt haben, so schnell wie sie ihre Tasse leerte.
    Bevor Mika auch nur einen Ton von sich geben konnte, erhob sich Timea schon wieder. Sie verharrte kurz in halb aufrechter Position. »Wir können das morgen gern wiederholen«, sagte sie, ohne Mika dabei in die Augen zu schauen. Sie wartete nicht auf die Antwort, sondern verließ rasch die Küche.
    »Ich freu mich darauf«, flüsterte Mika ihr hinterher.
    Wie auf Nadeln beobachtete Mika am nächsten Tag die Uhr. Kurz vor drei eilte sie in die Küche.
    »Wollen Sie eine Tasse Tee?«, rief sie durch den Flur.
    »Gern«, antwortete Timea Illay dicht hinter ihr.
    Vor Schreck fiel Mika der Löffel herunter, den sie gerade in der Hand hielt.
    Timea lachte, und Mika bekam wieder die bekannte Gänsehaut. Würde das denn niemals aufhören? »Müssen Sie mich so erschrecken?«, schimpfte sie.
    »Haben Sie ein schlechtes Gewissen?«, fragte Timea mit hochgezogener Braue. Sie nahm die Tasse entgegen, die ihr Mika reichte und setzte sich.
    Da ihr Gesicht ansonsten keine Regung zeigte, konnte Mika nicht sagen, ob die Frage ernst gemeint war oder nicht. »Nie und nimmer«, erwiderte sie.
    Timea schmunzelte leicht, lehnte sich zurück und trank ihren Tee.
    Das war eine Tortur; und Mika setzte sich ihr auch noch freiwillig aus. Zuzusehen, wie Timea die Augen schloss. Wie ihr Körper sich entspannte, sie die Tasse an ihren Mund führte – diesen wunderbar geschwungenen Mund – die dampfende Flüssigkeit anhauchte, bevor sie den ersten Schluck nahm und ihre Zunge genießerisch über die Lippen streichen ließ. Als müsste noch der letzte Tropfen aufgenommen werden.
    Wie gern wäre Mika in diesem Augenblick die Tasse an Timeas Lippen, oder besser noch der Tee, der von der Zunge gestreichelt wurde. Aber Mika schluckte ihre Gefühle herunter – heute, morgen und auch in den darauffolgenden Tagen – und konzentrierte sich auf irgendwelchen Small Talk. Die Frage war nur, wie lange sie das noch ertragen könnte.
    »Sie sind heute so schweigsam«, stellte Timea ein paar Tage später fest. »Haben Sie irgendwelche Probleme?«
    »Nur das Übliche«, erwiderte Mika. Sie sog die Luft im Raum tief ein. Kaffee, Tee und ein Hauch von Timea. »Das Leben halt«, ergänzte Mika seufzend.
    »Jetzt bekomme ich es mit der Angst zu tun«, sagte Timea Illay. »Sind nicht Sie diejenige, die hier immer gute Laune verbreitet?« Sie grinste. »Sogar Petra Lorentz hat Sie in ihr Herz geschlossen.«
    Mika schaute erstaunt auf. Was wollte ihr Timea damit sagen?
    Die räusperte sich. »Da können Sie sich etwas darauf einbilden, wirklich.«
    Bla, bla, bla – Mika hatte sie so satt, diese seichten Gespräche ohne Tiefgang. Frustriert sprang sie auf. Der Stuhl kippte nach hinten.
    Erschrocken wich Timea zurück. »Mika … was …«, stammelte sie.
    Mika sah Besorgnis in Timeas Augen. Keine Wut; sondern ehrliche Sorge. Und sie hatte zum

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