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Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Titel: Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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der Kleinen.
    Außerdem mußte sie am Fenster nach einem braunhaarigen Köpfchen drüben am anderen Kinderstubenfenster Ausschau halten. Aber soviel Annemarie auch lugte, nickte und winkte, ja sogar auch hinüberrief, die kleine Margot ließ sich nicht blicken.
    Nesthäkchen aber hatte noch mehr zu tun, als am Fenster zu stehen. Es mußte vor allen Dingen Mätzchen frisches Wasser und Futter geben; denn morgens war dazu keine Zeit mehr gewesen. Annemarie sorgte stets selbst für ihr Kanarienvögelchen, sogar von ihrem Apfel steckte sie meist ein Schnittchen zwischen die Messingstäbe seines Bauers. Dafür sang Annemaries Mätzchen aber auch so schön wie kein anderer Kanarienvogel.
    Als Mätzchen versorgt war, ging es zu Hanne in die Küche hinaus.
    »Hanne«, begann die Kleine nachdenklich, »was haben Sie denn heute bloß mit dem Bonbon gemacht, den der Kaufmann mir immer geschenkt hat, wenn ich mit einholen gegangen bin?«
    »Den habe ich mir natürlich nun allein gut schmecken lassen«, lachte die Köchin.
    »Wirklich?« zweifelte Klein-Annemarie und setzte dann gutherzig hinzu: »Na, ich habe ja auch dafür die große Schultüte von Großmama!«
    Inzwischen waren auch die Brüder aus der Schule gekommen.
    »Na, hast du schon einen Tadel bekommen, Annemie?« fragte Bruder Hans, der Untertertianer, neckend das Schwesterchen beim Mittagessen.
    »Nee, aber eine feine Schultüte von Großmama; ich gebe dir auch etwas ab, Hänschen und dir auch, Kläuschen«, setzte das gute, kleine Ding schnell hinzu, als es die begehrlichen Augen des frischgebackenen Sextaners Klaus sah.
    »Hast du schon eine Schulfreundin?« forschte der. Nesthäkchen überlegte keinen Augenblick.
    »Ja, alle fünfzig Kinder sind meine Schulfreundinnen; soviel Freunde hast du sicher nicht, Kläuschen«, übertrumpfte sie den Bruder.
    »Nee«, machte der Sextaner verächtlich, »ein richtiger Junge hat überhaupt nur einen Schulfreund. Und höchstens noch einen zweiten für den Notfall, wenn er mal mit dem ersten verkracht ist. Und mit all den anderen keilt man sich bloß.«
    »Dann kann ja Margot Thielen meine Schulfreundin sein, aber heulen darf sie nicht immerzu. Und wenn ich mit ihr verkracht bin, dann kommt die Hilde dran, aber nur als zweite Freundin. Und mit den anderen Kindern werde ich mich gleich morgen keilen!« rief Nesthäkchen eifrig, das sich in allem ein Vorbild an den großen Brüdern nahm; dazu reckte die Kleine bereits unternehmungslustig die Arme.
    »Pfui, Lotte, kleine Mädchen hauen sich doch nicht«, mahnte Mutti.
    Da mischte sich auch Vater in das Gespräch ein: »Wie gefällt dir denn dein Lehrer, Lotte? Hat er denn auch einen Rohrstock?«
    Annemarie lachte. »Wir haben doch gar keinen Lehrer, nur ein Fräulein. Und einen ulkigen Namen hat die -wie war er denn bloß noch?« Die Kleine dachte angestrengt nach. »Fräulein Bückling oder Fräulein Flunder, so ähnlich war's. Ach nee, Fräulein Hering; aber süß ist sie!«
    »Ich kenne nur sauren Hering«, lachte Hans, »süßen habe ich noch nie gegessen.«
    »Mein Fräulein Hering ist aber gar nicht sauer, die ist wirklich süß«, versicherte das Schwesterchen. Dann holte sie die große Schultüte und bot jedem davon etwas an. Sogar auch Hanne und Frieda. Nur für Klaus und Puck suchte sie selbst ein Stück heraus; denn bei beiden war zu befürchten, daß sie sich mehr nahmen, als ihnen zugedacht war.
    Als Annemarie nach Tisch mit ihrer roten Tüte wieder mal zum Fenster lief und zu Thielens hinüberspähte, da lugten dort hinter der weißen Mullgardine zwei große, braune Kinderaugen hervor. Die sahen gar nicht mehr verheult aus, sondern lachten und grüßten strahlend herüber.
    Annemarie hielt ihre große Schultüte hoch und zeigte sie stolz der kleinen Nachbarin. Sofort wurde drüben als Antwort eine grüne Schultüte in der Luft herumgeschwenkt ei, da hatte Margot auch eine geschenkt bekommen. Darum war sie auch sicher jetzt so vergnügt. Das wurde nun ein Winken hinüber und herüber.
    Dann spielte Nesthäkchen mit allen ihren Puppen Schule.
    Sie selbst war Fräulein Hering. Gerda hieß natürlich Annemarie Braun.
    »So, Kinder, nun sagt mir mal alle, wie euer Vater heißt«, verlangte das kleine Fräulein Hering.
    »Meiner heißt Papa -meiner August - meiner ist schon längst totgestorben, Tante meiner heißt Vatichen«, so ließ Annemarie ihre Puppenschülerinnen durcheinander rufen.
    Dann aber schüttelte sie mitleidig lächelnd den Blondkopf, ganz wie die

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