Neubeginn in Virgin River
was?“
„Solche Attacken.“
„Ein oder zwei.“
„Lügen Sie die kleine Schwester nicht an“, schalt sie. „Wie lange geht das schon so?“ Sie schob seine Augenlider nach oben und sah, dass seine Augen sich gelb verfärbt hatten. Er war auf dem besten Weg zu einer Hepatitis. „Wollen Sie etwa so lange warten, bis Ihre Leber anschwillt?“
„Es wird vorbeigehen.“
Sie befürchtete, dass er eine heftige Gallenkolik hatte, und war sich nicht sicher, ob das alles war. Ohne auch nur eine Sekunde lang darüber nachzudenken, griff sie zum Telefon und rief in der Bar an. „Jack“, sagte sie, „komm bitte rüber. Ich muss Doc ins Krankenhaus bringen.“ Und legte auf.
„Nein“, protestierte Doc.
„Doch“, sagte sie. „Wenn Sie sich jetzt mit mir anlegen, werde ich Jack und Preacher dazu bringen, Sie im Feuerwehrgriff in den Hummer zu verladen. Da wird sich Ihr Bauch ja gut anfühlen.“ Sie sah ihm ins Gesicht. „Wie geht es Ihrem Rücken?“
„Schrecklich. Diesmal ist es wirklich schlimm.“
„Sie werden ganz gelb, Doc“, sagte sie. „Wir können nicht warten. Ich vermute, es handelt sich um eine Gallenkolik. Ich werde Ihnen jetzt eine Infusion anlegen und möchte kein Gemecker hören.“
Noch bevor sie die Nadel anlegen konnte, tauchten Jack und Preacher auf. „Wir werden ihn in den Wagen bringen, und ich fahre euch“, sagte Jack. „Was ist los mit ihm?“
„Ich denke, es ist eine Gallenkolik, aber er spricht ja nicht. Jedenfalls ist es etwas Ernstes. Sein Blutdruck ist viel zu hoch, und er hat schreckliche Schmerzen.“
„Alles bloß Zeitverschwendung“, meldete sich Doc zu Wort. „Es wird vorübergehen.“
„Seien Sie doch bitte still“, flehte Mel ihn an. „Ich möchte diese starken Jungs hier nicht auffordern müssen, Sie festzuhalten.“
Nachdem die Infusion angelegt war, sprintete sie noch schnell zum Medikamentenschrank, während Jack und Preacher Doc von beiden Seiten stützten und langsam mit ihm zur Tür hinausgingen, wobei Jack die Infusion über seinem Kopf hochhielt. Als sie den Hummer erreichten, schloss Mel sich ihnen an.
„Ich werde mich nicht hinlegen“, protestierte Doc.
„Das sollten Sie aber, finde ich …“
„Ich kann nicht“, entgegnete er. „Es ist schlimm genug, sitzen zu müssen.“
„Also gut. Dann nehmen wir die Krankentrage raus und bauen die Rückbank ein. Ich werde den Haken für den Infusionsbeutel nach vorne ziehen und mich neben Sie setzen. Haben Sie schon etwas gegen die Schmerzen eingenommen?“
„Vorhin habe ich mir überlegt, ob ich Morphium nehmen soll“, antwortete Doc.
Jack arretierte die Rückbank und stellte die Trage auf Does Veranda. Schwerfällig kletterte Doc auf den Rücksitz. „Die Schmerzmittel, die wir sonst noch haben, sind nicht stark genug“, murrte er.
„Werden Sie es ohne Medikament bis zum Krankenhaus schaffen? Sodass der Arzt dort entscheiden kann, was am besten gegen die Schmerzen hilft?“
„Arrrggghhh“, stöhnte er.
„Wenn Sie darauf bestehen, werde ich Ihnen etwas geben. Allerdings wäre es sinnvoller, in der Notaufnahme entscheiden zu lassen, was das Beste ist.“ Sie holte Luft. „Ich habe etwas Morphium dabei.“
Die Augen nur einen Spaltbreit geöffnet, starrte er sie an. „Geben Sie mir eine Spritze“, forderte er sie auf. „Es tut einfach höllisch weh.“
Seufzend zog sie den Inhalt der Morphium-Ampulle, die sie in ihrer Tasche hatte, mit einer Spritze auf und mischte es der Infusion bei. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis Doc „Ahhh…“ sagte.
„Haben Sie schon einen Arzt wegen Ihrer Beschwerden konsultiert?“, fragte sie ihn.
„Ich bin Arzt, junge Frau. Ich kann mich selbst versorgen.“
„Oh Junge“, stöhnte sie nur.
„In Garberville gibt es auch eine Klinik“, sagte Jack, als er den Motor startete. „Das ist näher als das Valley Hospital.“
„Wir brauchen aber einen Chirurgen“, teilte Mel ihm mit.
„Eine Operation wird nicht nötig sein“, protestierte der Alte.
„Wollen Sie darauf wetten?“, war alles, was sie dazu sagte.
Mit dem Narkotikum wurde Doc etwas ruhiger, was gut war, denn auch bei Jacks schnellem, geschicktem Fahrstil dauerte die Fahrt länger als eine Stunde. Das lag weniger an der Entfernung als an den Straßen. Es war ein einziges Schlängeln, Winden und Langsamfahren, bis sie endlich die Landstraße erreicht hatten, die zum Highway führte. Mel sah aus dem Fenster und erinnerte sich an den ersten Abend, als sie hierhergekommen
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