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Nerd forever

Nerd forever

Titel: Nerd forever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Theisen
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schweige also lieber.

    »Hey, Nerd, ich rede mit dir!«
    Er beugt sich zu mir rüber. Der Nutellazwiebelleberwurstbutterbrotatem ist ekelig. »Siehst du Otto?«
    Ich sehe keinen Otto.
    »Bist aber über ihn gestolpert.«

    Von welchem Otto redet der?
    Als hätte Rick meine Gedanken gehört, sagt er: »Otto kannst du nicht sehen. Dazu müsstest du einer von uns sein, du Nerd! Höhöhö! Nur Alex und ich und Tom und Darwin sehen Otto.«
    Tom und Darwin? Wer sind die?

    »Freunde aus der Nachbarklasse. Wirst du noch kennenlernen.«
    Kann Rick Gedanken lesen?
    »Kann ich nicht. Aber was du denkst, kann ich mir denken«, sagt er. »Nerds wie du denken logisch. Das ist euer Problem.«

    Mobber müssen besonders gut darin sein, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Nur so können sie genau wissen, wie sie am besten fies sein können. Ähnlich wie ein Boxer finden sie sofort die Schwachstelle des Gegners.
    »Was denkst du da für einen Blödsinn?«
    Ich gebe Rick darauf keine Antwort. Und während er so redet und redet und ich Otto nicht sehen und Dr. Bauklo vor lauter Lärm nicht hören kann, träume ich von meinem alten PC, bevor ihn Sarah zerstört hat. Ich sehe mich, wie ich daheim am Rechner in Ruhe den Vortrag von Dr. Bauklo höre. Ich frage mich, ob wohl die Schüler in der Klasse die Fragen von Professor Pisa beantworten könnten?

    Ich kann mich kaum auf meine eigenen Gedankenblasen konzentrieren, denn Rick redet lauter und lauter, und schließlich
schreit er mich mit seinem Laber! Laber! Laber! aus seinem Nutellazwiebelleberwurstbutterbrotmund an und will jetzt plötzlich mein Handy.
    »Ich habe kein Handy.«
    »Los, gib es mir«, fordert Rick. »Sonst hol ich es mir. Gleich ist Pause, dann hau ich dich. Ich krieg es ja doch, dein Handy.«
    »Lass mich!«, werde ich lauter und noch lauter: »Laaaaaass michhhhh!«

    Alle drehen sich zu mir um. Von einer auf die andere Sekunde ist es still in der Klasse. Bloß mein Schrei hängt noch megafonlaut in der Luft.
    »Laaass miiiiichhhhhh!«
    Sofort schießt Dr. Bauklo auf mich zu. »Du störst den Unterricht! Was fällt dir ein!«
    »Aber ich …«
    »Erst pfuschst du und dann schreist du auch noch hier herum. So läuft das nicht. Du denkst wohl, du kannst dir alles erlauben. Gib mir dein Handy.«

    »Ich habe keins.«
    Bauklo ist außer sich.
    Rick meint: »Der Nerd lügt.«
    Und Bauklo: »Ab zum Direktor, Nerd!«

    »Ich weiß nicht, wo sein Büro ist.«
    »Begleite ihn, Nerdine«, befiehlt Dr. Bauklo dem Playmobil-Mädchen aus der ersten Reihe.
    »Nerd und Nerdine! Nerd und Nerdine!«, schallt es durch den Raum.
    Nerdine bleibt ruhig. Sie scheint es gewohnt zu sein, dass die anderen sie auslachen. Nerdine ist intelligent und mein Prozessor fühlt sich warm an. Ich traue mich nicht, sie anzugucken. Vermutlich glüht mein Gesicht. Die Hauttemperatur von Jungen erhöht sich um drei Grad, wenn ein Mädchen sie anlächelt. Und Nerdine lächelt und meine Brille beschlägt von innen.

Kapitel 8
Wo ist die Textleiste bei Mädchen?
    Wir gehen durch den Flur, und ich frage mich, wo die Textleiste bei Mädchen ist. Was soll ich sagen? Ihre Schuhe klackern, meine Schuhe klackern. Ihre Schuhe sind schwarz, meine Schuhe sind schwarz. Wenn du mit einem Mädchen sprechen möchtest, so solltest du über Gemeinsamkeiten reden. Ich traue mich aber nicht und gucke auf die Wände: ein helles Grün, ein helles Braun, ein helles Grün…
    »Weißt du schon, was du später einmal werden möchtest?«
    Sie will ein Gespräch beginnen. Was soll ich tun?
    Sie sagt: »Ich werde Mikrobiologin.«
    Ich schweige mich voran, Schritt für Schritt. Mein Mund ist dicht wie ein Tresor.
    Sie sagt: »Rick und Alex haben mir vorige Woche mein Mäppchen geklaut.«

    »Und was hast du gemacht?«
    »Nichts.«
    Wir kommen zur Tür von Direktor Dr. Schmitt. Darauf gibt es einen Pfeil und einen Satz: Nicht klopfen! Anmeldung nur im Sekretariat!

    Wir klopfen also an der nächsten Tür. Keine Reaktion. »Frau Nabelbruch ist meist in der Kantine. Sie isst gerne und wagt, dies auch in der Öffentlichkeit zu tun. Viele dickleibige Frauen zeigen ihr
Essverhalten nicht in der Öffentlichkeit einer Kantine, sondern nehmen die Nahrung heimlich zu sich.« Nerdine kennt sich aus und kann mir die Welt der Schule erklären. Jetzt drückt sie die Klinke. Keiner da. Wir treten ins Sekretariat ein, dann klopfen wir von dieser Seite aus an die Tür von Direktor Schmitts Büro.
    »Ja, herein.«

    Nerdine und ich treten ein.

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