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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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gleichen Nacht wurde ich, Yonathan, von Benel, einem Boten Yehwohs des Allmächtigen, besucht und Navrans Worte wurden mir zu einem göttlichen Auftrag: Der siebte Richter, von dem verheißen sei, dass er den verheerenden Einfluss des Melech-Arez ein für allemal beseitigen würde, könne nur sein Amt antreten, wenn der Stab Haschevet in seine Hände überginge und mir obliege es, das Amtssymbol nach Gan Mischpad, in den Garten der Weisheit, zu tragen.
    Es begann eine abenteuerliche Reise. Noch am nächsten Tag schiffte ich mich auf der Weltwind ein und segelte gen Süden.
    Auf dem Dreimaster lernte ich einen neuen Freund kennen, Yomi, der mir ein treuer Begleiter wurde. Vor den Klippen des Ewigen Wehrs kam es dann zu einer folgenschweren Begegnung. Wir trafen auf die Narga, das Schiff Sethurs, des Heerobersten von Bar-Hazzat. Ohne Frage war Sethur auf der Suche nach dem Stab. In der darauf folgenden Jagd gingen Yomi und ich über Bord.
    Wie durch ein Wunder wurden wir vor dem Ertrinken gerettet. Wir strandeten in einer Grotte, die durch Gänge und Höhlen mit dem Verborgenen Land verbunden war, das wir wenig später betraten. Es gibt Legenden, die behaupten, kein Mensch könne dieses Land betreten, aber Yomi und ich lernten den Fluch Yehwohs richtig verstehen: Es wurde uns gestattet das Verborgene Land zu durchwandern, um beim Südkammgebirge wieder in bekannte und besiedelte Gebiete zu gelangen.
    Leider gelang es auch Sethur den Wall des Ewigen Wehrs zu überwinden. Er stellte uns nach und konnte uns schließlich sogar gefangen nehmen. Bei dieser Gelegenheit wurde mir die Macht des Stabes Haschevet auf erschreckende Weise bewusst. Er verbrannte Gavroq, einen Hauptmann Sethurs, wodurch Yomi und mir die Flucht gelang. Dabei gerieten wir in den Grünen Nebel, der jeden mit Wahnsinn schlägt, wenn er nur lange genug in ihm herumirrt. Zum Glück erschien ein unverhoffter Retter. Din-Mikkith war sein Name, ein seltsames grünes Wesen, halb Mensch, halb Eidechse, das uns in sein Baumhaus brachte und mich wieder gesund pflegte.
    Bis dahin hatte der Yonathan meiner Träume seltsame Dinge mit mir angestellt. Teilweise hatte ich tagelang geträumt, ohne dass es mir bewusst wurde. Wenn ich dann wieder erwachte, schien nur ich allein den Verlust dieser Tage zu beklagen; alle anderen um mich herum behaupteten, die Zeit, die mir verloren schien, sei ohne erwähnenswerte Ereignisse verflossen.
    Dann, als mein Traumbruder sich in Din-Mikkiths Baumhaus von den Folgen des Grünen Nebels erholte, geschah etwas Merkwürdiges. Ich erwachte eines Nachts – und konnte mich aus meinem Rollstuhl erheben! Ich stieg durch das Fenster meines Zimmers und landete bei Yonathan im Baumhaus. Dort sprach ich sogar mit ihm (mit mir selbst?). Später kehrte ich in mein Zimmer zurück und legte mich schlafen. Beim Erwachen am nächsten Morgen dachte ich, auch diese sonderbare Begegnung sei nur wieder ein Traum gewesen. Aber dann sah ich meinen Rollstuhl beim Fenster stehen – und ich lag im Bett. Nie hätten mich meine Beine diesen Weg tragen können
    – es sei denn, es hatte sich alles genauso zugetragen, wie ich es nur zu träumen glaubte.
    Seit jener Nacht habe ich mich häufiger denn je gefragt, ob mein Traumbruder und ich nicht Spiegelbilder ein und derselben Wirklichkeit sind. Ich kann es schwer ausdrücken, aber irgendwie glaube ich, es gibt nur einen Jonathan. Und immer häufiger frage ich mich, wer von uns beiden der wahre, der echte ist.
    Din-Mikkith begleitete uns durch das Verborgene Land hindurch. Wir überlebten den Ausbruch des Glühenden Berges, eines Vulkans, der mich (jetzt wieder Yonathan) auf unerklärliche Weise beunruhigte. Schließlich gelangten wir zum Tor im Süden, einem geheimen Ausgang aus dem Verborgenen Land, hoch oben im ewigen Eis.
    Und dort trafen wir erneut auf Sethur. Es kam zu einem letzten Kampf. Beinahe hätte Sethur uns mit dem Trugbild eines Drachen überrumpelt, aber erneut half mir die Macht des Stabes Haschevet unseren Feind zu besiegen. Sethur wurde von einem Strom plötzlich geschmolzenen Eises hinweggeschwemmt. Für Yomi und mich aber kam die Stunde des Abschieds von Din-Mikkith, einem Freund, den man sich seltsamer und zugleich treuer kaum vorstellen konnte.
    Nun sitze ich hier, über das widerspenstige Papier gebeugt, und frage mich, wie meine Träume weitergehen werden. Seit einem guten Monat wohne ich wieder auf Jabbok House, unserem Familiensitz, aber an die letzten zwanzig Tage kann ich mich

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