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Nessie und die Geister der MacLachlan

Nessie und die Geister der MacLachlan

Titel: Nessie und die Geister der MacLachlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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erklären.
    „Komm“, sagte sie, „laß den Loch in Ruhe, guck keine Löcher mehr rein.“ Er ließ sich widerwillig vom Fenster wegziehen und ging mit ihr auf den Flur hinaus. Allan Campbell war verschwunden. Dafür rief Tante Jessie ziemlich schrill aus dem Badezimmer: „Goody!“
    „Ja, Tante Jessie?“
    „Goody, ich hab dir immer wieder gesagt, du sollst, wenn du geduscht hast, die Brause aus der Badewanne nehmen und aufhängen. Und außerdem sollst du den Hebel wieder nach unten stellen, damit das Wasser in die Wanne läuft. Ich hab meine Gründe, daß ich das verlange. Warum merkst du dir das nicht endlich?“

    „Entschuldige, aber heute war ich sehr aufgeregt.“
    „Du warst an vielen Tagen weniger aufgeregt und hast es auch vergessen. Wenn dich nicht Sarah dazu überredet hat, das Bad so zurückzulassen, dann hast du wenig Hirn!“
    Das war unerfreulich am letzen Tag. Sie und wenig Hirn!
    Sie hatte eine Menge Hirn, wenn sie das auch nicht jede Stunde und Minute zeigte. Als ob die Welt zugrunde ginge, wenn die Brause mal in der Wanne lag!
    So vertrödelte sie den Rest des Vormittags, half Tante Jessie dann unwillig in der Küche. Jessie wollte zum Abschied ein Cock-A-Leekie — Huhn mit Lauch — auf den Tisch bringen. Aber erst zum Dinner.
    „Zum Lunch essen wir nur etwas Schnelles, ich habe noch kaltes Rindfleisch, dann schmeckt euch am Abend das Cock-A-Leekie noch mal so gut.“ Sie holte einen großen Topf aus dem Küchenschrank, denn in ihm mußte allerhand Platz finden. Zunächst einmal das Suppenhuhn, dann ein großer Rinderknochen, dazu Rinderleber, zehn Stangen in Scheiben geschnittener Lauch, kleingeschnittene Schinkenscheiben, eine gehörige Prise Pfeffer aus der Pfeffermühle, nicht zu viel Salz, frische Petersilie, Thymian, Dill, Lorbeer, Muskatnuß, fein zerrieben. Das ganze mußte dann drei Stunden mit Wasser bedeckt sieden. War das Huhn gar, nahm man es heraus, löste das Fleisch vom Knochen und schnitt es in Stücke, dann kam noch eine Tasse entkernter Zwetschgen dazu und zwei kleingeschnittene Porreestangen. Danach durfte das Cock-A-Leekie höchstens noch eine Viertelstunde sieden.
    Jetzt war es allerdings noch lange nicht soweit. Tante Jessie hatte die Gummihandschuhe mit den Stulpen übergezogen und rupfte das Huhn.
    Zur selben Zeit fluchte Mac Punch, Goodys Vater, in seinem Wagen, weil das alte Vehikel nicht so recht wollte. Immer, wenn er Gas gab, zog der Wagen zunächst an, beschleunigte aber nicht. Und das war ärgerlich. „Jetzt bin ich noch nicht einmal in Schottland, erst nahe dran, und schon werkeln die schottischen Geister an meiner Maschine herum“, schimpfte er.
    Sarah auf dem Bild über dem Kamin wünschte sich, es käme einer und würde einheizen, denn es war empfindlich frisch, fast schon wie Herbst. Und außerdem wußte sie, daß die beiden Kinder morgen abfuhren, und es war für sie sehr angenehm gewesen, hin und wieder mit ihnen zu plaudern.
    Zum Tee hatte sich Colonel Webb angesagt. Er kam völlig durchnäßt an, und es war lustig zu sehen, wie die wasserscheue Jessie vor ihm Reißaus nahm und sich erst wieder zeigte, als der Colonel versicherte, er sei so trocken wie die Sahara.
    „O du mein Gott, es ist kühl! Ich hab ganz vergessen, Cedric zu bitten, Feuer im Kamin zu machen. Außerdem wird Mac sich auch über die Wärme freuen, wenn er heute kommt.“
    Cedric machte gern Feuer, er wollte sich von Sarah aus dem Bild verabschieden. Und es dauerte auch nicht lange, da stand sie neben ihm.
    „Hat es dir hier gefallen?“ fragte sie.
    Er nickte nur, weil er kein Wort hervorbrachte. Er war enttäuscht, daß die Sache mit Nessie nicht geklappt hatte.
    Sie sagte ihm das auf den Kopf zu, und er nickte wieder.
    „Es ist noch nicht aller Tage Abend“, meinte sie. „Und es ist heute ein guter Tag, der Regen treibt vom Meer herein. Wirst du je wiederkommen?“
    Das wußte er nicht. Er konnte es wirklich nicht sagen. Natürlich würde er gern wiederkommen, denn es gefiel ihm hier.
    Und auch, daß sie manchmal herunterstieg und mit ihm sprach. Sein Vater hatte daheim keine solchen Bilder.
    „Die Bilder machen es nicht“, sagte sie. „Die Menschen sind es. Ach, da kommt wieder dieser Colonel. Ich mag ihn nicht.“ Schwups, war sie wieder oben auf dem Bild im sturmzerzausten Hochmoor. Nur ihr Geruch blieb noch eine Weile bei Cedric.
    Von der Küche drang jetzt der Porreeduft des Cock-A-Leekie herein. Cedric ging hinaus zu Goody.
    „Goody“, sagte er leise, „ich

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