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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Bedeutung der darin enthaltenen Prophezeiung besessen haben. Durch die Richterschaft Yonathans, der nun Geschan hieß, wurde ebenfalls eine Vereinigung herbeigeführt: der Kreis zwischen der fünften Richterin Ascherel und dem siebten Richter Geschan wurde hier geschlossen.
    »Werde ich jemals die Weltentaufe zum Guten lenken? WirdNeschan einmal für immer von allem Übel geheilt werden?«, fragte Yonathan, als er einmal in den wärmenden Strahlen der Sonne vor Goels Haus saß und mit dem alten Richter einfach nur die Schönheiten des Gartens in sich aufnahm.
    Goel schaute lange in Yonathans Gesicht, bevor er antwortete. »Würde ich diese Frage mit Ja beantworten, so müsste ich die Entscheidung vorwegnehmen, Geschan. Das weißt du. Aber vergiss nie, du hast einmal das Böse mit dem Guten besiegt. Du besitzt die Fähigkeit der vollkommenen Liebe. Bleibe bei diesen Dingen. Lass dich nicht durch vordergründige Weisheit der Menschen täuschen, oberflächliche Klugheit, die nur der Mehrung von Macht, Geld oder wertlosem Wissen dient. Benutze deinen klaren Menschenverstand, um Täuschung und Wahrheit zu trennen. Aber vor allem lass dich auch weiterhin von Yehwohs Liebe leiten. Dann wirst du jeden Feind besiegen.«
    Als Professor Macleod gegangen war, öffnete Lord Jabbok noch einmal behutsam die Tür, um nach seinem sterbenskranken Enkel zu schauen. Er hatte geglaubt das Spiel einer Flöte zu hören, aber das war natürlich absurd! Jonathan war viel zu schwach, um Flöte zu spielen. Samuel Falter stand hinter dem besorgten Großvater und versuchte einen Blick über dessen Schulter zu erhaschen. So bekamen beide gleichzeitig den Schock ihres Lebens.
    Das Zimmer war leer!
    Die Tür flog auf und die beiden alten Männer stürmten in den Raum. Sie suchten unter dem Bett, in jeder Nische, rückten schließlich sogar den Kleiderschrank zur Seite, aber von Jonathan fehlte jede Spur. Sogar das Fenster war verschlossen.
    »Das ist doch nicht möglich!«, keuchte der Lord. »Er kann sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben.«
    »Schaut«, drang Samuels Stimme durch das Halbdunkel des Raums. Er hielt eine Blume in der Hand.
    »Was ist das?«
    »Eine Rose. Eine schneeweiße Rose. Und hier, hier ist noch eine. Wir müssen sie vor lauter Aufregung ganz übersehen haben.«
    Der Lord trat näher und nahm eine der beiden Rosen aus Samuels Hand. »Seltsam. Ich habe noch nie eine solche Blume gesehen. Sogar der Stängel, die Blätter und die Dornen sind weiß.«
    »Und da ist auch Jonathans Flöte.« Samuel deutete auf das Kissen.
    »Eigenartig«, grübelte der Lord. »Es ist beinahe so, als ob er uns damit etwas sagen wollte. Hast du vorhin auch das Flötenspiel gehört?«
    Samuel nickte. »Ja! Aber ich glaubte, es sei die Übermüdung oder die Sorge um Jonathan, die mir einen Streich spielte.«
    »Mir erging es ebenso. Weißt du, woran ich denke, Samuel?«
    »Woran, Mylord?«
    »Jonathan sagte einmal zu mir, er würde sich nie von mir abwenden und einfach so davonlaufen.« Er lächelte schwach. »Wie könnte er auch? Er sagte, wenn er mich je verließe, würde er auf alle Fälle eine Nachricht hinterlassen oder ein Zeichen – ich erinnere mich nicht mehr so genau. Jedenfalls würde er mich wissen lassen, dass er an mich denkt.«
    »So etwas Ähnliches hat er auch einmal zu mir gesagt!«, staunte Samuel.
    Beide Männer blickten sich lange schweigend an.
    »Weißt du, was ich glaube«, fragte Lord Jabbok schließlich.
    »Was?«
    »Er hat immer von seinen Träumen geredet, von einer eigenen Welt, in der er als gesunder Junge umherhüpfen und alles tun konnte, wonach ihm der Sinn stand. Ich glaube, jetzt befindet er sich dort.« Der alte Lord blickte unsicher auf den kleineren Samuel Falter hinab, überzeugt, dass er jetzt eine jener offenen Antworten erhalten würde, für die er den alten Hausdiener des Knabeninternats so schätzte.
    Doch Samuel entgegnete nur: »Ich weiß auch von diesen Träumen und ich glaube, dass Ihr Recht habt, Lord Jabbok.«
    Der Lord legte den Arm um die Schulter des Freundes und während er mit ihm den langen Gang entlangschritt, auf den die Tür von Jonathans Zimmer hinausführte, sagte er: »Er hat uns nicht wirklich verlassen, Samuel. Andere Kinder – die ›normalen‹, wie man sagt – verlassen ihre Familien und ihre Freunde. Jonathan war nie eines von diesen Kindern. Das, was andere Menschen von einem ›gesunden‹ Jungen erwarten – zu laufen, zu springen, auf Bäume zu klettern –, das konnte

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