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Nestor Burma in der Klemme

Nestor Burma in der Klemme

Titel: Nestor Burma in der Klemme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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immer noch geschlossen. Die
Bomben hatten ihrem Schaufenster keinen Schaden zugefügt. Durch den schmalen
Hausflur gelangte ich auf einen Innenhof. Nach einem kurzen Rundblick versuchte
ich mich zu orientieren, ohne genau zu wissen, wonach.
    Plötzlich vernahm ich über mir einen Schrei.
Sogar meinen Namen meinte ich zu hören. Ich sah nach oben. Vor den Fenstern
hing jedoch nur Wäsche zum Trocknen.
    Trotzdem, ich hatte es mir bestimmt nicht
eingebildet. Entschlossen, mir Klarheit zu verschaffen, ging ich zurück in den
dunklen Hausflur und tastete mich zur Treppe vor.
    Aus einer noch dunkleren Nische trat ein Flic
auf mich zu. Der heutige Tag stand wohl im Zeichen der Blauuniformierten. Ich
konnte keinen Schritt tun, ohne über einen Gesetzeshüter zu stolpern.
    „Wohin wollen Sie?“ fragte er. „Wohnen Sie
hier?“
    Ich wollte gerade antworten, als jemand die
Treppe hinuntergestürzt kam.
    „Guten Tag, Nestor Burma!“
    Der Besitzer der Stimme war groß und hager. Das
Tageslicht, das durch eine Art Luke fiel, ließ sein bauernschlaues Gesicht mit
dem frühzeitig ergrauten Schnurrbart erkennen. Der Mann trug einen beigen
Regenmantel und einen schokoladenfarbenen Hut. Nichts von beiden saß wie
angegossen.
    Es war mein Freund Florimond Faroux, Inspektor
der Kripo.
    Schon die Anwesenheit des Polizisten im
Treppenhaus war mir verdächtig vorgekommen. Als ich aber Faroux sah, schlug
mein Herz ein paar Takte schneller. Mein Instinkt für Geheimnisse hatte mich
auch diesmal nicht getäuscht. Zweifellos eine prima Idee, dieses Haus unter die
Lupe zu nehmen!
    „Na, was laufen Sie denn so schnell die Treppe
runter?“ fragte ich meinen Freund. „Ist man hinter Ihnen her?“
    „Hab Sie im Hof stehen sehn“, antwortete er und
schüttelte mir die Hand. „Sie machten den Eindruck, als suchten Sie was. Wollte
Ihnen dabei behilflich sein.“
    „Sehr nett von Ihnen“, sagte ich lachend.
„Spielen Sie schon länger den hilfreichen Samariter?“
    „Von Zeit zu Zeit, ja... Also, was machen Sie
hier?“
    „Nichts Besonderes. Und Sie?“
    „Dasselbe.“
    Ich lachte wieder. „Tatsächlich? Hab gelesen,
daß eine Zeitschrift einen Höflichkeitswettbewerb startet. Bei einem Ehrlichkeitswettbewerb
könnten wir glatt den ersten Preis holen, meinen Sie nicht auch?“
    „Kann schon sein“, brummte Faroux.
    Zum Beweis wiederholte er seine Frage.
    „Hören Sie mal“, erwiderte ich statt einer
Antwort, „das muß doch was zu bedeuten haben, oder? Ich nehme nicht an, daß Sie
vom Roten Kreuz hergeschickt worden sind. Und der Knabe da? Schiebt der nur so
zum Spaß Wache?“
    „Wenn Sie mir bitte folgen möchten“, sagte
Faroux, jetzt sehr offiziell. „Ich kann Ihnen etwas zeigen, was dringend einer
Erklärung bedarf.“
    Er führte mich in ein möbliertes Zimmer ganz
oben unterm Dach. Drei Männer, davon einer in Uniform, machten sich an einem
vierten zu schaffen, der auf dem Teppich lag. Den hatte der Lärm des
Bombenangriffs eben wohl nicht übermäßig gestört.
    Zwei Kugeln hatten sich einen Weg in seinen
Magen gebahnt und wollten gar nicht mehr raus. Wollten bestimmt wissen, was der
Mann zum Frühstück zu sich genommen hatte. Angeekelt von den morgendlichen
Kugelgästen, war das Leben durch die beiden Löcher entwichen, die die Kugeln
hinterlassen hatten.
     
    * * *
     
    Das einfache, unpersönliche Zimmer bot den
trostlosen Anblick aller möblierten Zimmer, die fade an die Vormieter erinnern.
Das Nußbaumbett in der Ecke, der Toilettentisch, das runde Tischchen und der
Fransenteppich in der Mitte, all das mochte den Gipfel der Eleganz zu der Zeit
dargestellt haben, als die Hauswirtin geheiratet hatte. An dieses Ereignis
erinnerte übrigens ein vergilbtes Foto in einem Plüschrahmen, das neben einer
Uhr auf dem Marmorkamin stand. Die Uhr zeigte zwanzig nach eins.
    Über der Lehne eines Stuhls mit abgewetztem
Velourssitz hingen eine Unterhose, eine Weste und eine graue Cheviotjacke. Das
Futter der rechten Jackentasche hing heraus. Unter dem Bett stand ein gelbes
Schuhpaar, in das der Träger seine Socken gestopft hatte. Ein Mantel diente als
zusätzliche Decke auf dem zerwühlten Bett.
    Ein kleines Öfchen kämpfte mit seinem
verlöschenden Feuer verzweifelt gegen die kühle Luft an, die durch die kaputten
Fensterscheiben ins Zimmer drang. Ein Glassplitter hatte das Gesicht des Mannes
auf dem Boden verletzt — wahrscheinlich während des morgendlichen
Bombenangriffs.
    Trotz der ausgeprägten Züge, die der Tod

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